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te können viel davon erzählen. Von einsamen<br />
Schichten. Von Überlastung und Ohnmacht.<br />
Von dem Gefühl, dem eigenen Anspruch<br />
an eine professionelle Pflege nicht<br />
gerecht werden zu können.<br />
Ausgerechnet die Industrienation<br />
Deutschland, die sich eines guten Gesundheitssystems<br />
rühmt und viele Kliniken mit<br />
Spitzentechnik ausrüstet, leistet sich eine<br />
vergleichsweise magere Ausstattung mit<br />
Pflegenden. Pro Krankenhausbett stellen<br />
Klinikmanager hierzulande weniger Pflegestellen<br />
bereit als ihre Kollegen in Irland,<br />
Litauen oder der Slowakei.<br />
Die Bundesregierung will jetzt Abhilfe<br />
schaffen. In einem neuen Pflegegesetz verpflichtet<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn<br />
(CDU) die Kliniken zu einer Mindestausstattung<br />
mit Pflegekräften. Von 2020 an<br />
will er für jedes Krankenhaus eine Per -<br />
sonaluntergrenze festsetzen. Wird diese<br />
verfehlt, drohen Abzüge bei der Vergütung.<br />
Und Spahn geht noch weiter: »Wer<br />
auf Dauer zu wenig Personal hat, der muss<br />
Patienten abweisen.«<br />
Es ist eine ungewöhnliche Maßnahme,<br />
eine Form von Dirigismus, die so gar nicht<br />
zum CDU-Politiker Spahn passen will, der<br />
sich bislang als Wettbewerbsverfechter<br />
und letzte Hoffnung der Wirtschaftsliberalen<br />
in der Union inszenierte. Allerdings<br />
geraten die Marktkräfte an ihre Grenzen,<br />
wenn Patienten sich wund liegen, vergebens<br />
um Hilfe bitten, allein sterben müssen,<br />
weil keine Schwester für sie Zeit findet.<br />
Gute Pflege am Krankenbett, so lautet<br />
die Erkenntnis der vergangenen Jahre, ist<br />
für die Kliniken kein lukratives Geschäft.<br />
Schlechte Pflege wiederum ist für Patienten<br />
und Fachkräfte eine Zumutung, zum<br />
Beispiel für die Schwester aus Siegburg.<br />
In ihrer Beschwerde beschreibt sie, wie<br />
sie Grundsätze ihrer Profession aus Zeitmangel<br />
ignorieren musste. Es waren nicht<br />
nur die Sterbenden, die sie sich selbst überlassen<br />
musste. »Aufgrund der nicht zu bewältigenden<br />
Arbeit war es mir nicht möglich,<br />
Patienten regelmäßig zu lagern und<br />
Medikamente zeitnah zu verabreichen.<br />
Auch die Dokumentation und Hygienemaßnahmen<br />
konnte ich nicht wie erforderlich<br />
durchführen.« Eine Gefährdung der<br />
Patienten könne sie nicht ausschließen.<br />
Schon vor knapp zwei Jahren zeigte der<br />
Hamburger Gesundheitsökonom Jonas<br />
Schreyögg in einem Gutachten, dass viele<br />
Infektionen oder Druckgeschwüre vermieden<br />
werden könnten, wenn die Kliniken<br />
in sensiblen Bereichen mehr Pflegepersonal<br />
einsetzen würden.<br />
Spahns Amtsvorgänger Hermann Gröhe<br />
hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.<br />
Damals schreckte die Union noch vor<br />
einem scharfen Eingriff zurück und hoffte<br />
auf ein Einsehen der Kliniken. Gröhe<br />
verpflichtete die Krankenhäuser lediglich,<br />
gemeinsam mit den Kassen eine Mindest-<br />
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