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84 SERVICE<br />

<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Krise als Innovationstreiber<br />

Das erste Tief der Isolation durch Covid-19 ist überwunden. Digitale Tools sind zu einem täglichen<br />

Begleiter geworden. Man möchte denken, dass erst die Krise uns zur Digitalisierung bewegt. Jetzt<br />

ist es an der Zeit, eingefahrene Strukturen auf den Prüfstand zu stellen.<br />

Der durch die Bundesregierung initiierte Hackathon „wirvsvirus“<br />

brachte 28.000 Menschen zusammen. Als einer der<br />

bisher größten Hackathons weltweit verfolgte er das Ziel, Online-Lösungen<br />

für den Umgang mit Covid-19 zu generieren.<br />

Viele weitere Initiativen sind entstanden, die neue Zeit sinnvoll zu<br />

nutzen. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass Krisenmanagement<br />

dem Innovationstreiben vorangestellt wird.<br />

Wir brauchen den Tanker als Mutterschiff, um das Kerngeschäft stabil<br />

zu halten. Aus der Komfortzone kommen wir allerdings nur, wenn<br />

wir Raum für Schnellboote zulassen – für Projekte, die schnell getestet<br />

und evaluiert werden. Projekte leben von motivierten Mitarbeitern,<br />

man möge sie auch Intrapreneure nennen: Entrepreneure innerhalb<br />

eines Unternehmens, die Innovation vorantreiben, denen aber<br />

oft die strukturelle Freiheit fehlt, um dies in einem protegierten Raum<br />

zu tun. Innovationspotenziale gehen dabei verloren, und Mitarbeiter<br />

wandern ab.<br />

Innovation: Top-down oder Bottom-up?<br />

Bei Top-down-Ansätzen stellt das Management die innovationsfördernde<br />

Kraft dar. Die Implementierung spezifischer Innovationsvorhaben<br />

bildet den strukturellen Rahmen. Im Zuge dieser Programme<br />

werden häufig kreative Räume geschaffen. Ausgehend von einer<br />

Problemstellung des Unternehmens werden Lösungen entwickelt.<br />

Bottom-up-Prozesse werden hingegen von Mitarbeitern angestoßen,<br />

die zukunftsorientierte Innovationen im Unternehmen eigenständig<br />

und teilweise klandestin vorantreiben. Erreichen Bottom-up-<br />

Initiativen durch ihren Erfolg eine Top-Down-Unterstützung, können<br />

sie zu Schnellbooten werden.<br />

Langfristige Förderstrukturen (Accelerator-Programme und Research<br />

Labs) ermöglichen die Nutzung des größten Potenzials eines<br />

jeden Unternehmens – nämlich seiner Mitarbeiter. Werden die<br />

Potenziale von Bottom-up-Ideen nicht erkannt, kann es zur Abnabelung<br />

kommen. Ausgründung oder Orientierung zu einem anderen<br />

Unternehmen sind oft die Folge.<br />

Fehler und Vertrauen<br />

Wie kann man Intrapreneurship gewinnbringend verankern? Es geht<br />

um einen tiefgreifenden Mindset-Wandel, bei dem Mitarbeiter wieder<br />

internalisieren müssen, Fehler machen zu dürfen, aus diesen zu lernen<br />

und ihre Ideen schnell zu testen und gegebenenfalls anzupassen.<br />

Dass dieser Prozess Zeit benötigt, ist selbstverständlich. Covid-19<br />

ist ein möglicher Initiator dafür. Der Wechsel von einem leicht<br />

zu kontrollierenden Bürosetting hin zu einer Homeoffice-Situation<br />

fordert Vertrauen zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Dies<br />

kann der erste Schritt auf dem Weg zu einer Mindset-Veränderung<br />

auf allen Unternehmensebenen sein.<br />

Unternehmen sollten jetzt die Chance des Umbruchs für eigene Innovationsvorhaben<br />

zu nutzen. Das Potenzial für Veränderungen ist<br />

selten größer als in Zeiten der Krise und kann uns für die Zeit danach<br />

langfristig stärken. Daher der Appell an alle Führungskräfte: Bereiten<br />

Sie einen Nährboden für Innovation und nutzen Sie die Krise zur Entwicklung<br />

von Lösungen.<br />

Gut zu wissen<br />

n Auf Initiative der Bundesregierung suchten 28.000 Menschen online<br />

nach Lösungen in der Coronakrise<br />

n Dabei entstanden Ideen wie digitale Wartezimmer oder Plattformen<br />

zur Unterstützung lokaler Kleinbetriebe<br />

n Auch Unternehmen können Bottom-up-Initiativen unterstützen, um<br />

Potenziale ihrer Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern<br />

Sarah Lorenz<br />

Director Business Development und<br />

Projektleitung Corporate Innovation<br />

German Entrepreneurship GmbH<br />

BVMW-Mitglied<br />

www.german-entrepreneurship.de<br />

Foto: © tostphoto von www.stock.adobe.com

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