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42 SCHWERPUNKT<br />

<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Klimawandel<br />

versus Konjunktur<br />

Aufgrund der weltweiten Wirtschaftseinbrüche verzeichnen mittelständische Unternehmen im<br />

Moment extreme Umsatzeinbußen. Neben den gesundheitlichen Folgen der Corona-Pandemie<br />

und den verheerenden Wachstumsverlusten gibt es vereinzelt auch Lichtblicke: Die Umweltverschmutzung<br />

nimmt vierlerorts ab.<br />

Das weltweite Wachstum der Treibhausgasemissionen wird<br />

durch den Einbruch der Weltwirtschaft infolge der Coronakrise<br />

erst mal gemindert. Angesichts des globalen Shutdowns<br />

liegen Verkehr und Industrieproduktion am Boden, und auch Investitionen<br />

in neue Kohlekraftwerke in Schwellenländern sind aufgeschoben<br />

worden.<br />

Corona-Pandemie senkt weltweit CO 2<br />

-Ausstoß<br />

Seit Beginn der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus belegen<br />

Satellitenbilder der NASA einen starken Rückgang der Luftverschmutzung<br />

in China. Aufgrund des Shutdowns wird die Produktion<br />

zurückgefahren, und Fabriken müssen schließen. Zudem sind viel<br />

weniger Menschen in Fahrzeugen unterwegs. All dies bewirkt eine<br />

drastische Senkung des CO 2<br />

-Ausstoßes: Einer Schätzung des finnischen<br />

Center for Research on Energy and Clean Air zufolge sanken<br />

die chinesischen Treibhausgasemissionen um <strong>20</strong>0 Millionen Tonnen<br />

– also um 25 Prozent.<br />

durch die Corona-Maßnahmen 30 bis 100 Millionen Tonnen CO 2<br />

eingespart<br />

werden. Deutschland würde damit sein Klimaziel deutlich<br />

übertreffen.<br />

Viele sehen daher die Krise als Chance, die Energiewende zu beschleunigen<br />

und die Investitionen zum Wiederaufbau der Wirtschaft<br />

nach der Coronakrise in den Klimaschutz zu lenken. Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD) und Bayerns Ministerpräsident Markus<br />

Söder (CSU) setzen sich für ein Konjunkturpaket ein, das gezielt klimarelevante<br />

Branchen fördern soll.<br />

Klimaschutz zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

vernachlässigen?<br />

Doch es werden auch andere Stimmen laut. Der tschechische Ministerpräsident<br />

Andrej Babíš will den europäischen Green Deal ganz<br />

auflösen, sodass die Europäische Union sich nach der Krise ganz auf<br />

die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise kon-<br />

Foto: © Hhykoe von www.stock.adobe.com<br />

Laut der Europäischen Umweltagentur EUA sind auch in Italien<br />

Rückgänge des Gases NO 2<br />

zu verzeichnen. Dieses Gas entsteht<br />

bei der Verbrennung fossiler Stoffe wie Kohle und Öl beispielsweise<br />

im Verkehr und in der Produktion. Insbesondere in stark betroffenen<br />

italienischen Großstädten ist die Luftqualität besser geworden.<br />

In Mailand, einem der Epizentren der Coronavirus-Pandemie, sind die<br />

Stickstoffdioxid (NO 2<br />

)-Werte im Laufe eines Monats um fast 25 Prozent<br />

gesunken. In Bergamo ist die Luftverschmutzung um 35 Prozent<br />

zurückgegangen, und auch in Italiens Hauptstadt Rom sind die<br />

Konzentrationen um bis zu 35 Prozent niedriger als im gleichen Vier-<br />

Wochen-Zeitraum des Jahres <strong>20</strong>19. In den Kanälen der Tourismusmetropole<br />

Venedig ist das Wasser sogar so klar, dass man die Fische<br />

sehen kann.<br />

Auch in Deutschland ist mit einem Rückgang der CO 2<br />

-Emmissionen<br />

zu rechnen. Die Industrie muss eine Zwangspause einlegen, der<br />

Handel steht still, und sowohl private als auch geschäftliche Reisen<br />

finden nicht mehr statt. Durch die drastischen Maßnahmen zur Einschränkung<br />

der Verbreitung des Virus sinkt auch der Strombedarf<br />

der deutschen Wirtschaft. So verbraucht knapp die Hälfte des deutschen<br />

Strombedarfs die Industrie mit circa 230 Terrawattstunden<br />

pro Jahr, gefolgt vom produzierenden und verarbeitenden Gewerbe,<br />

dem Handel und dem Dienstleistungssektor.<br />

Der sinkende Strombedarf bewirkt ebenfalls positive Effekte für die<br />

Umwelt: Die Industrie würde nach einer ersten Hochrechnung des<br />

Thinktanks Agora Energiewende zehn bis 25 Millionen Tonnen weniger<br />

CO 2<br />

ausstoßen. Bezogen auf ganz Deutschland könnten allein

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