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CRESCENDO 6/18 Oktober-November 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Teodor Currentzis, Evgeny Kissin, Adele Neuhauser, Danil Trifonov und Robin Ticciati.

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Interviews unter anderem mit Teodor Currentzis, Evgeny Kissin, Adele Neuhauser, Danil Trifonov und Robin Ticciati.

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K Ü N S T L E R<br />

LIEDER IN ZEITEN<br />

DES KRIEGES<br />

Seit Jahren beschäftigt sich der britische Tenor Ian Bostridge<br />

mit den beiden Weltkriegen und der Musik, die in jenen Zeiten entstand.<br />

Nun erscheint sein Album mit Liedern zu dem Thema.<br />

VON MARIO-FELIX VOGT<br />

Ian Bostridge ist der absolute Gegenentwurf zum Typus<br />

des mit Schmelz und Schmalz auftrumpfenden Gondolieren-Tenors.<br />

Der hagere 54-Jährige ist der Inbegriff des intellektuellen<br />

Sängers, der nichts dem Zufall überlässt. Er ist umfangreich<br />

gebildet, hochreflektiert und hat nicht nur eine Gesangsausbildung<br />

absolviert, sondern auch Philosophie und Geschichte in<br />

Oxford und Cambridge studiert. Gemeinsam mit dem Bassisten<br />

Matthias Goerne Benjamin stand er an der Berliner Staatsoper<br />

Unter den Linden mit Brittens War Requiem auf der Bühne, am Pult<br />

stand Bostridges langjähriger musikalischer Gefährte, Sir Antonio<br />

Pappano, der auch als Pianist auf seinem neuen Weltkriegslieder-<br />

Album mitwirkte. Auffallend freundlich, offen und unprätentiös ist<br />

dieser Künstler, der, hat er einmal angefangen zu erzählen, sprudelt<br />

wie ein unerschöpflicher Quell.<br />

crescendo: Herr Bostridge, was war die Idee zu einem Album,<br />

das sich um den Ersten Weltkrieg dreht?<br />

Ian Bostridge: Ursprünglich hatte ich eigentlich geplant, zu dieser<br />

Thematik ein Buch zu veröffentlichen. Während eines Konzerts<br />

von Benjamin Brittens War Requiem in Montreal wurde mir<br />

plötzlich klar, dass es meine 74. Aufführung dieses Werks war. Und<br />

so dachte ich, ich sollte vielleicht über etwas schreiben, das einen<br />

Bezug zum War Requiem mitbringt.<br />

Ich konnte dafür die Lieder aus meinem Repertoire verwenden,<br />

die eine Verbindung zum Ersten Weltkrieg haben und eine Art<br />

intellektuelles Narrativ kreieren. Zum Beispiel mit drei Liedern von<br />

Gustav Mahler aus dem Zyklus Des Knaben Wunderhorn beginnen<br />

und die Ursprünge der Wunderhorn-Lieder anschauen – einige<br />

kamen aus dem Dreißigjährigen Krieg, andere aus den Napoleoni-<br />

FOTO: WARNER CLASSICS / SIMON FOWLER<br />

14 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Oktober</strong> – <strong>November</strong> 20<strong>18</strong>

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