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Nr. 78 - Frühling 2021

Hauts-de-France: musikalische Waldbäder Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin Burgund: ein essbarer Wald Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn Chantals Rezept: Crème catalane Produkt: Le parapluie de Cherbourg

Hauts-de-France: musikalische Waldbäder
Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin
Burgund: ein essbarer Wald
Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt
Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers
Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn
Chantals Rezept: Crème catalane
Produkt: Le parapluie de Cherbourg

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FRANKREICH HEUTE Kulturerbe / Provence<br />

Um die Grotte Cosquer bis ins kleinste Detail zu kopieren, arbeiten<br />

unzählige Teams seit Jahren daran, die Höhle zu scannen und zu<br />

digitalisieren, die Wandreliefs exakt nachzubilden und darauf die<br />

prähistorischen Malereien detailgenau zu reproduzieren, so wie<br />

das bereits für die Höhlen Lascaux und Chauvet geschehen ist.<br />

gaben sich nach wie vor missmutig und nicht von der Bedeutung<br />

des Fundes überzeugt. « Eine Unterwasserhöhle<br />

mit Abbildungen von Pinguinen », das könne nicht seriös<br />

sein, verkündeten sie mehr oder weniger einhellig. Verächtlich<br />

schreckten sie auch nicht davor zurück, die Authentizität<br />

der Informationen in Zweifel zu ziehen. Courtin<br />

erinnerte sich beispielsweise 1994 in einem Interview in<br />

der französischen Zeitung L‘Express daran: « Forscher haben<br />

behauptet, dass ein Fälscher einige Tiere kopiert […],<br />

die Patina, die im Laufe der Zeit entstanden ist, imitiert<br />

(und das über Dutzende Quadratmeter an der Decke!),<br />

prähistorische Holzkohle mitgebracht habe, um die Illusion<br />

perfekt zu machen. Und über unseren ‹ provenzalischen<br />

Pinguin › hat man sich ausgiebig lustig gemacht. » Doch<br />

Courtin ließ sich von den Angriffen nicht beirren, denn<br />

schließlich wusste er genau, dass die Entdeckung von Lascaux<br />

anfangs dieselbe Skepsis hervorgerufen hatte. Und vor<br />

allem war er davon überzeugt, dass die gut hundert Tierdarstellungen,<br />

die rund fünfzig Abbildungen von Händen<br />

und mehrere Dutzend von geometrischen Zeichen, die er<br />

im Laufe seiner Tauchgänge in die Höhle erfasst hatte,<br />

eine außerordentliche wissenschaftliche Bedeutung haben.<br />

Die 27 100 Jahre alte Hand eines Künstlers<br />

Glücklicherweise war Courtin nicht der Einzige, der<br />

an die Authentizität der Grotte Cosquer glaubte. Neben<br />

Cosquer selbst, fand Courtin in der Person von Jean Clottes<br />

einen wichtigen und treuen Verbündeten, um weitergehende<br />

Forschungen einzuleiten und die Fachwelt von<br />

der Glaubwürdigkeit des einmaligen Fundes zu überzeugen.<br />

Mit Jean Clottes hatte er einen der anerkanntesten<br />

französischen Prähistoriker und zugleich einen Spezialisten<br />

für Höhlenmalereien auf seiner Seite. Diesem war die<br />

Bedeutung der Entdeckung ebenfalls schnell klar, sodass<br />

er nicht zögerte, sie öffentlich zu verteidigen. Angesichts<br />

der Tatsache, dass er damit – neben Courtin und Cosquer<br />

– quasi allein auf weiter Flur stand, war dies ein mutiges<br />

Unterfangen, mit dem er letztlich sogar seine Karriere<br />

aufs Spiel setzte.<br />

Gemeinsam gelang es Courtin und Clottes, nach und<br />

nach ihr Umfeld zu überzeugen. Per Dekret vom 2. September<br />

1992 klassifizierte der Staat schließlich die Höhle<br />

als Monument historique, um zu verhindern, dass Taucher<br />

sie besuchen und um sie auf diese Weise zu schützen. Die<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong>

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