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Briefe<br />
Schluss mit Oma-Bashing<br />
Nr. 30/<strong>2018</strong> Leitartikel: Die Große Koalition<br />
befeuert die AfD<br />
Erneut wird gegen die Erhöhung der Mütterrente<br />
für Frauen polemisiert, die vor 1992<br />
Kinder bekommen haben. Man könnte fast<br />
annehmen, dass diese wortgewaltigen Kritiker<br />
nie eine Mutter oder Großmutter hatten.<br />
Die Frauen, die nach 1992 Kinder bekamen,<br />
erhalten drei Erziehungsjahre für<br />
die Rente gutgeschrieben, ohne dass ich je<br />
eine böse Kritik dagegen gelesen hätte. Dass<br />
gerade die Großmütter, die als junge Frauen<br />
in der Nachkriegszeit ihre Kinder ohne die<br />
milliardenschweren staatlichen Unterstützungen<br />
großziehen mussten, von der Enkelgeneration<br />
derart beleidigt werden, ist nicht<br />
nachvollziehbar. Möglicherweise vergisst<br />
unser empörter Leitartikler, dass die viel -<br />
geschmähte Rentnergeneration durch einen<br />
erzwungenen Rentenzuwachsverzicht die<br />
wenig sinnvolle Riesterrente für die aktuell<br />
Berufstätigen mitfinanzieren musste. Also<br />
Schluss mit dem Oma-Bashing.<br />
Dr. Ingrid Scherzer-Hartz, Buxtehude (Nieders.)<br />
Ihre Behauptung, dass die ärmeren Mütter<br />
für wohlhabendere und kinderreichere Seniorinnen<br />
Rente bezahlen, verstehe ich<br />
nicht. Die »Mütterrente« war ein Projekt<br />
von Horst Seehofer, der sich davon wohl<br />
ein paar Punkte im Wahllokal versprochen<br />
hatte. Mutter zu sein ist ein schwerer Beruf,<br />
und ich gönne jeder diese Rente, gleich ob<br />
sie »nur« zwei Kinder aufgezogen hat oder<br />
mehr. Es gab eine öffentliche politische<br />
Diskussion, aus welchen Mitteln diese<br />
Rente, für die nie Beiträge in die Rentenversicherung<br />
eingezahlt wurden, bezahlt<br />
werden soll. Das Ergebnis war: aus den<br />
Beitragsgeldern. Das ist in meinen Augen<br />
Betrug gegenüber den Beitragszahlern. Die<br />
Mütterrente müsste, wenn es hier gerecht<br />
zuginge, aus Steuern bezahlt werden.<br />
Rosemarie Leonhardt, Stockach (Bad.-Württ.)<br />
Entschuldigung wofür?<br />
Nr. 30/<strong>2018</strong> Wie Teile der Linken in der<br />
Flüchtlingsdebatte die Nerven verlieren<br />
Nach Jahren moraltriefender Überheblichkeit<br />
und leichtsinniger Verkennung der<br />
Realitäten nun ein Kommentar, der einen<br />
glauben lässt, der SPIEGEL könnte doch<br />
Retter, Hilfsbedürftige im Mittelmeer<br />
H. POSCHMANN / REX / SHUTTERSTOCK<br />
zu einstiger intellektueller Größe zurückfinden.<br />
Jan Fleischhauer spricht genau das<br />
aus, was ich seit Jahren vertrete – ohne jemals<br />
in Richtung AfD geschielt zu haben.<br />
Walter Haug, Walzbachtal (Bad-Württ.)<br />
Ganz herzlichen Dank für diesen Kommentar!<br />
Als ich in der letzten Ausgabe der<br />
»Zeit« die Entschuldigung las, hatte ich<br />
schon ein schlechtes Gefühl. Entschuldigung<br />
wofür? Ich hatte den Beitrag gelesen,<br />
und es handelt sich hier um ein Pro und<br />
Kontra. Es ist, wie Sie erfrischend schreiben,<br />
ein »Missverstehenwollen«. Schlimm<br />
genug. Denn in diesem Falle ergäbe es keinen<br />
Sinn mehr, in Beiträgen abzuwägen,<br />
Dinge zu relativieren, auf die Wortwahl<br />
zu achten. Die Konsequenz wäre, keine<br />
kontroversen Texte mehr zu schreiben.<br />
Aber wohin soll das führen?<br />
Dr. Stefanie Schindler, Konstanz (Bad.-Württ.)<br />
Sympathischer als Seehofer<br />
Nr. 30/<strong>2018</strong> SPIEGEL-Gespräch mit<br />
CSU- Veteran Peter Gauweiler über den<br />
Machtkampf in der Union<br />
Ein sehr unverkrampftes, gelungenes Interview,<br />
in dem Herr Gauweiler mit seiner<br />
bildhaften Sprache einiges an Grundsätzlichem<br />
