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Der Spiegel Magazin No 32 vom 04. August 2018

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Ausland<br />

»Die Angst ist vorbei, wir können zum ersten Mal frei atmen in Äthiopien.« ‣S.90<br />

Protest von Oppositionellen in Harare<br />

gegen den vermuteten Wahlbetrug<br />

LUIS TATO / AFP<br />

Analyse<br />

Am Abgrund<br />

Simbabwe verspielt die Hoffnung auf einen Neubeginn: Nach den Wahlen brechen Unruhen aus.<br />

Nach der Absetzung des greisen Präsidenten Robert Mugabe gab<br />

es Hoffnung auf einen Neubeginn für Simbabwe, und ein erfreuliches<br />

Zeichen war auch, dass die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen<br />

zu Beginn dieser Woche friedlich und geregelt verliefen.<br />

Doch am Mittwoch, als die Wahlkommission bekannt gab, dass<br />

die Regierungspartei von Staatschef Emmerson Mnangagwa<br />

bei der Sitzverteilung klar gewonnen habe, kam es zu gewalttätigen<br />

Ausschreitungen. Die Anhänger des Oppositionsbündnisses<br />

MDC Alliance sprachen von Wahlbetrug, die Sicherheitskräfte<br />

schossen scharf, sechs Menschen wurden getötet. Wieder stand<br />

Simbabwe am Abgrund.<br />

An den Unruhen ist auch MDC-Spitzenkandidat Nelson Chamisa<br />

mitschuldig, der schon vor der Auszählung der Stimmen voreilig<br />

und illegalerweise den Sieg seiner Allianz verkündet hatte.<br />

Doch vor allem zeigen die Auseinandersetzungen, wer die wahre<br />

Macht im Land ist: nicht das interimistische Staatsoberhaupt<br />

76<br />

Mnangagwa, sondern das Militär, das schon Diktator Mugabe aus<br />

dem Amt geputscht und Mnangagwa an die Macht gebracht hatte<br />

und auch in Zukunft mitbestimmen will. Von Anfang an gab es<br />

Zweifel, ob die Armee einen Sieg der Opposition zulassen würde.<br />

Bei Redaktionsschluss waren neun der zehn Provinzen ausgezählt<br />

– Mnangagwa lag klar in Führung. Vermutlich erübrigt sich<br />

eine Stichwahl. In jedem Fall droht dem Land weiteres Unheil. Es<br />

stehen sich zwei unversöhnliche und gewaltbereite Lager gegenüber,<br />

die fest auf den Triumph ihres Kandidaten gesetzt haben.<br />

Ein international anerkanntes Ergebnis wäre auch für den wirtschaftlichen<br />

Wiederaufbau des Landes wichtig: Nach einer De -<br />

kade der Hyperinflation und Dauerkrise braucht Simbabwe dringend<br />

ausländische Investoren und einen Schuldenerlass. Dazu<br />

müsste es wieder in die internationale Gemeinschaft aufgenommen<br />

werden – doch das wird nicht möglich sein, wenn ein glaubwürdiger<br />

demokratischer Aufbruch ausbleibt. Bartholomäus Grill<br />

DER SPIEGEL Nr. <strong>32</strong> / 4. 8. <strong>2018</strong>

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