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Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

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Die (orale) Einnahme sollte möglichst nicht auf nüchternen Magen erfolgen, da die<br />

Gefahr einer Schleimhautreizung besteht. Die Tabletteneinnahme ist bei Neugeborenen<br />

stets auf 1 Tag, bei Schwangeren und Stillenden auf 2 Tage zu beschränken.<br />

Schwangere sollten ihren Arzt über die Iodeinnahme informieren.<br />

Die Strahlenschutzkommission empfiehlt keine Ausgabe an Menschen über 45 Jahre<br />

und gibt dafür zwei Gründe an [136]:<br />

• “Deutschland zählt zu den Iodmangelgebieten, wodurch mit steigendem Lebensalter<br />

häufiger Stoffwechselstörungen in der Schilddrüse auftreten. Eine<br />

solche sogenannte funktionelle Autonomie erhöht das Risiko der Nebenwirkungen<br />

einer Iodblockade.”<br />

• “Mit steigendem Lebensalter nimmt das Risiko einer bösartigen Schilddrüsengeschwulst,<br />

die durch Strahlung verursacht wird, stark ab.”<br />

Liegt die zu erwartende Schilddrüsendosis allerdings in der Größenordnung <strong>von</strong> 5 Gy,<br />

sodass die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse bedroht ist, empfiehlt die WHO [116]<br />

auch für <strong>Personen</strong> über 45 Jahre eine Kaliumiodid-Behandlung.<br />

Die in den Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz in der Umgebung kerntechnischer<br />

Anlagen [17] angegebenen Eingreifrichtwerte (Effektivdosen) <strong>zur</strong> Vergabe<br />

<strong>von</strong> Iodtabletten sind 50 mSv für Schwangere und Kinder bis 12 Jahren und 250<br />

mSv für <strong>Personen</strong> zwischen 13 und 45 Jahren.<br />

Nebenwirkungen und Kontraindikationen<br />

In Einzelfällen kann es zu einer iodinduzierten Hyper- wie auch Hypothyreose kommen.<br />

Gefährdet sind vor allem Patienten mit präexistenten Schilddrüsenerkrankungen<br />

(z. B. Autoimmunthyreoiditis), Asthmatiker, Neugeborene sowie Feten nach Gabe<br />

hoher Ioddosen bei der Mutter.<br />

Sehr selten treten Überempfindlichkeitsreaktionen auf.<br />

Zu den Kontraindikationen zählen Iodallergie, Dermatitis herpetiformis Duhring, Iododerma<br />

tuberosum, hypokomplementämische Vaskulitis und Myotonia congenita.<br />

Iodgaben sollten bei Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom in jeder Form vermieden<br />

werden.<br />

In diesem Fall empfiehlt die Strahlenschutzkommission die Gabe <strong>von</strong> Natriumperchlorat<br />

als Irenat ® , erhältlich über die Firma Bayer Vital GmbH.<br />

Dosierung <strong>von</strong> Irenat ® : am ersten Tag 60 Tropfen, anschließend über 7 Tage alle 6<br />

Stunden 15 Tropfen. Dieses Medikament darf bei Agranulozytose retrosternaler<br />

Struma und schweren Leberschäden sowie bei Vorliegen eines Schilddrüsenkarzinoms<br />

nicht angewendet werden.<br />

Zu weiteren Eigenschaften <strong>von</strong> Kaliumiodid, speziell zu Hinweisen für Diabetiker<br />

und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten siehe Fachinformation [38].<br />

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