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CRESCENDO 6/18 Oktober-November 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Teodor Currentzis, Evgeny Kissin, Adele Neuhauser, Danil Trifonov und Robin Ticciati.

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Teodor Currentzis, Evgeny Kissin, Adele Neuhauser, Danil Trifonov und Robin Ticciati.

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FOTO: SWR / MATTHIAS CREUTZIGER<br />

sophie“, bekräftigt Bultmann. „Das Anliegen,<br />

Menschen zu bewegen, kann man als<br />

roten Faden in seiner Arbeit ausmachen.<br />

Er möchte dem Publikum Zugänge eröffnen<br />

zu dem, was in der Komposition angelegt<br />

ist.“ Und Bultmann erinnert sich an<br />

die bewegende erste Veranstaltung von „Currentzis Lab“. Über die<br />

Informationsreihe sucht Currentzis das Gespräch mit dem Publikum,<br />

um mit ihm in ein Werk einzutauchen und herauszufinden,<br />

welche Hoffnungen, Wünsche und Enttäuschungen der Komponist<br />

hineingelegt hat und was die Musik erzählt. Zu Mahler fühlt<br />

Currentzis sich auf besondere Weise hingezogen. Er empfindet<br />

sich seelenverwandt mit ihm. Aufführungen seiner Musik werden<br />

für ihn zu intimen Zwiegesprächen mit dem Wiener Meister. Im<br />

Februar wendet er sich Mahlers beglückender Vierter Sinfonie zu.<br />

Doch bereits davor im Dezember kehrt er ans Stuttgarter Pult<br />

zurück, im Gepäck abermals ein klangmächtiges Werk: Tschaikowskys<br />

triumphale Fünfte Sinfonie. „Das russische Repertoire<br />

mit ihm zu erarbeiten, ist für das Orchester besonders interessant“,<br />

betont Bultmann, „da Currentzis sich seit 20 Jahren zur russischen<br />

Kultur hingezogen fühlt.“ Currentzis wurde 1972 in Athen geboren,<br />

wo er 1987 bei George Hadjinikos ein Dirigierstudium begann,<br />

ehe er 1994 ans St. Petersburger Konservatorium wechselte. Er<br />

wurde Schüler des bereits 90-jährigen Ilja Mussin, von dem auch<br />

Semjon Bytschkow und Valery Gergiev ihre Ausbildung erhielten.<br />

2004 zog er in den hohen Norden und wirkte bis 2012 als Chefdirigent<br />

am Opernhaus in Nowosibirsk. Er rief das Ensemble Music-<br />

Aeterna ins Leben, dem er sich, einer Bruderschaft gleich, verbunden<br />

fühlt und das ihn in den Ural begleitete, als er 2011 Musikdirektor<br />

des Opern- und Balletttheaters Perm wurde.<br />

„Ein ideelles Russland“ habe Currentzis sich aus der Musik<br />

DAS SWR SYMPHONIEORCHESTER<br />

UNTER TEODOR CURRENTZIS<br />

Spielzeit 20<strong>18</strong>/19<br />

Informationen und Kartenservice:<br />

www.swrclassicservice.de<br />

heraus aufgebaut, befindet der Komponist<br />

Sergej Newski. Er begrüßt seinen Einsatz<br />

für zeitgenössische Musik. Currentzis wiederum<br />

sucht auch in der zeitgenössischen<br />

Musik das Rituelle und Spirituelle. Aus<br />

dieser Perspektive folgt er Newskis Versuchen,<br />

die Wurzeln des Klangs aufzuspüren. Er schätzt Newskis<br />

Œuvre als „facettenreiches Projekt der Klangrecherche“. Im Mai<br />

gestaltet er im Auftrag des Festivals Acht Brücken und der Philharmonie<br />

Köln ein Programm aus Werken Rachmaninows und<br />

Dmitri Kourliandskis sowie einer neuen Komposition von Newski.<br />

Neue Musik gehört ebenso zum Profil des Orchesters wie die<br />

historisch informierte Aufführungspraxis. Beides findet über das<br />

große sinfonische Repertoire hinaus seine Fortsetzung in Currentzis,<br />

der auf Norringtons einst so gerühmtem „Stuttgart Sound“<br />

aufbauen will. Sir Roger Norrington war von 1998 bis 2011 Chefdirigent<br />

des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er propagierte die<br />

Rückkehr „zu dem, was der Komponist schrieb“ und verfolgte<br />

damit das Ziel, die Musik „schön und aufregend“ klingen zu lassen.<br />

Currentzis will noch weiter. Er will die Unmittelbarkeit zurückgewinnen,<br />

den Zeitgeist auferstehen lassen und vorstoßen zur inneren<br />

Botschaft der Musik. Seine Interpretationen verwirklichen<br />

keine vorgefertigten Ideen. Sie erwachsen aus dem energetischen<br />

Strom, der ihn mit den Musikern verbindet.<br />

„Vor zwei Jahren haben wir die Reise begonnen“, resümiert<br />

Johannes Bultmann. Im September 2016 wurden das Radio-Sinfonieorchester<br />

Stuttgart und das SWR Sinfonieorchester Baden-<br />

Baden und Freiburg zum SWR Symphonieorchester zusammengeführt.<br />

„Mit Teodor Currentzis schlagen wir ein neues Kapitel auf<br />

in der jungen Geschichte des Orchesters, und wir blicken mit Lust<br />

und Bereitschaft auf Neues in die Zukunft.“ <br />

n<br />

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