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Ausland<br />
ADAM DEAN / DER SPIEGEL<br />
Touristen in Angkor Wat: »Wir staunen, wie arm es hier ist«<br />
Die Übernahme<br />
Kambodscha Premier Hun Sen hat einen Traum: Er will bis zum Jahr 2020<br />
rund zwei Millionen chinesische Gäste anlocken. Rund um die<br />
weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat hat China sein Land bereits in der Hand.<br />
J<br />
eden Morgen um sieben Uhr, wenn<br />
sich die Sonne aus den Wolken<br />
schält und die Europäer ihre letzten<br />
Fotos vor der Silhouette von Angkor<br />
Wat schießen, legt sich über das Plätschern<br />
der Stimmen im Dschungel ein dröhnendes<br />
Brummen. Jeder Händler an den Rändern<br />
von Siem Reap im <strong>No</strong>rdwesten Kambodschas<br />
weiß, was das heißt: Die Reisebusse<br />
der Chinesen rollen an.<br />
Gegen halb acht drängen sich Hunderte<br />
Chinesen vor der Tempelanlage, darunter<br />
23 Touristen aus Guangzhou, mit<br />
Hut und surrendem Handventilator. Sie<br />
versammeln sich um ihren Reiseleiter<br />
Dara Say*, einen Kambodschaner mit<br />
wachem Blick und breitem Silberring, der<br />
die Reisenden aus Guangzhou für die<br />
kommenden fünf Tage begleiten wird.<br />
Er erklärt ihnen durch ein knarzendes<br />
* Name geändert.<br />
Mikrofon, dass Angkor Wat im zwölf -<br />
ten Jahrhundert gebaut worden sei, als<br />
die Macht des Khmer-Reichs auf ihren<br />
Höhepunkt zustrebte. »Ein Wunder!«,<br />
ruft Say.<br />
Aber die Chinesen hören ihm nicht zu.<br />
Sie sind mit ihren Smartphones beschäftigt.<br />
Fotografieren einen See. Fotografieren<br />
einander. Machen Selfies.<br />
Einer von ihnen, Liu Jianxi, ein 41-jähriger<br />
Medizintechniker in orangefarbener<br />
Jacke, tritt hervor. »Meine Frau und ich<br />
reisen zum ersten Mal ins Ausland«, sagt<br />
er. »Freunde haben uns Kambodscha empfohlen.<br />
Wir staunen, wie arm es hier ist.<br />
Für fünf Tage haben wir nur 900 Dollar<br />
bezahlt.«<br />
Früher einmal war Siem Reap ein<br />
Dschungelnest mit sandigen Pisten, um -<br />
geben von Landminen, in das sich nur<br />
interessierte Kulturreisende verirrten.<br />
Heute ist die 200 000-Einwohnerstadt das<br />
Ziel von Zehntausenden chinesischen<br />
Touristen. Am Stadtrand stehen immer<br />
noch ärmliche Hütten, in der Innenstadt<br />
aber sprießen Hotels aus dem Boden,<br />
warten Heere von Tuk-Tuk-Fahrern, Tische<br />
für riesige Gruppen stehen in der<br />
Partymeile bereit. Hier werden täglich<br />
Tausende Besucher aus China durch -<br />
geschleust.<br />
Rund 5,6 Millionen Reisende haben<br />
Kambodscha im vergangenen Jahr besucht;<br />
darunter 1,2 Millionen Chinesen.<br />
Bis 2020 sollen es zwei Millionen werden,<br />
so lautet die Vision der kambodschanischen<br />
und der chinesischen Regierung. Seit<br />
ein paar Jahren haben Reiseagenturen für<br />
Chinesen große Teile der Stadt übernommen<br />
und wetteifern hier um Profit.<br />
Das entspricht den Wünschen des Premiers<br />
Hun Sen und seiner immer autokratischer<br />
agierenden Regierung. <strong>Der</strong> 65-Jährige,<br />
seit 33 Jahren an der Macht, ließ sich<br />
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