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Ausland<br />
»Die Angst ist vorbei, wir können zum ersten Mal frei atmen in Äthiopien.« ‣S.90<br />
Protest von Oppositionellen in Harare<br />
gegen den vermuteten Wahlbetrug<br />
LUIS TATO / AFP<br />
Analyse<br />
Am Abgrund<br />
Simbabwe verspielt die Hoffnung auf einen Neubeginn: Nach den Wahlen brechen Unruhen aus.<br />
Nach der Absetzung des greisen Präsidenten Robert Mugabe gab<br />
es Hoffnung auf einen Neubeginn für Simbabwe, und ein erfreuliches<br />
Zeichen war auch, dass die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen<br />
zu Beginn dieser Woche friedlich und geregelt verliefen.<br />
Doch am Mittwoch, als die Wahlkommission bekannt gab, dass<br />
die Regierungspartei von Staatschef Emmerson Mnangagwa<br />
bei der Sitzverteilung klar gewonnen habe, kam es zu gewalttätigen<br />
Ausschreitungen. Die Anhänger des Oppositionsbündnisses<br />
MDC Alliance sprachen von Wahlbetrug, die Sicherheitskräfte<br />
schossen scharf, sechs Menschen wurden getötet. Wieder stand<br />
Simbabwe am Abgrund.<br />
An den Unruhen ist auch MDC-Spitzenkandidat Nelson Chamisa<br />
mitschuldig, der schon vor der Auszählung der Stimmen voreilig<br />
und illegalerweise den Sieg seiner Allianz verkündet hatte.<br />
Doch vor allem zeigen die Auseinandersetzungen, wer die wahre<br />
Macht im Land ist: nicht das interimistische Staatsoberhaupt<br />
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Mnangagwa, sondern das Militär, das schon Diktator Mugabe aus<br />
dem Amt geputscht und Mnangagwa an die Macht gebracht hatte<br />
und auch in Zukunft mitbestimmen will. Von Anfang an gab es<br />
Zweifel, ob die Armee einen Sieg der Opposition zulassen würde.<br />
Bei Redaktionsschluss waren neun der zehn Provinzen ausgezählt<br />
– Mnangagwa lag klar in Führung. Vermutlich erübrigt sich<br />
eine Stichwahl. In jedem Fall droht dem Land weiteres Unheil. Es<br />
stehen sich zwei unversöhnliche und gewaltbereite Lager gegenüber,<br />
die fest auf den Triumph ihres Kandidaten gesetzt haben.<br />
Ein international anerkanntes Ergebnis wäre auch für den wirtschaftlichen<br />
Wiederaufbau des Landes wichtig: Nach einer De -<br />
kade der Hyperinflation und Dauerkrise braucht Simbabwe dringend<br />
ausländische Investoren und einen Schuldenerlass. Dazu<br />
müsste es wieder in die internationale Gemeinschaft aufgenommen<br />
werden – doch das wird nicht möglich sein, wenn ein glaubwürdiger<br />
demokratischer Aufbruch ausbleibt. Bartholomäus Grill<br />
DER SPIEGEL Nr. <strong>32</strong> / 4. 8. <strong>2018</strong>