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<strong>DER</strong> MITTELSTAND. 3 | <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

SCHWERPUNKT<br />

45<br />

Vorstandsmitglied der KfW, zum Start des Programms erklärte. Die<br />

erwartbar hohen Kosten für den <strong>Mittelstand</strong> sollen so abgefedert<br />

werden. Die KfW versteht sich dabei als „nachhaltige Förderbank,<br />

die den Transformationsprozess begleiten und mitgestalten wird“. Es<br />

werden also aus Brüssel eine Reihe von Vorschriften und Regulationen<br />

auf den deutschen <strong>Mittelstand</strong> zukommen. Der von Brüssel aus<br />

geplante „Transformationsprozess“ wird inhaltlich nach den Maßstäben<br />

der so genannten EU-Taxonomie geregelt, ein Regelwerk, das ab<br />

<strong>20</strong>22 gelten soll. Auf diesen Regelkanon hat sich die EU bereits Ende<br />

<strong>20</strong>19 geeinigt, er wiederum ist ein Ergebnis des EU Aktionsplanes<br />

„Sustainable Finance“. Sustainable Finance soll im Rahmen des Pariser<br />

Klimaabkommens und der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen<br />

künftig Finanzströme in „nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten“<br />

lenken. Anleger in der EU sollen nachhaltige Investments leichter erkennen;<br />

Finanzprodukte, die in emissionsfrei arbeitende Unternehmen<br />

investieren, werden eine Art grünen Punkt erhalten.<br />

Treibhausgasemissionen. Damit ist die Herstellung klimafreundlicher<br />

Produkte durch klimafreundliche Produktionsverfahren gemeint.<br />

Gefördert werden: Energieerzeugung, -einsparung und -speicherung,<br />

Wasser-, Abwasser- und Abfallmanagement, Einsparung<br />

von Kohlenstoffdioxidemissionen sowie nachhaltige Mobilität. Das<br />

Programm schließt explizit Technologien der nuklearen und fossilen<br />

Energiegewinnung aus. Vorhaben zum Erschließen und Abbauen<br />

von Gasvorkommen müssen internationalen Sicherheits- und Nachhaltigkeitsstandards<br />

entsprechen.<br />

Der effektive Jahreszins beträgt minimal 1,03 Prozent, hinzu kommt<br />

eine Bereitstellungsprovision von 0,15 Prozent monatlich. Die Förderhöhe<br />

beträgt bis zu 25 Millionen Euro pro Vorhaben und deckt die<br />

gesamten Investitionskosten ab. Besonders attraktiv dürfte das aktuell<br />

gültige, allerdings befristete Angebot eines „Klimazuschusses“<br />

sein. Unternehmen können so bis zu sechs Prozent des Kreditbetrages<br />

zusätzlich abrufen.<br />

Deutsche Förderung nach Brüsseler Vorgaben<br />

Nun ist diese Klimaschutzoffensive mitnichten ein deutscher Sonderweg.<br />

Vielmehr entspricht die Maßnahme dem erklärten Zeil der<br />

Europäischen Union, die gesamte Wirtschaft einem „tiefgreifenden<br />

Transformationsprozess“ zu unterziehen, wie Dr. Ingrid Hengster,<br />

Regeln für den Finanzmarkt<br />

Die EU-Taxonomie formuliert also nur indirekt die Kriterien, nach denen<br />

sich industrielle Tätigkeiten „nachhaltig“ nennen dürfen. In erster<br />

Linie regelt die Taxonomie den Kapitalmarkt. Die Pressemitteilung<br />

der KfW Bank hält nachdrücklich fest, dass die Einhaltung der<br />

Nachhaltigkeitsstandards in den kommenden Jahren zu einem „entscheidenden<br />

Faktor für den Zugang zu Kapital und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen wird“. Unternehmen also, die am Kapitalmarkt<br />

engagiert sind, drohen bei Missachtung der Taxonomie der<br />

Abschied aus dem Finanzmarktgeschehen und damit ein Verlust an<br />

Wettbewerbsfähigkeit. Offensichtlich erhoffen sich die EU und mit ihr<br />

die KfW Bank und das Bundeswirtschaftsministerium durch die Klimaschutzoffensive<br />

eine Motivation für Unternehmen, nachhaltig zu<br />

produzieren, um an der Börse präsent zu sein.<br />

Vielleicht steckt dieses Kalkül dahinter: Unternehmen sollen sich<br />

erstmal für den KfW Kredit qualifizieren, um ihre Klimatauglichkeit<br />

unter Beweis zu stellen. Da die Förderkriterien schon jetzt den Vorgaben<br />

der EU-Taxonomie für <strong>20</strong>22 entsprechen, wäre das die Eintrittskarte<br />

für künftige Finanzspritzen, diesmal über den Kapitalmarkt.<br />

Denn der ist es eigentlich, den die EU auf Nachhaltigkeit und<br />

Klimaschutz zuschneiden will. Das kann man für einen Umweg halten,<br />

muss man aber nicht. Wenn die erfolgreiche Teilnahme an der<br />

Klimaschutzoffensive den Weg freimacht, das eigene Unternehmen<br />

in Form von Beteiligungen, Aktien und in Fonds an der Börse wiederzufinden,<br />

wäre ja allen gedient. Auch dem Klimaschutz.<br />

Gut zu wissen<br />

n Ihren Kredit können Sie nicht direkt bei der KfW, sondern bei einem<br />

Finanzierungspartner in Ihrer Nähe beantragen<br />

n Bei Fragen zum Förderprodukt wenden Sie sich an die kostenlose Servicenummer<br />

0800 539 9001 (Montag bis Freitag: 8:00 bis 18:00 Uhr)<br />

n Mehr Informationen unter:<br />

https://bvmw.info/KfW-Klimaschutzinitiative<br />

Bernd Ratmeyer<br />

Journalist<br />

mittelstand@bvmw.de

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