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SPIEGEL TV WISSEN<br />
SONNTAG, 5. 8., 20.15 – 21.00 UHR | SKY UND<br />
BEI ALLEN FÜHRENDEN KABELNETZBETREIBERN<br />
Das E-Auto der Zukunft<br />
Elektrofahrzeuge sind effizient,<br />
benötigen aber bei der Herstellung<br />
viel Energie. Stammt diese über -<br />
wiegend aus Kohle, Öl und Gas,<br />
Ingenieure in Elektrobus<br />
haben E-Au tos nur einen geringen<br />
ökologischen Vorteil gegenüber<br />
Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.<br />
Wissenschaftler suchen daher in -<br />
tensiv nach Rohstof fen aus sauberen<br />
Quellen.<br />
SPIEGEL TV<br />
MONTAG, 6. 8., 23.25 – 0.00 UHR | RTL<br />
Hoch im <strong>No</strong>rden, ganz unten – Alltag<br />
im Problemviertel Kiel-Mettenhof;<br />
Tod durch Unterlassen – Ein Rockermord<br />
wird zum Polizeiskandal.<br />
Hochhäuser in Kiel-Mettenhof<br />
SPIEGEL GESCHICHTE<br />
MITTWOCH, 8. 8., 21.00 – 21.45 UHR | SKY<br />
Die Macht der Technik – Rasante<br />
Geschwindigkeiten, Teil 1<br />
Für viele Menschen ist es ihr liebster<br />
Zeitvertreib, für andere lediglich<br />
ein Fortbewegungsmittel: das Automobil.<br />
Über 45 Mil lionen Exemplare<br />
sind allein in Deutschland zugelassen.<br />
Die Dokumentation beschäftigt<br />
sich mit der Geschichte des Auto -<br />
mobils – von den ersten motorisierten<br />
Gefährten bis hin zur modernen<br />
Luxuskarosse – und zeigt, wie Autos<br />
unser Leben verändert haben.<br />
BAVARIAONE FILM & FERNSEHPROD.<br />
SPIEGEL TV<br />
besetzung für besondere Abteilungstypen<br />
auszuhandeln – von der Kardiologie bis zur<br />
Intensivmedizin. Ein Denkfehler, urteilt<br />
SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach: »Weder<br />
Kliniken noch Kassen haben ein Interesse<br />
an Personaluntergrenzen, weil das für<br />
sie höhere Ausgaben bedeuten würde.«<br />
Nach einem Jahr, 16 offiziellen Verhandlungstagen,<br />
5 großen Runden, 5 Kamingesprächen<br />
und 3 Krisensitzungen im Ministerium<br />
zerstritten sich Kliniken und Kassen<br />
über eine Minimallösung. Die Kliniken gestanden<br />
lediglich zu, dass jene zehn Prozent<br />
der Häuser mit der schlechtesten Ausstattung<br />
ihre Stellen aufstocken müssen.<br />
Die Kassen halten das für zu wenig. Als<br />
die Gespräche Ende Juli scheiterten, dachte<br />
der Minister um. »Jens Spahn macht sich<br />
jetzt die Forderungen der SPD zu eigen«,<br />
frotzelt SPD-Politiker Lauterbach.<br />
Einmal noch wird Spahn die Beteiligten<br />
zum Gespräch bitten. Scheitert es, will er<br />
selbst eine Untergrenze<br />
für die sensiblen Ab -<br />
teilungen festlegen. Neu<br />
aufgenommen in sein<br />
Pflegegesetz hat er den<br />
Passus, dass es ab 2020<br />
auch eine generelle gesetzliche<br />
Untergrenze<br />
geben soll – für alle Abteilungen<br />
mit Betten.<br />
Allerdings steckt in<br />
jeder Untergrenze ein<br />
Dilemma. Sie definiert<br />
nur ein Mindestmaß,<br />
unterhalb dessen »eine<br />
patientengefährdende<br />
Versorgung« in Kauf genommen<br />
wird, wie es in<br />
der Gesetzesbegründung<br />
heißt. Sie legt jedoch keinen<br />
Standard für gute<br />
Pflegekräfte<br />
je Krankenhausbett<br />
Dänemark<br />
USA<br />
Schweiz<br />
Österreich<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Ungarn<br />
Pflege fest. Was aber geschieht, wenn bislang<br />
gut ausgestattete Kliniken ihr Personal<br />
nun auf die Untergrenze senken?<br />
Die Ursache für den Pflegenotstand<br />
liegt im System. Die Länder geizen mit<br />
Investitionen, und seit 2003 werden die<br />
