Nr. 78 - Frühling 2021

UNTERWEGS IN FRANKREICH Burgund / Saône-et-Loire
Fabrice Desjours hat bewiesen, dass der Waldgarten kein « Urwald » ist. Wenn man möchte, dass er Nahrungsmittel
im Überfluss produziert (siehe vorhergehende Doppelseite und oben), dann sind dafür unter anderem eine
eingehende Analyse von Boden und Umwelt sowie eine präzise Planung der Anpflanzung notwendig.
ein eigenes Ökosystem. Heute profitieren Fabrice und
seine Familie von lokal produzierten Nahrungsmitteln
im Überfluss. Dabei sind es Nahrungsmittel, die absolut
umweltverträglich erzeugt werden und gleichzeitig einen
Beitrag zur Aufforstung des Waldes leisten. Insofern hat
Fabrice Desjours bewiesen,
dass der Wald nicht
der Feind des Landwirtes
ist, sondern ein
Verbündeter sein kann.
Hinzu kommt, dass sein
Waldgarten viel ertragreicher
ist, als manche
traditionell kultivierten
Felder. Ein Wald, wie ein
« immer gut bestückter
Vorratsschrank », voller
Genuss und Leben, der
letztendlich nur sehr wenig
Unterhalt erfordert,
der auf kleine Flächen
übertragbar ist – das
funktioniert sogar in der
Stadt – und der gleichzeitig
der Klimaerwärmung entgegenwirkt. Was will man
mehr?
Der Erfolg des Waldgarten-Experiments von Fabrice
Desjours hat sich herumgesprochen und ist inzwischen so
Verein Forêt gourmande
Alle, die sich für das Waldgarten-Konzept und das
Experiment interessieren, das Fabrice Desjours seit 2010
in Diconne durchführt, sollten diesen Verein kennen. Die
ehrenamtlichen Helfer setzen sich für die Förderung von
Ökosystemen mit essbaren Pflanzen ein und tun alles
dafür, um ihren Erfahrungsschatz und ihr Wissen über
dieses Thema an Interessierte weiterzugeben. Der Verein
hält Vorträge und veranstaltet pädagogische Workshops,
führt Forschungen, Experimente, Fortbildungen und
Praktika durch und kümmert sich um die Baumschule.
Alle Informationen sind auf der Website verfügbar.
Darüber hinaus gibt es Links zu lehrreichen Videos auf
YouTube, in denen man zum Beispiel von Fabrice Desjours
virtuell durch den Waldgarten in Diconne geführt wird
oder die Grundlagen zum Anlegen eines Waldgartens
erfährt.
www.foretgourmande.fr
groß, dass es heute leider nicht mehr möglich ist, den Ort
zu besichtigen. Die Anfragen waren zu zahlreich und der
Zeitaufwand zu hoch. Der ehemalige Krankenpfleger und
heutige Vollzeit-Botaniker will jedoch sein Wissen mithilfe
eines eigens dafür gegründeten Vereins mit so vielen
Menschen wie möglich
teilen. Dafür hält er Vorträge,
macht Schulungen
und unternimmt alles, um
Ratschläge für die Umsetzung
eines Waldgartens
weiterzugeben. Für
alle, die sich gerne vor
Ort von diesem Konzept
überzeugen möchten,
gibt es eine gute Nachricht:
Wenige Kilometer
von der ursprünglichen
Parzelle entfernt wurde
eine Fläche von 5000 m²
für einen zweiten Waldgarten
bepflanzt, der ab
Herbst 2021 besichtigt
werden kann. Dort erhält
man dann alle Informationen, um selbst einen solchen
Garten anzulegen. Dies wird zweifellos dazu beitragen,
dass sich der Kreis der Anhänger von Waldgärten weiterhin
vergrößert!
60 · Frankreich erleben · Frühling 2021