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Der Spiegel Magazin No 32 vom 04. August 2018

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te können viel davon erzählen. Von einsamen<br />

Schichten. Von Überlastung und Ohnmacht.<br />

Von dem Gefühl, dem eigenen Anspruch<br />

an eine professionelle Pflege nicht<br />

gerecht werden zu können.<br />

Ausgerechnet die Industrienation<br />

Deutschland, die sich eines guten Gesundheitssystems<br />

rühmt und viele Kliniken mit<br />

Spitzentechnik ausrüstet, leistet sich eine<br />

vergleichsweise magere Ausstattung mit<br />

Pflegenden. Pro Krankenhausbett stellen<br />

Klinikmanager hierzulande weniger Pflegestellen<br />

bereit als ihre Kollegen in Irland,<br />

Litauen oder der Slowakei.<br />

Die Bundesregierung will jetzt Abhilfe<br />

schaffen. In einem neuen Pflegegesetz verpflichtet<br />

Gesundheitsminister Jens Spahn<br />

(CDU) die Kliniken zu einer Mindestausstattung<br />

mit Pflegekräften. Von 2020 an<br />

will er für jedes Krankenhaus eine Per -<br />

sonaluntergrenze festsetzen. Wird diese<br />

verfehlt, drohen Abzüge bei der Vergütung.<br />

Und Spahn geht noch weiter: »Wer<br />

auf Dauer zu wenig Personal hat, der muss<br />

Patienten abweisen.«<br />

Es ist eine ungewöhnliche Maßnahme,<br />

eine Form von Dirigismus, die so gar nicht<br />

zum CDU-Politiker Spahn passen will, der<br />

sich bislang als Wettbewerbsverfechter<br />

und letzte Hoffnung der Wirtschaftsliberalen<br />

in der Union inszenierte. Allerdings<br />

geraten die Marktkräfte an ihre Grenzen,<br />

wenn Patienten sich wund liegen, vergebens<br />

um Hilfe bitten, allein sterben müssen,<br />

weil keine Schwester für sie Zeit findet.<br />

Gute Pflege am Krankenbett, so lautet<br />

die Erkenntnis der vergangenen Jahre, ist<br />

für die Kliniken kein lukratives Geschäft.<br />

Schlechte Pflege wiederum ist für Patienten<br />

und Fachkräfte eine Zumutung, zum<br />

Beispiel für die Schwester aus Siegburg.<br />

In ihrer Beschwerde beschreibt sie, wie<br />

sie Grundsätze ihrer Profession aus Zeitmangel<br />

ignorieren musste. Es waren nicht<br />

nur die Sterbenden, die sie sich selbst überlassen<br />

musste. »Aufgrund der nicht zu bewältigenden<br />

Arbeit war es mir nicht möglich,<br />

Patienten regelmäßig zu lagern und<br />

Medikamente zeitnah zu verabreichen.<br />

Auch die Dokumentation und Hygienemaßnahmen<br />

konnte ich nicht wie erforderlich<br />

durchführen.« Eine Gefährdung der<br />

Patienten könne sie nicht ausschließen.<br />

Schon vor knapp zwei Jahren zeigte der<br />

Hamburger Gesundheitsökonom Jonas<br />

Schreyögg in einem Gutachten, dass viele<br />

Infektionen oder Druckgeschwüre vermieden<br />

werden könnten, wenn die Kliniken<br />

in sensiblen Bereichen mehr Pflegepersonal<br />

einsetzen würden.<br />

Spahns Amtsvorgänger Hermann Gröhe<br />

hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.<br />

Damals schreckte die Union noch vor<br />

einem scharfen Eingriff zurück und hoffte<br />

auf ein Einsehen der Kliniken. Gröhe<br />

verpflichtete die Krankenhäuser lediglich,<br />

gemeinsam mit den Kassen eine Mindest-<br />

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