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10 DEUTSCHLAND<br />

<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

„Vertrauen in eine<br />

neue Prosperität“<br />

Der Fokus der Politik liegt nach wie vor auf der Eindämmung der Pandemie und Begrenzung<br />

der wirtschaftlichen Schäden. Doch längst ist klar, dass es nun um mehr geht: um die rasche<br />

Erholung der Wirtschaft danach – und um Zukunftsinvestitionen in Digitalisierung und<br />

Klimaschutz. Nur die Aussicht auf neue Prosperität bringt den Optimismus zurück.<br />

Je länger die Krise andauert, desto<br />

weniger sind Bürgschaften, Kredite<br />

und Kurzarbeitergeld geeignete<br />

Instrumente.<br />

Aus wenigen Wochen werden wohl Monate, wenn nicht sogar<br />

Jahre. Immer mehr wird deutlich: Die Corona-Pandemie<br />

wird kein schnelles und zeitpunktbezogenes Ende haben. Damit<br />

ist klar, dass sich die Wirtschaft auf eine unabsehbare Phase von<br />

Einschränkungen einstellen muss. Ebenso klar ist damit aber auch,<br />

dass Wege gefunden werden müssen, möglichst viel wirtschaftliche<br />

Aktivität durch entsprechende Vorsorge- und Vorsichtsmaßnahmen<br />

wieder möglich zu machen, denn die Kosten der Einschränkungen<br />

drohen zu explodieren. Schon jetzt haben wir wohl den Punkt überschritten,<br />

an dem es nicht nur zu Produktions- und Umsatzausfällen<br />

kommt, sondern strukturelle Verwerfungen und Verschiebungen unausweichlich<br />

geworden sind. Führt man sich vor Augen, dass gerade<br />

auch die mittelständische Wirtschaft Deutschlands global hochvernetzt<br />

und in komplexe Produktions- und Lieferketten eingebunden<br />

ist, muss man davon ausgehen, dass diese Ketten länger, wahrscheinlich<br />

bis weit in das Jahr <strong>20</strong>21 hinein, gestört bleiben werden.<br />

Gefährlicher noch ist, dass aus dem anfänglichen Angebotsschock<br />

nun ein Nachfrageschock resultiert, der auch die weltweiten Absatzmärkte<br />

stark belasten wird.<br />

Politik muss die richtigen Instrumente finden<br />

Umso wichtiger ist es bereits heute, den Fokus auf die Zeit nach der<br />

Krise und die Wiederbelebung der Wirtschaft zu legen. Denn viele,<br />

fast alle Unternehmen werden stark belastet aus der Krise herausgehen.<br />

Der Umsatzrückgang wird durch den vermutlich nur verzögert<br />

wiedereinsetzenden Konsum nicht oder nur teilweise wieder<br />

aufgeholt werden. Und auch die jetzt gewährten und in Anspruch genommenen<br />

Bürgschaften und Kredite werden die Eigen-, aber auch<br />

Fremdfinanzierungsspielräume der Unternehmen in Zukunft begrenzen.<br />

Alles in allem droht daher eher ein Stotterstart als eine schnelle<br />

Erholung. Vor diesem Hintergrund muss die Bundesregierung auch<br />

über eine Anpassung ihrer Kriseninstrumente nachdenken. Je länger<br />

die Krise andauert, desto weniger sind Bürgschaften, Kredite und<br />

Kurzarbeitergeld geeignete Instrumente. Denn man darf nicht vergessen:<br />

Es handelt sich bei dem Shutdown um eine behördliche<br />

Anordnung zum völlig legitimen Schutz öffentlicher Gesundheitsinteressen<br />

und stellt insoweit einen recht weitgehenden Eingriff in<br />

Eigentums- und Grundrechte dar. So sehr die ergriffenen Maßnahmen<br />

in einem öffentlichen Interesse stehen, so klar ist auch, dass<br />

diese Kosten von der Öffentlichkeit getragen werden müssen. In Teilen<br />

wird es daher zu einer Monetarisierung durch die Europäische<br />

Zentralbank, in Teilen zu einem Schuldenerlass kommen, um Folgekrisen<br />

wie Schulden- oder Bankenkrisen zu vermeiden. Eine schlechte<br />

Idee wäre es indes, betriebliche Vermögen oder die Haushalte mit<br />

zusätzlichen Vermögensabgaben und Steuern zu belasten, denn die<br />

Zeit nach Corona wird sehr stark davon abhängen, wie dynamisch<br />

die Erholung verlaufen kann. Man darf die Investitions- und Konsumspielräume<br />

daher nicht noch zusätzlich einschränken.<br />

Staatswirtschaft nicht weiter ausbauen<br />

Man muss heute davon ausgehen, dass wir es global mit einer sehr<br />

schweren Rezession zu tun haben, die eine längere Erholung nach<br />

sich ziehen wird und darüber hinaus strukturelle, gesellschaftliche<br />

und politische Folgen haben wird. Besonders bedenklich wären Bestrebungen<br />

zu einer stärkeren Re-Nationalisierung und Autarkie sowie<br />

zu mehr Staatswirtschaft und Dirigismus. Es besteht fraglos die<br />

Gefahr, dass sich diese ohnehin bestehenden Entwicklungen durch<br />

die Coronakrise verschärfen und beschleunigen könnten. Natürlich<br />

sind eine Rückbesinnung und Anpassung sinnvoll und notwendig,<br />

denn eine solche Krise, die fast alle Menschen auf der Welt zeitgleich<br />

betrifft und in Gesundheits- und Existenzängste treibt, dient<br />

als kollektiver Referenzpunkt für zukünftige Entwicklungen, die mit<br />

der Digitalisierung und dem Klimawandel große Herausforderungen<br />

bereithalten. Jedoch darf darüber nicht verkannt werden, dass Globalisierung<br />

und Marktwirtschaft wesentlich zu dem Wohlstand beigetragen<br />

haben, der uns nun in die Lage versetzt, mit der Krise besser<br />

umzugehen. So mahnt uns auch diese Krise, dass gute und nachhaltige<br />

Wirtschaftspolitik immer der beste Garant für die Bewältigung<br />

von Krisen ist. Mehr Staatswirtschaft ist immer nur dann nötig, wenn

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