im CDU-CSU-Verhältnis eindrucksvoll<br />
auf den Punkt bringt. Dabei hat er<br />
mich einige Male sehr zum Schmunzeln<br />
gebracht. Somit hat er, ganz nebenbei, bewiesen,<br />
was ihn sympathischer macht als<br />
Seehofer, Söder und viele andere »Großkopferten«:<br />
sein Humor!<br />
Michael Kuntz, Mannheim<br />
Mit welcher Skrupellosigkeit Merkel Seehofer<br />
auflaufen ließ, kann man nur als Meisterstück<br />
bezeichnen. Treffend hat es Gauweiler<br />
auf den Punkt gebracht: »Angela<br />
Merkel ist eine Wellenreiterin, und zwar<br />
die beste der Welt.« Seehofer und die CSU<br />
haben es versäumt, ihre Chance zu nutzen.<br />
Alfred Pell, Fürstenzell (Bayern)<br />
Ausgerechnet der größte Populist der Union<br />
wirft Merkel Prinzipienlosigkeit vor. Als<br />
Politiker müsse man »sich auch gegen negative<br />
Trends stemmen«. Nur wenn sich<br />
Merkel gegen die Migrationspolitik der<br />
CSU stemmt, ist das seiner Meinung nach<br />
kein Kampf für die eigenen Prinzipien.<br />
Wäre Merkel nur »eine Wellenreiterin«,<br />
hätte sie längst dem nationalistischen<br />
Trend in Deutschland, Europa und der<br />
Welt nachgegeben.<br />
Jürgen Thiede, Kirchlinteln (Nieders.)<br />
Ich bin enttäuscht von den SPIEGEL-Redakteuren,<br />
dass sie Gauweiler nicht durch<br />
Nachfragen gezwungen haben, seine Behauptung,<br />
dass Entscheidungen nicht mehr<br />
im Parlament getroffen würden, »dass das<br />
Parlament mehr und mehr Dekoration<br />
wird«, zu belegen. So erscheint diese Aussage<br />
von Gauweiler als Tatsache und könnte<br />
als Argument gegen unsere parlamentarische<br />
Demokratie angesehen werden.<br />
Hartwig Brunn, Braunschweig<br />
Ist dieser Interviewpartner Gauweiler nicht<br />
derjenige, der in der Aidskrise vorschlug,<br />
alle Aidskranken in Lagern zu isolieren?<br />
Und so einem gibt man immer noch eine<br />
Plattform für eine politische Meinung?<br />
Dr. Christian Winterhalter, Kreuzlingen (Schweiz)<br />
Hoch belastet<br />
Nr. 30/<strong>2018</strong> Audi, BMW, Daimler, Porsche<br />
und VW sprachen sich offenbar auch<br />
bei Benzinmotoren ab – zum Schaden der<br />
Kunden, der Politik und der Umwelt<br />
In Ihrem Bericht über die heimlichen Verabredungen<br />
deutscher Autohersteller, bei<br />
Benzinern keine Partikelfilter einzusetzen,<br />
ist viel von »Umwelt« die Rede, obwohl<br />
sich die geschilderten Wirkungen von Feinund<br />
Feinststäuben bis hin zu 41 500 vorzeitigen<br />
Todesfällen nur auf die Spezies<br />
Homo sapiens beziehen. Als pensionierter<br />
Porsche-Produktion<br />
Insektenforscher frage ich mich seit Langem,<br />
welchen Anteil die besonders von<br />
Direkteinspritzern ausgestoßenen ultrafeinen<br />
Partikel am Phänomen des Insektensterbens<br />
haben.<br />
Dr. Günther Voss, Inzlingen (Bad.-Württ.)<br />
Ich bin Bewohner einer stark mit Feinstaub<br />
belasteten Stadt und mit 42 Nichtraucherjahren<br />
an Lungenkrebs erkrankt.<br />
Zu lesen, dass unsere Automobilmanager<br />
bewusst meine Krankheit in Kauf nahmen,<br />
um einem Neuwagenkäufer keine 140<br />
Euro Aufpreis für einen Partikelfilter zuzumuten,<br />
macht mich fassungslos. Neuwagenkäufer<br />
in Deutschland sind keine verarmte<br />
Schicht, und das von ihnen gewählte<br />
Zubehör ist um ein Vielfaches teurer als<br />
ein Partikelfilter. Die Sonderbehandlung<br />
der Autoindustrie durch Gerichte und<br />
Politik muss jetzt ein Ende haben!<br />
Dr. Theis Stüven, Wiesbaden<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />
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JAN WOITAS / PICTURE ALLIANCE / DPA<br />
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