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<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
SCHWERPUNKT<br />
63<br />
Mobiler Solarstrom für Afrika<br />
Solarworx vertreibt in Afrika mobile Solarstromsysteme. Damit sind andere Unternehmen<br />
vorher gescheitert. Doch die Gründer Felix Boldt und Jakob Schily setzen auf ein anderes<br />
Geschäftsmodell.<br />
Südlich der Sahara leben noch immer rund 600 Millionen Menschen<br />
ohne Stromversorgung. Gleichzeitig gehört beispielsweise<br />
der senegalesische Markt mit einem Wirtschaftswachstum<br />
von rund sieben Prozent im Jahr zu einer aufstrebenden<br />
Volkswirtschaft. Das Berliner Start-up Solarworx will mit eigens entwickelten<br />
Solarstromanlagen das Problem der fehlenden Versorgung<br />
angehen und den Wirtschaftsaufschwung der Region mitnehmen.<br />
Foto: © Solarworx / Leo Seidel<br />
Instabile Stromversorgung<br />
Wer in Kamerun oder im Senegal einen Kühlschrank, eine Wasserpumpe<br />
und einfach nur eine Lampe betreiben will, kann sich nicht<br />
wie hierzulande auf Netzbetreiber verlassen. Solarworx bietet darum<br />
eine mobile Solaranlage, die ein Panel mit einer Batterie umfasst. Die<br />
Anlagen sind modular erweiterbar und können zudem in den Landessprachen<br />
mit den Kunden kommunizieren. Verkauft werden sie<br />
immer in Kombination mit einem anderen Gerät, wie beispielsweise<br />
einem Fernseher.<br />
Der Wettbewerb um vergleichbare Angebote ist groß. So bieten beispielsweise<br />
Bboxx und Fosera ähnliche Produkte. Das Berliner Startup<br />
Mobisol, das ebenfalls in dem Geschäftsumfeld unterwegs ist, hat<br />
dieses Jahr ein Insolvenzverfahren durchlaufen müssen. Das Unternehmen<br />
begründet dies mit einer fehlenden Anschlussfinanzierung.<br />
Die Solarworx-Gründer Felix Boldt und Jakob Schily haben als Ingenieure<br />
für Mobisol gearbeitet und sind bereits <strong>20</strong>17 ausgeschieden,<br />
um noch im gleichen Jahr ein eigenes Unternehmen zu gründen.<br />
Schwierigkeiten habe für Mobisol auch der Direktvertrieb bereitet,<br />
was aus der Distanz kaum zu realisieren sei, so Boldt. Die Märkte<br />
Afrikas seien zu volatil und unterschiedlich, als dass der Vertrieb von<br />
Deutschland aus gelingen könnte.<br />
Solarworx setzt auf Partner vor Ort<br />
Das Berliner Start-up vertraut darum ausschließlich aufs B2B-Geschäft<br />
mit Distributoren vor Ort. Die Anlagen werden günstig in China<br />
produziert und für etwa 300 Euro an die Distributoren verkauft.<br />
Diese verkaufen sie für rund 600 Euro weiter. Die Marge liege bei<br />
85 Prozent, so Boldt. In der ersten Charge wurden im vergangenen<br />
Alexander Hoffmann (li.) und Felix Boldt von Solarworx.<br />
www.solarworx.io<br />
Jahr 250 Anlagen produziert, von denen schon mehr als die Hälfte<br />
verkauft sein soll. Weitere 1.000 Anlagen sind für dieses Jahr geplant.<br />
Gekauft werden die Anlagen von den Kunden über Handyguthaben<br />
auf Raten. Das Unternehmen und seine Distributoren arbeiten<br />
hierfür auch mit Mikrofinanzbanken zusammen, um die Kreditwürdigkeit<br />
zu gewährleisten. Durch die Zusammenarbeit mit der Weltbank<br />
und anderen Instituten will Solarworx zudem seine Distributoren<br />
dazu befähigen, Kredite aufzunehmen, um größere Chargen von<br />
Anlagen abzunehmen.<br />
Derzeit sind acht Leute fest für Solarworx beschäftigt. Gleich nach<br />
der Gründung bekam das Startup eine Earlystage-Finanzierung von<br />
Innoenergy, das zum EU-geförderten Innovationsinstitut am Berliner<br />
EUREF-Campus gehört.<br />
Marco Weimer<br />
Gründerszene<br />
www.gruenderszene.de