Version PDF - bauforschungonline.ch
Version PDF - bauforschungonline.ch
Version PDF - bauforschungonline.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof Interlaken 5. Der S<strong>ch</strong>weizerhof als Vertreter der Hotelar<strong>ch</strong>itektur der 1850er Jahre<br />
Pensionen Viktoria und Jungfrau am Höheweg zwei Ärztepensionen mit<br />
Dekorationen im S<strong>ch</strong>weizer Holzstil. 1854 wurde die Pension Lüthi erbaut, ein<br />
verputzter Riegbau unter Sattelda<strong>ch</strong> mit rei<strong>ch</strong>em Holzdekor an Lauben,<br />
Da<strong>ch</strong>zone und der Fensterrahmung im Da<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>oss. 1857 folgte die Pension<br />
Volz, wel<strong>ch</strong>e mit mehreren Badstuben ausgestattet war (105).<br />
Am Höheweg weit hin si<strong>ch</strong>tbar und daher entspre<strong>ch</strong>end bedeutungsvoll war das<br />
kurz na<strong>ch</strong> dem Bau des Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof von Friedri<strong>ch</strong> Seiler zwis<strong>ch</strong>en<br />
seinem Hotel Jungfrau und dem Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof als Pension erstellte Chalet<br />
de la Jungfrau (Abb. 37) (106). Der auffällige Bau mit gemauertem Sockel und<br />
hölzernen Oberges<strong>ch</strong>ossen unter Sattelda<strong>ch</strong> erweist si<strong>ch</strong> als Prototyp für die<br />
Anwendung des S<strong>ch</strong>weizer Holzstils bei Pensionen in den kommenden<br />
Jahrzehnten. Balkone und Lauben boten dem Gast die Mögli<strong>ch</strong>keit, die Aussi<strong>ch</strong>t<br />
von seinem Zimmer aus an der fris<strong>ch</strong>en Luft zu geniessen. Das üppige<br />
Laubsägedekor des Baus<strong>ch</strong>mucks bra<strong>ch</strong>te auf bes<strong>ch</strong>wingte Weise das „typis<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e“ zum Ausdruck und sollte si<strong>ch</strong> dem Gast einprägen. Der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Holzstil wurde als Baustil angewendet, der eine Identifikation mit dem<br />
Berner Oberland erzeugen sollte und ausserdem als modern galt. Diese<br />
eigentli<strong>ch</strong> „touristis<strong>ch</strong>en“ Ausprägungen führten dazu, dass der Bau- und<br />
Dekorstil - wie das Beispiel des Hotels S<strong>ch</strong>weizerhof zeigt – au<strong>ch</strong> für<br />
Hotelbauten und insgesamt für touristis<strong>ch</strong>e Bauten zu einem beliebten und<br />
renommierten Baustil wurde.<br />
5.4 S<strong>ch</strong>weizer Holzstildekor als Erfolgsfaktor beim Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof<br />
Das Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof und das Chalet de la Jungfrau markieren einen<br />
Wendepunkt in der Gestaltung von Tourismusbauten in Interlaken. Das Hotel<br />
S<strong>ch</strong>weizerhof kann als erstes Hotel in Interlaken bezei<strong>ch</strong>net werden, das in der<br />
Na<strong>ch</strong>folge des Hotels Belvédère als professioneller Hotelbetrieb erri<strong>ch</strong>tet wird,<br />
aber als Hotel au<strong>ch</strong> von seiner äusseren Gestaltung dur<strong>ch</strong> bestimmte Merkmale<br />
erkennbar wird (vgl. Kapitel 3.2). Wie das Belvédère nutzt der S<strong>ch</strong>weizerhof die<br />
aussi<strong>ch</strong>tsrei<strong>ch</strong>e Lage am belebten Höheweg im Zentrum des touristis<strong>ch</strong>en<br />
Ges<strong>ch</strong>ehens. Der Betrieb wird professionell geführt, der Besitzer Strübin nennt<br />
si<strong>ch</strong> „Gastgeber“, führt das Hotel hauptberufli<strong>ch</strong> und mit entspre<strong>ch</strong>endem<br />
Personal (107). Der Hotelbau stellt ein überlegt angeordnetes Raumprogramm<br />
zur Verfügung, wel<strong>ch</strong>es vers<strong>ch</strong>iedene Gesells<strong>ch</strong>aftsräume im Erdges<strong>ch</strong>oss<br />
- 40 -