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Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

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2.2.11. Preußisch Blau<br />

Eigenschaften<br />

Preußisch Blau (chemisch: Eisen(III)-hexacyanoferrat(II)) ist ein unlösliches, dunkelblaues<br />

Pulver mit der chemischen Formel Fe4<br />

[ Fe(<br />

CN ) 6 ] . Der Stoff bindet einwer-<br />

3<br />

+ +<br />

tige Kationen, besonders stark aber Cs und Tl , der Mechanismus ist noch nicht<br />

geklärt, es werden Ionenaustausch und physikalische Adsorption diskutiert. Liegt das<br />

Material fein verteilt vor, kann eine große Menge Caesium gebunden werden. Das<br />

verabreichte Preußisch Blau wird fast vollständig wieder aus dem Darm ausgeschieden.<br />

Wirkungsweise<br />

Im Gastrointestinaltrakt greift Preußisch Blau in den enterohepatischen Kreislauf ein<br />

und verhindert die Resorption der aus Galle und Leber in den Darm ausgeschiedenen<br />

Caesiumionen. Durch die vermehrte Ausscheidung vermindert sich die biologische<br />

Halbwertszeit (siehe Kap.2.1.2) während der Behandlung auf etwa 40 Tage [42]. Nahrungsaufnahme<br />

wirkt sich aufgrund der Stimulation der Gallenblase positiv auf das<br />

Behandlungsergebnis aus.<br />

Erhältlichkeit und Dosierung<br />

Preußisch Blau wird <strong>zur</strong> Zeit (Mai 2007) vertrieben <strong>von</strong> der Firma Heyl GmbH unter<br />

dem Markennamen Radiogardase ® . Das Mittel wird oral verabreicht. Die empfohlene<br />

Dosis beträgt für Erwachsene und Kinder 3 – 20 g (6 - 40 Kapseln) täglich, und zwar<br />

möglichst gleichmäßig über den 24-Stunden-Zeitraum verteilt [42], bei akuter Kontamination<br />

des Gastrointestinaltrakts gibt man eine Initialdosis <strong>von</strong> mindestens 3 g.<br />

Die Behandlungsdauer sollte nicht weniger als 30 Tage betragen.<br />

Nebenwirkungen und Kontraindikationen<br />

Kontraindikationen und toxische Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Neben einer<br />

Blaufärbung des Stuhls kann Obstipation auftreten. Die Elektrolytwerte sollten kontrolliert<br />

werden, um die Gefahr einer Hypokaliämie auszuschließen (Preußisch Blau<br />

bindet Kaliumionen, wenn auch weniger selektiv). Die Resorption anderer verabreichter<br />

Medikamente könnte beeinträchtigt sein. Störungen der Darmmotilität müssen behandelt<br />

werden, da sonst die Gefahr einer erhöhten Exposition der Darmoberfläche<br />

besteht. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen kann die Effizienz der Behandlung<br />

geringer sein. Die LD 50 beträgt nach oraler Gabe bei der Ratte > 10 g/kg Körpergewicht,<br />

bei chronischer Einnahme > 1 g/kg Körpergewicht.<br />

Zu weiteren Eigenschaften dieses Stoffs, speziell zu Hinweisen für Diabetiker und<br />

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten siehe Fachinformation [42].<br />

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