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3-20_DER_Mittelstand_web

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56 SCHWERPUNKT<br />

<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Während der Stromanteil Erneuerbarer<br />

Energien über die letzten Jahre kontinuierlich<br />

gestiegen ist, sanken gleichzeitig<br />

die Anschaffungskosten. Die Auftragslage<br />

der Anlagen ist jedoch seit Ende<br />

<strong>20</strong>19 rückläufig, da das zeitnahe Eintreten<br />

des Solardeckels Investoren abschreckt.<br />

Der Rückgang in der Nachfrage behindert<br />

nicht nur die Energiewende, sondern auch den<br />

technologischen Fortschritt in Deutschland nachhaltig.<br />

Durch die geschaffene Solarkrise auf dem deutschen<br />

Markt können heimische Unternehmen nicht mehr<br />

wettbewerbsfähig agieren. Während <strong>20</strong>11 noch circa 155.000<br />

Arbeitnehmer in Deutschland im Bereich Solarenergie beschäftigt<br />

waren, waren es <strong>20</strong>17 nur noch etwa 42.000 – ein Rückgang von<br />

72 Prozent.<br />

Zwar wurde die Abschaffung des Deckels bereits beschlossen, doch<br />

nun bleibt die Frage nach dem Zeitpunkt offen. Derzeit wird eine Anpassung<br />

des EEG im Zusammenhang mit einer Verschärfung der<br />

Windkraft-Abstandsregelung diskutiert.<br />

Ob der Gesetzgeber noch zeitnah handelt, bleibt abzuwarten. Der<br />

BVMW hat sich bereits im Februar an einem durch den Bundesverband<br />

der Solarwirtschaft initiierten offenen Brief an die Bundestagsabgeordneten<br />

beteiligt, in dem eine zeitnahe Abschaffung des<br />

Deckels gefordert wird. Denn gerade in wirtschaftlich schwierigen<br />

Zeiten ist die Stärkung heimischer, nachhaltiger Branchen wichtiger<br />

denn je. Die Zeit drängt.<br />

Mit Sektorkopplung die<br />

Energiewende bewältigen?<br />

Die Sektorkopplung kann für kleine und mittlere Unternehmen einen<br />

wichtigen Beitrag zum Erfolg der Energiewende leisten. Zur Umsetzung<br />

der Energiewende ist der Energieendverbrauch ein wichtiges<br />

Maß. Endenergie bezeichnet die Energie, die aus Primärenergieträgern<br />

wie Braunkohle, Steinkohle, Erdöl, Erdgas, Wasser oder Wind<br />

durch Umwandlung gewonnen wird. Die Primärenergieträger werden<br />

hierbei in eine für den Verbraucher nutzbare Form wie beispielsweise<br />

Wärme oder Kraftstoffe umgewandelt.<br />

Die Wärme- und Kälteerzeugung in Haushalten und Unternehmen<br />

sowie der Verkehr weisen hier im Vergleich mit der Stromenergie<br />

immer noch einen sehr hohen Anteil an fossilen Energieträgern auf.<br />

An dieser Stelle setzt die Sektorkopplung als Verknüpfung der Wärme-,<br />

Strom- und Verkehrssektoren an. Denn damit die Energiewende<br />

auch auf lange Sicht erfolgreich wird, muss nicht nur der Stromsektor<br />

auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. Auch im Wärmeund<br />

Verkehrsbereich ist die Umstellung von fossilen auf erneuerbare<br />

Energieträger ein wichtiger Schritt. Hier können die Erneuerbaren direkt<br />

eingesetzt werden, indem beispielsweise Häuser mit Solarenergie<br />

geheizt werden.<br />

Die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern hilft jedoch<br />

auch dabei, die Energiewende in den anderen Sektoren voranzutreiben.<br />

Wird der „saubere“ Strom genutzt, um in anderen Sektoren den<br />

Einsatz von fossilen Energieträgern zu reduzieren, spricht man von<br />

Sektorkopplung.<br />

Technologien intelligent zusammenführen<br />

Auf diese Weise können durch Erneuerbare Energien alle Sektoren<br />

der Wirtschaft dekarbonisiert werden. Die intelligente Kopplung der<br />

Sektoren mithilfe bestimmter energieeffizienter Technologien wie<br />

Wärmepumpenheizungen, Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen oder<br />

Elektroautos können eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs<br />

bewirken. Das Ziel, mehr Erneuerbare Energien in die Sektoren Wärme,<br />

Mobilität und Strom zu bringen, bedeutet jedoch auch, dass<br />

der Stromverbrauch, trotz der Anstrengungen zur Verringerung des<br />

Energiebedarfs, steigen wird. Vor allem stromintensive Technologien<br />

wie die Elektromobilität und der Einsatz von Wärmepumpen beschleunigen<br />

diese Entwicklung.<br />

Zur mittelstandsfreundlichen Umsetzung der Sektorkopplung ist es<br />

unabdingbar, dass Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Noch<br />

sind die Versorgungsunterbrechungen im internationalen Vergleich<br />

gering, doch die Kosten für Abregelung und Redispatch, sprich: die<br />

Anpassung der Leistungseinspeisung von Kraftwerken, erhöhen die<br />

Netzentgelte und belasten insbesondere die mittelständische Wirtschaft<br />

– auch im internationalen Vergleich. Neben dem Einsatz von<br />

Speichern kann auch die Sektorenkopplung ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit<br />

und zur Kostendämpfung in einem System<br />

mit steigendem Anteil Erneuerbarer Energien leisten. Dafür muss<br />

die Sektorkopplung bidirektional betrachtet werden, denn auch die<br />

Stromerzeugung dezentraler Systeme im Wärmemarkt kann einen<br />

Foto: © krisana von www.stock.adobe.com

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