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Der Spiegel Magazin No 32 vom 04. August 2018

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Briefe<br />

Schluss mit Oma-Bashing<br />

Nr. 30/<strong>2018</strong> Leitartikel: Die Große Koalition<br />

befeuert die AfD<br />

Erneut wird gegen die Erhöhung der Mütterrente<br />

für Frauen polemisiert, die vor 1992<br />

Kinder bekommen haben. Man könnte fast<br />

annehmen, dass diese wortgewaltigen Kritiker<br />

nie eine Mutter oder Großmutter hatten.<br />

Die Frauen, die nach 1992 Kinder bekamen,<br />

erhalten drei Erziehungsjahre für<br />

die Rente gutgeschrieben, ohne dass ich je<br />

eine böse Kritik dagegen gelesen hätte. Dass<br />

gerade die Großmütter, die als junge Frauen<br />

in der Nachkriegszeit ihre Kinder ohne die<br />

milliardenschweren staatlichen Unterstützungen<br />

großziehen mussten, von der Enkelgeneration<br />

derart beleidigt werden, ist nicht<br />

nachvollziehbar. Möglicherweise vergisst<br />

unser empörter Leitartikler, dass die viel -<br />

geschmähte Rentnergeneration durch einen<br />

erzwungenen Rentenzuwachsverzicht die<br />

wenig sinnvolle Riesterrente für die aktuell<br />

Berufstätigen mitfinanzieren musste. Also<br />

Schluss mit dem Oma-Bashing.<br />

Dr. Ingrid Scherzer-Hartz, Buxtehude (Nieders.)<br />

Ihre Behauptung, dass die ärmeren Mütter<br />

für wohlhabendere und kinderreichere Seniorinnen<br />

Rente bezahlen, verstehe ich<br />

nicht. Die »Mütterrente« war ein Projekt<br />

von Horst Seehofer, der sich davon wohl<br />

ein paar Punkte im Wahllokal versprochen<br />

hatte. Mutter zu sein ist ein schwerer Beruf,<br />

und ich gönne jeder diese Rente, gleich ob<br />

sie »nur« zwei Kinder aufgezogen hat oder<br />

mehr. Es gab eine öffentliche politische<br />

Diskussion, aus welchen Mitteln diese<br />

Rente, für die nie Beiträge in die Rentenversicherung<br />

eingezahlt wurden, bezahlt<br />

werden soll. Das Ergebnis war: aus den<br />

Beitragsgeldern. Das ist in meinen Augen<br />

Betrug gegenüber den Beitragszahlern. Die<br />

Mütterrente müsste, wenn es hier gerecht<br />

zuginge, aus Steuern bezahlt werden.<br />

Rosemarie Leonhardt, Stockach (Bad.-Württ.)<br />

Entschuldigung wofür?<br />

Nr. 30/<strong>2018</strong> Wie Teile der Linken in der<br />

Flüchtlingsdebatte die Nerven verlieren<br />

Nach Jahren moraltriefender Überheblichkeit<br />

und leichtsinniger Verkennung der<br />

Realitäten nun ein Kommentar, der einen<br />

glauben lässt, der SPIEGEL könnte doch<br />

Retter, Hilfsbedürftige im Mittelmeer<br />

H. POSCHMANN / REX / SHUTTERSTOCK<br />

zu einstiger intellektueller Größe zurückfinden.<br />

Jan Fleischhauer spricht genau das<br />

aus, was ich seit Jahren vertrete – ohne jemals<br />

in Richtung AfD geschielt zu haben.<br />

Walter Haug, Walzbachtal (Bad-Württ.)<br />

Ganz herzlichen Dank für diesen Kommentar!<br />

Als ich in der letzten Ausgabe der<br />

»Zeit« die Entschuldigung las, hatte ich<br />

schon ein schlechtes Gefühl. Entschuldigung<br />

wofür? Ich hatte den Beitrag gelesen,<br />

und es handelt sich hier um ein Pro und<br />

Kontra. Es ist, wie Sie erfrischend schreiben,<br />

ein »Missverstehenwollen«. Schlimm<br />

genug. Denn in diesem Falle ergäbe es keinen<br />

Sinn mehr, in Beiträgen abzuwägen,<br />

Dinge zu relativieren, auf die Wortwahl<br />

zu achten. Die Konsequenz wäre, keine<br />

kontroversen Texte mehr zu schreiben.<br />

Aber wohin soll das führen?<br />

Dr. Stefanie Schindler, Konstanz (Bad.-Württ.)<br />

Sympathischer als Seehofer<br />

Nr. 30/<strong>2018</strong> SPIEGEL-Gespräch mit<br />

CSU- Veteran Peter Gauweiler über den<br />

Machtkampf in der Union<br />

Ein sehr unverkrampftes, gelungenes Interview,<br />

in dem Herr Gauweiler mit seiner<br />