Klinikleistungen über Fallpauschalen vergütet.<br />
Für jede Hüft-OP beispielsweise<br />
gibt es seither in etwa gleich viel Geld –<br />
egal, wie lange der Patient bleibt und wie<br />
gut er versorgt wird. Es lohnt sich daher,<br />
viele Ärzte zu beschäftigen, die viel operieren.<br />
Es lohnt sich dagegen nicht, viele<br />
Pflegekräfte einzustellen. Sie schmälern<br />
den Gewinn. Vor allem seit es diese Fehlanreize<br />
gibt, klagen Pfleger über Überforderung.<br />
Damit beginnt ein zweiter Teufelskreis:<br />
Weil die Arbeit unattraktiver wird, steigen<br />
Pflegekräfte aus dem Job aus. Umso größer<br />
wird der Druck für die anderen. Auch<br />
im Helios Klinikum Siegburg stecken die<br />
Beschäftigten in dieser Spirale: »Die verbleibenden<br />
Pflegefachkräfte müssen das<br />
3,2<br />
2,3<br />
1,5<br />
0,9<br />
0,9<br />
0,6<br />
0,5<br />
gewollt steigende Patientenaufkommen<br />
trotzdem irgendwie bewältigen«, sagt Betriebsratschef<br />
Georg Rakel. Er nennt es<br />
»Geschäftsmodell zur Gewinnmaximierung<br />
für alle Krankenhausbetreiber«.<br />
Das Helios Klinikum erklärt, es bedauere<br />
»den personellen Engpass im Februar<br />
<strong>2018</strong>«. Man habe »vollstes Verständnis«<br />
für die Kollegin, die sich mit der »Ausnahmesituation«<br />
überfordert gesehen habe.<br />
Wegen der Grippewelle seien viele Mit -<br />
arbeiter ausgefallen, gleichzeitig wurden<br />
<strong>No</strong>tfallpatienten eingeliefert, die »aufgrund<br />
der angespannten Versorgungslage«<br />
nicht an andere Kliniken verlegt werden<br />
konnten. Helios bedauere auch, den eigenen<br />
Ansprüchen »in dieser Nacht« nicht<br />
genügt zu haben, Sterbenden ein »würdevolles<br />
Umfeld« zu ermöglichen. Allerdings<br />
habe man die Tote nicht in eine Abstellkammer<br />
geschoben, sondern in einen »stationsnahen<br />
Behandlungsraum«.<br />
Auch das Klinikum in<br />
Siegburg könnte bald<br />
Quelle: OECD;<br />
2015, Vollzeitäquivalent<br />
mehr Geld für die Pflege<br />
erhalten. Die Bundesregierung<br />
will das System<br />
der Fallpauschalen nun<br />
reformieren. Von 2020<br />
an bekommen die Kliniken<br />
den Einsatz von<br />
Krankenpflegern wieder<br />
gesondert bezahlt.<br />
Allerdings bleibt ein<br />
Problem, das sich so<br />
schnell nicht lösen lässt:<br />
<strong>Der</strong> Arbeitsmarkt ist leer<br />
gefegt. Nach Statistiken<br />
der Bundesagentur für<br />
Arbeit sind 11 000 Krankenpflegestellen<br />
unbesetzt.<br />
Wie aber sollen Kliniken<br />
Abteilungen aufstocken,<br />
wenn sie kein Personal finden?<br />
Im schlimmsten Fall müssen Abteilungen<br />
geschlossen werden. Das könnte die unausweichliche<br />
Konsequenz der Personaluntergrenzen<br />
sein. Man muss darüber<br />
nicht traurig sein. In Deutschland herrscht<br />
ein Überangebot an Klinikbetten, und<br />
nicht jedes Krankenhaus versorgt seine<br />
Patienten gut genug. Wenn nur die besten<br />
Kliniken überleben, hätte ein dirigistisches<br />
Gesetz am Ende paradoxerweise doch die<br />
Marktkräfte gestärkt.<br />
Am Morgen nach ihrem Dienst findet<br />
die Schwester in Siegburg keinen Schlaf.<br />
Sie ist aufgewühlt, weil sie Sterbende »gezwungenermaßen«<br />
allein lassen musste,<br />
wie sie in ihrem Bericht schreibt. »Ich wurde<br />
mir immer unsicherer, ob ich zumindest<br />
alles <strong>No</strong>twendige getan habe, um eine<br />
Schädigung von Patienten zu vermeiden.«<br />
Die Pflegerin hat Konsequenzen aus<br />
dieser Nacht gezogen. Sie hat gekündigt.<br />
Cornelia Schmergal<br />
30 DER SPIEGEL Nr. <strong>32</strong> / 4. 8. <strong>2018</strong>