Nr. 78 - Frühling 2021
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin Burgund: ein essbarer Wald Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn Chantals Rezept: Crème catalane Produkt: Le parapluie de Cherbourg
Hauts-de-France: musikalische Waldbäder
Loire-Tal: im Reich der Blumenkönigin
Burgund: ein essbarer Wald
Nouvelle-Aquitaine: der Nabel der Welt
Provence: die 27100 Jahre alte Hand eines Künstlers
Alexandre Dumas: Wie der Vater, der Sohn
Chantals Rezept: Crème catalane
Produkt: Le parapluie de Cherbourg
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FRANKREICH HEUTE Kulturerbe / Provence<br />
herrschte. Sehr wahrscheinlich jagte man hier zahlreiche wilde<br />
Tiere, wie sie auch in der Grotte abgebildet sind. Mit der allmählichen<br />
Klimaerwärmung stieg das Wasser, drang in den von<br />
Cosquer entdeckten Zugangstunnel ein und überschwemmte<br />
allmählich die Höhle. Heute ragt nur ein circa 60 mal 60 Meter<br />
großer Teil aus dem Wasser, was schätzungsweise einem Viertel<br />
des ursprünglichen Hohlraums entspricht. Auf diesem Teil<br />
wurden die beeindruckenden Malereien, Zeichen und Gravuren<br />
gefunden, die unsere fernen Ahnen dort hinterließen.<br />
Ein rettender, aber ungenügender Überdruck<br />
Die Frage, wie diese Gravuren und Malereien der Klimaerwärmung<br />
und dem Anstieg des Meeresspiegels standhalten<br />
konnten, interessierte logischerweise viele Wissenschaftler, darunter<br />
auch die des Centre Européen de Recherche et d’Enseignement<br />
des Géosciences de l’Environnement (CEREGE), dessen Sitz sich<br />
in der nicht weit entfernten Stadt Aix-en-Provence befindet.<br />
Diese führten zahlreiche Analysen durch, bei denen sich unter<br />
anderem herausstellte, dass die klimatischen Bedingungen in<br />
der Höhle von denen außerhalb stark abweichen. Vor allem der<br />
Luftdruck ist im Inneren konstant höher. Dies lässt sich laut den<br />
Spezialisten des CEREGE folgendermaßen erklären: Wenn die<br />
Wellen gegen die Felsen schmettern und in den Zugangstunnel<br />
der Grotte eindringen, führen sie eine gewisse Menge an Luft<br />
mit, sodass sich der Luftdruck im Inneren erhöht. Dieser Überdruck<br />
verhindert letztendlich einen Anstieg des Meerwassers<br />
im Hohlraum. Auf diese Weise war die Grotte jahrtausendelang<br />
eine schützende Hülle für die Schätze in ihrem Inneren.<br />
Dennoch sind die Wissenschaftler sich einig: Dieser Luftdruck<br />
wird angesichts der Klimaerwärmung und des raschen Anstiegs<br />
des Meeresspiegels in den letzten Jahrzehnten nicht ausreichen,<br />
um mittelfristig die vollständige Überschwemmung der Grotte<br />
Cosquer zu verhindern. Daher stellte sich schnell die entscheidende<br />
Frage, auf welche Weise die herausragenden Malereien<br />
und Gravuren dort langfristig zu retten sind.<br />
Kopieren, was nicht zu retten ist<br />
Den Unterwassertunnel zuschütten, das Wasser im Inneren<br />
der Höhle « abpumpen » und gleichzeitig einen bequemeren Zugang<br />
von außen bohren, ist keine brauchbare Lösung. Abgesehen<br />
davon, dass dies technisch aufwendig und gefährlich wäre, könnte<br />
es möglicherweise zum Einsturz des Hohlraums führen. Dieses<br />
Risiko ist zu hoch und das Vorgehen demnach unmöglich.<br />
Da man bereits die Grotte de Lascaux schließen musste, um sie<br />
zu erhalten, weiß man heute nur zu gut, dass sich die Atmosphäre<br />
in einer Höhle sehr leicht stören lässt und man deshalb sehr<br />
vorsichtig sein muss: Jeder Besucher verändert alleine durch seine<br />
Anwesenheit – vor allem durch das Atmen – das dort bestehende<br />
Ökosystem und stellt somit eine Gefahr für die wertvollen Malereien<br />
dar. Die Grotte Cosquer beherbergt laut der letzten « Zählung<br />
» mehr als 500 bemerkenswerte Höhlenmalereien, darunter<br />
– abgesehen von den Händen – einzigartige Darstellungen von<br />
Meerestieren wie Pinguinen, Robben und sogar Quallen. Wenn<br />
man dieses in seiner Art einzigartige Kulturerbe mit seinem<br />
Die Villa Méditerranée ist ein auffallendes Gebäude mit einer<br />
spektakulären nutzbare Auskragung (der längsten der Welt). Sie<br />
liegt direkt neben dem MuCEM und wird die Nachbildung der<br />
Grotte Cosquer beherbergen, die man ab 2022 besichtigen kann.<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2021</strong>