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CRESCENDO 6/18 Oktober-November 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Teodor Currentzis, Evgeny Kissin, Adele Neuhauser, Danil Trifonov und Robin Ticciati.

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schen Kriegen. Es stellte sich dann die Frage, in welcher Gesellschaft<br />

Mahler aufwuchs, er hörte ja die ganze Zeit Militärmusik.<br />

War Österreich eine besonders militarisierte Gesellschaft? Und wie<br />

war Mahlers Haltung gegenüber dem Krieg?<br />

Damit wäre die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg abgedeckt.<br />

Genau. Dann hatte ich auch Lieder von zwei Komponisten<br />

gesungen, die in diesem Krieg auf beiden Seiten getötet wurden.<br />

Der Engländer George Butterworth fiel in der Schlacht an der<br />

Somme und der deutsche Komponist Rudi Stephan in Galizien an<br />

der Ostfront. Zwar haben Stephans Lieder nicht direkt mit dem<br />

Krieg zu tun, sie entstanden jedoch in den Kriegsjahren 1913/14.<br />

Es sind sind ungemein interessante Werke mit einem unverwechselbaren<br />

Ton – und Stephan versucht hier nicht, einen anderen<br />

Komponisten zu imitieren.<br />

Die Butterworth-Lieder hingegen sind enger mit dem Thema Krieg<br />

verknüpft. Die Gedichte, auf denen sie basieren, sind der berühmten<br />

Sammlung „A Shropshire Lad“ des englischen Dichters A. E.<br />

Housman entnommen. Sie wurden in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts sehr häufig von englischen Komponisten vertont.<br />

Während des Ersten Weltkriegs nahmen viele Soldaten diese<br />

Gedichtsammlung mit in den Schützengraben, um während des<br />

Bombardements etwas Ablenkung zu haben.<br />

Wie ist denn die Verbindung von Kurt Weills Four Walt<br />

Whitman Songs zum Krieg?<br />

Da ist es etwas komplizierter. Den Rahmen bildet hier das Leben<br />

des Dichters Walt Whitman, der im amerikanischen Bürgerkrieg<br />

als freiwilliger Sanitätshelfer in Lazaretten arbeitete und während<br />

der <strong>18</strong>60er-Jahre eine Vielzahl an Gedichten über den Krieg<br />

schrieb. Dieser Bürgerkrieg ist wahrscheinlich der erste mechanisierte<br />

Krieg überhaupt, denn er ist der erste Krieg, in dem Maschinengewehre<br />

zum Einsatz kamen. Weill komponierte die Whitman-<br />

Lieder während des Zweiten Weltkriegs. In ihnen zeigt sich<br />

teilweise bereits ein amerikanischer Tonfall, der auch die Musicals,<br />

die er in den 1940er-Jahren schrieb, kennzeichnet.<br />

Sie selbst haben ja ebenfalls Geschichte studiert. Haben Sie sich<br />

im Rahmen Ihres Studiums auch mit den beiden Weltkriegen<br />

beschäftigt?<br />

Nicht professionell. Die Verbindung zum Ersten Weltkrieg lief für<br />

mich in erster Linie über meinen Bruder Mark. Er ist Schriftsteller<br />

und hat mehrere Bücher darüber verfasst, etwa über das Jahr 1914 in<br />

England oder über die englische Autorin Vera Brittain. Sie veröffentlichte<br />

1933 ihre Memoiren über ihre Erfahrungen als Frau während<br />

des Krieges und war in den 1940er-Jahren eine aktive Pazifistin.<br />

Ihre Doktorarbeit haben Sie über Hexerei geschrieben. Wie<br />

kamen Sie auf dieses Thema?<br />

Nun, ich habe ein großes Interesse an Wissenschaftsgeschichte und<br />

der Entwicklung der Rationalität. Während meiner Studienzeit in<br />

Cambridge kam ich auf die Idee, eine Doktorarbeit über Hexerei<br />

zu schreiben und darin zu untersuchen, warum gebildete Menschen<br />

um 1760 in England aufhörten, daran zu glauben. Meine<br />

Antwort war, dass die Leute nicht deshalb nicht mehr daran<br />

glaubten, weil sie plötzlich die Rationalität für sich entdeckt hatten,<br />

sondern weil es politisch peinlich wurde und<br />

unter religiösen Aspekten als nicht ganz richtig<br />

angesehen wurde.<br />

■<br />

Mahler, Stephan, Butterworth, Weill: „Requiem. The Pity of War“,<br />

Ian Bostridge, Antonio Pappano (Warner Classics)<br />

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