Nr. 78 - Frühling 2021
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin Burgund: ein essbarer Wald Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn Chantals Rezept: Crème catalane Produkt: Le parapluie de Cherbourg
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder
Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin
Burgund: ein essbarer Wald
Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt
Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers
Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn
Chantals Rezept: Crème catalane
Produkt: Le parapluie de Cherbourg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
de betreten kann. Zum Beispiel das Appartement de Robert<br />
Jarry, das, so gibt ein kleines Hinweisschild Auskunft, eine<br />
« Unterkunft ist, die repräsentativ für das durchschnittliche<br />
Studio eines Junggesellen in den Fünfzigerjahren ist ». Im<br />
Grunde genommen ist es ein unglaubliches Sammelsurium,<br />
das geradewegs aus einem Film zu stammen scheint, eine<br />
Mischung aus einem Dachboden voller Familienerinnerungen<br />
und einer Hütte, vollgestopft mit Souvenirs eines ganzen Lebens. Dort<br />
gibt es neben einer Schreibmaschine, alten Lampen, Skulpturen, Manuskripten und Büchern<br />
mit dicken Einbänden auch eine poetische Caillouthèque, « eine Sammlung von Märchensteinen,<br />
die bei zahlreichen Studienreisen auf der ganzen Welt gesammelt wurden »,<br />
oder auch eine ganz seltsame Maschine namens Tarabustine, mit der man « versuchen kann,<br />
die Märchen aus den Märchensteinen zu extrahieren » …<br />
Zu diesem Zeitpunkt fragt sich der Besucher zwangsläufig, was das denn für ein verschrobener<br />
Ort ist. Ist das alles ernst gemeint? Was ist wahr, was ist nicht wahr? Wo bleibt<br />
hier die Vernunft? Wozu soll das alles gut sein? Und dann<br />
fällt sein Blick erneut auf eines der zahlreichen « Wahnsinnsdinger<br />
», die die Dorfbewohner hier geschaffen haben.<br />
Vielleicht fällt sein Blick aber auch auf ein Objekt, das ihn<br />
an seine Kindheit erinnert oder das ihm ein schönes Erlebnis<br />
aus seiner Vergangenheit ins Gedächtnis ruft. Denn all<br />
das kann Pougne-Hérisson. Vor allem ist das Dorf eine riesige<br />
Erinnerungs- und Geschichtenmaschine. Auch eine Märchenund<br />
Traummaschine. Ein Ort, an dem man es zulässt, vorgefasste<br />
Meinungen, Ernsthaftigkeit und Rationalität beiseitezuschieben. Ein<br />
Ort, an dem man wieder zum Kind wird, wo man sich treiben lässt. Und<br />
dafür die unglaublichsten Geschichten glaubt, wie die, dass man sich hier am<br />
« Nabel der Welt befindet » …<br />
Am « Nabel der Welt »<br />
Und wenn es im Endeffekt wahr wäre, was die Bewohner des Dorfes uns enthusiastisch<br />
und leidenschaftlich vermitteln wollen? Wenn alle Geschichten, alle Märchen<br />
der ganzen Welt wie durch Zauber aus einem der Steine dieses Dorfes stammen<br />
würden? Wäre das nicht erst recht ein großartiges Märchen, das die Einwohner hier<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong> · 53