bildhaften Sprache einiges an Grundsätzlichem<br />

im CDU-CSU-Verhältnis eindrucksvoll<br />

auf den Punkt bringt. Dabei hat er<br />

mich einige Male sehr zum Schmunzeln<br />

gebracht. Somit hat er, ganz nebenbei, bewiesen,<br />

was ihn sympathischer macht als<br />

Seehofer, Söder und viele andere »Großkopferten«:<br />

sein Humor!<br />

Michael Kuntz, Mannheim<br />

Mit welcher Skrupellosigkeit Merkel Seehofer<br />

auflaufen ließ, kann man nur als Meisterstück<br />

bezeichnen. Treffend hat es Gauweiler<br />

auf den Punkt gebracht: »Angela<br />

Merkel ist eine Wellenreiterin, und zwar<br />

die beste der Welt.« Seehofer und die CSU<br />

haben es versäumt, ihre Chance zu nutzen.<br />

Alfred Pell, Fürstenzell (Bayern)<br />

Ausgerechnet der größte Populist der Union<br />

wirft Merkel Prinzipienlosigkeit vor. Als<br />

Politiker müsse man »sich auch gegen negative<br />

Trends stemmen«. Nur wenn sich<br />

Merkel gegen die Migrationspolitik der<br />

CSU stemmt, ist das seiner Meinung nach<br />

kein Kampf für die eigenen Prinzipien.<br />

Wäre Merkel nur »eine Wellenreiterin«,<br />

hätte sie längst dem nationalistischen<br />

Trend in Deutschland, Europa und der<br />

Welt nachgegeben.<br />

Jürgen Thiede, Kirchlinteln (Nieders.)<br />

Ich bin enttäuscht von den SPIEGEL-Redakteuren,<br />

dass sie Gauweiler nicht durch<br />

Nachfragen gezwungen haben, seine Behauptung,<br />

dass Entscheidungen nicht mehr<br />

im Parlament getroffen würden, »dass das<br />

Parlament mehr und mehr Dekoration<br />

wird«, zu belegen. So erscheint diese Aussage<br />

von Gauweiler als Tatsache und könnte<br />

als Argument gegen unsere parlamentarische<br />

Demokratie angesehen werden.<br />

Hartwig Brunn, Braunschweig<br />

Ist dieser Interviewpartner Gauweiler nicht<br />

derjenige, der in der Aidskrise vorschlug,<br />

alle Aidskranken in Lagern zu isolieren?<br />

Und so einem gibt man immer noch eine<br />

Plattform für eine politische Meinung?<br />

Dr. Christian Winterhalter, Kreuzlingen (Schweiz)<br />

Hoch belastet<br />

Nr. 30/<strong>2018</strong> Audi, BMW, Daimler, Porsche<br />

und VW sprachen sich offenbar auch<br />

bei Benzinmotoren ab – zum Schaden der<br />

Kunden, der Politik und der Umwelt<br />

In Ihrem Bericht über die heimlichen Verabredungen<br />

deutscher Autohersteller, bei<br />

Benzinern keine Partikelfilter einzusetzen,<br />

ist viel von »Umwelt« die Rede, obwohl<br />

sich die geschilderten Wirkungen von Feinund<br />

Feinststäuben bis hin zu 41 500 vorzeitigen<br />

Todesfällen nur auf die Spezies<br />

Homo sapiens beziehen. Als pensionierter<br />

Porsche-Produktion<br />

Insektenforscher frage ich mich seit Langem,<br />

welchen Anteil die besonders von<br />

Direkteinspritzern ausgestoßenen ultrafeinen<br />

Partikel am Phänomen des Insektensterbens<br />

haben.<br />

Dr. Günther Voss, Inzlingen (Bad.-Württ.)<br />

Ich bin Bewohner einer stark mit Feinstaub<br />

belasteten Stadt und mit 42 Nichtraucherjahren<br />

an Lungenkrebs erkrankt.<br />

Zu lesen, dass unsere Automobilmanager<br />

bewusst meine Krankheit in Kauf nahmen,<br />

um einem Neuwagenkäufer keine 140<br />

Euro Aufpreis für einen Partikelfilter zuzumuten,<br />

macht mich fassungslos. Neuwagenkäufer<br />

in Deutschland sind keine verarmte<br />

Schicht, und das von ihnen gewählte<br />

Zubehör ist um ein Vielfaches teurer als<br />

ein Partikelfilter. Die Sonderbehandlung<br />

der Autoindustrie durch Gerichte und<br />

Politik muss jetzt ein Ende haben!<br />

Dr. Theis Stüven, Wiesbaden<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

(leserbriefe@spiegel.de) gekürzt<br />

sowie digital zu veröffent lichen und unter<br />

www.spiegel.de zu archivieren.<br />

JAN WOITAS / PICTURE ALLIANCE / DPA<br />

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