Nr. 78 - Frühling 2021
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin Burgund: ein essbarer Wald Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn Chantals Rezept: Crème catalane Produkt: Le parapluie de Cherbourg
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder
Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin
Burgund: ein essbarer Wald
Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt
Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers
Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn
Chantals Rezept: Crème catalane
Produkt: Le parapluie de Cherbourg
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Oise<br />
Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Folgendes<br />
vor: Sie befinden sich irgendwo in einem<br />
majestätischen Wald im Departement Oise, vor Ihnen<br />
der virtuose französische Cellist Christian-Pierre La<br />
Marca, ein international anerkannter Musiker, der normalerweise<br />
in den herausragendsten Konzertsälen der Welt<br />
auftritt. Nun aber sitzt er am Fuße einer Eiche und<br />
beginnt, eine Suite von Bach zu spielen. Einfach so, inmitten<br />
der Natur, ohne sonstiges Beiwerk. Außer Ihnen gehören<br />
noch einige andere zu den wenigen Auserwählten –<br />
insgesamt etwa zwanzig –, die an einem solchen Bain de<br />
forêt musical, einem « musikalischen Waldbad » teilnehmen,<br />
das im Rahmen des Festival des Forêts stattfindet.<br />
Dieses bemerkenswerte Festival gibt es seit 1992. Seit<br />
fast 30 Jahren also zieht es internationale Musiker von<br />
Rang und Namen an, die an 15 großartigen und meist<br />
ungewöhnlichen Orten in der Umgebung des Schlosses<br />
von Compiègne und in zwei benachbarten Wäldern ihre<br />
Kunst zum Besten geben. Es bietet diesen Musikern die<br />
Gelegenheit, außerhalb der üblichen Konzertsäle in der<br />
freien Natur, inmitten von Bäumen, zu spielen. An einem<br />
Ort, an dem im Übrigen bereits Franz I. (1494-1547), der<br />
französische König und Symbol der Renaissance – eine<br />
Zeit, in der Kunst und Literaturwissenschaft florierten<br />
–, ganz besonders gerne spazieren ging und neue Kraft<br />
schöpfte.<br />
Die Organisatoren dieses in seiner Art einzigartigen<br />
und innovativen Festivals wollten von Beginn an Verbindungen<br />
zwischen Natur und Musik schaffen, sowohl die<br />
Musiker als auch das Publikum in die Natur eintauchen<br />
lassen. Seit dem letzten Jahr können die Besucher neben<br />
den Konzerten bei sogenannten Bains de forêts musicaux –<br />
inspiriert vom japanischen shinrin yoku (Waldbad) – noch<br />
ganz andere sensorische Erfahrungen machen. Ein solches<br />
« musikalisches Waldbad » zu nehmen, bedeutet in der Praxis,<br />
in Begleitung eines « Mentors » und eines oder mehrerer<br />
Musiker einen dreistündigen Spaziergang durch den Wald<br />
zu machen. Die Künstler bieten unterwegs regelmäßig ihre<br />
Kunst dar, manchmal lassen sie sich dafür am Fuße eines<br />
Baumes nieder, manchmal spielen sie im Gehen.<br />
Die « musikalischen Waldbäder » ergänzen die bereits<br />
zur Tradition gewordenen Marches avant-concert, die<br />
« Spaziergänge vor dem Konzert ». Besitzt man ein Ticket<br />
für das Konzert des entsprechenden Festivaltages, kann<br />
man entweder einem Themenparcours (Geschichte, Natur,<br />
Botanik, Gesang …) in Begleitung eines Experten folgen<br />
oder sogar eine richtige kleine Wanderung im Wald (ca.<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong>