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Nr. 78 - Frühling 2021

Hauts-de-France: musikalische Waldbäder Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin Burgund: ein essbarer Wald Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn Chantals Rezept: Crème catalane Produkt: Le parapluie de Cherbourg

Hauts-de-France: musikalische Waldbäder
Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin
Burgund: ein essbarer Wald
Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt
Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers
Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn
Chantals Rezept: Crème catalane
Produkt: Le parapluie de Cherbourg

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Er weiß, dass es absurd ist. Doch er beginnt, Spaß an dem unerwarteten<br />

und geheimnisvollen Erlebnis zu finden.<br />

Der dritte « rote Kasten » – und im Geiste das dritte Fragezeichen.<br />

Diesmal handelt es sich um einen Container mit Schubladen, wie man<br />

ihn in einem Büro erwartet. Bereits mit etwas mehr Selbstsicherheit<br />

öffnet der Besucher die erste Schublade. « Spitzen Sie gut Ihre Löffel<br />

… », steht im Inneren. In der Hoffnung, mehr zu erfahren, zieht er die<br />

zweite heraus. « Drehen Sie sich einmal um Ihre eigene Achse », liest er.<br />

Dann die dritte: « Suchen Sie Christiane. Seien Sie versichert, Sie sind<br />

am richtigen Ort. » Ein schneller Blick bestätigt dem Besucher, dass in<br />

der Umgebung keine Christiane zu sehen ist. Doch egal, er beschließt,<br />

sich diesen Vornamen zu merken, für den Fall, dass er ihr begegnen<br />

sollte … Dann setzt er seinen Weg fort.<br />

Sich im Jardin des Histoires gehen lassen<br />

Der Besucher betritt nun ungehindert einen Garten. Sofort spürt<br />

er, dass dieser Garten anders ist, irgendwie erstaunlich, vielleicht sogar<br />

« außergewöhnlich » im wahrsten Sinne des Wortes. Einem Schild ist<br />

zu entnehmen, dass es sich um den Jardin des Histoires handelt. Es ist<br />

ein Ort, um « zu hören, zu vernehmen, zu horchen, um besser zu verstehen<br />

». Vor allem, um zu träumen, wie dem Besucher schnell klar wird.<br />

Beim Betreten des Gartens muss man jede Logik vergessen. Sich von<br />

seiner Vorstellungswelt leiten lassen. Vermutlich wieder ein wenig zum<br />

Kind werden. Die Augen und Ohren öffnen. Und riechen. Hier gibt es<br />

zahlreiche duftende Blumen. Egal ob Groß oder Klein, die Wirkung<br />

setzt sofort ein. Man wird « in eine andere Welt » versetzt, jenseits jeder<br />

Logik. Der Besucher spürt, dass dieser Garten eine Art Schatzkammer<br />

unter freiem Himmel ist. Ein Ort, der die verrücktesten<br />

Träume und Gedanken der Dorfbewohner zu enthalten<br />

scheint. Als ob jeder hier, ohne sich dafür rechtfertigen zu<br />

müssen, seine Vorstellungen, seine Geschichte deponiert<br />

hätte.<br />

Überall wird der Blick des Besuchers angezogen: von<br />

einem Schild, auf dem einige – oft poetische – Worte geschrieben<br />

stehen, von einem gut gefüllten Bücherschrank,<br />

der geradezu zum Stöbern einlädt, von einer Roseraie Tubulente, wo<br />

« ein Mund Worte in das Ende eines Rohres spricht, welches es am<br />

anderen Ende an ein Ohr weitergibt », von einem seltsamen Forêt sans<br />

Tête, einem « kopflosen Wald », oder auch von einer Schranke aus Holz<br />

mit einem Herz, die in ein mysteriöses Chambre d’Amour, ein « Liebeszimmer<br />

», inmitten eines hübschen Laubenganges führt. Da und<br />

dort stehen in diesem erstaunlichen Garten großformatige Skulpturen<br />

und Kunstwerke, zum Beispiel die eigenartige Rakete Spoutnik, die<br />

in ein « Forschungslabor » umgewandelt wurde. Dem Besucher wird<br />

schnell klar, dass er hier « in einer anderen Welt » ist, die entschieden<br />

geheimnisvoll erscheint. In einer Welt, in der man seine Rationalität<br />

problemlos im geparkten Auto zurücklassen kann. Und je mehr man<br />

von diesem Garten erkundet, desto mehr vergisst man sie und lässt sich<br />

treiben …<br />

Sich wieder auf seine kindliche Seele besinnen<br />

Da es in diesem Garten keinen organisierten Rundgang gibt – was<br />

vielleicht gerade seine Poesie ausmacht –, streift der Besucher aufs<br />

Geratewohl herum und merkt mit der Zeit, dass er auch die Gebäu-<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong> · 51

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