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Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

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Maßnahmen <strong>zur</strong> <strong>internen</strong> Dekontamination<br />

Mittel der Wahl <strong>zur</strong> Dekontamination sind Kalium- oder Natriumiodid (KI bzw. NaI),<br />

die die Aufnahme des 131 I in die Schilddrüse durch ein hohes Angebot an stabilem Iod<br />

blockieren [55, 103, 149, 140, 85]. Wird dieses Mittel in den ersten Minuten nach einer<br />

Exposition angewendet, kann es die Iodaufnahme auf etwa 1-2 % der gesamten<br />

aufgenommenen Aktivität beschränken. Wenn die Behandlung 6 Stunden später erfolgt,<br />

wird nur noch die Hälfte der sonst in die Schilddrüse aufgenommenen Aktivität<br />

<strong>zur</strong>ückgehalten, nach 12 Stunden ist die Behandlung fast wirkungslos. Dieser Effekt<br />

kann auch durch höhere Dosierung nicht kompensiert werden. Beginnt die Behandlung<br />

erst nach 24 Stunden oder später, erhöht sich sogar die Verweildauer des 131 I in<br />

der Schilddrüse.<br />

Das Gegenmittel sollte (nach rechtzeitigem Behandlungsbeginn) noch einige Tage<br />

weiter eingenommen werden (Dosierungen siehe Kap. 2.2.9), um die Wiederaufnahme<br />

des aus der Schilddrüse ausgeschiedenen 131 I zu blockieren.<br />

Die in den Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz in der Umgebung kerntechnischer<br />

Anlagen [17] angegebenen Eingreifrichtwerte (Schilddrüsendosen) <strong>zur</strong><br />

Vergabe <strong>von</strong> Iodtabletten sind 50 mSv für Schwangere und Kinder bis 12 Jahren und<br />

250 mSv für <strong>Personen</strong> zwischen 13 und 45 Jahren für im Zeitraum <strong>von</strong> 7 Tagen inhaliertes<br />

Radioiod einschließlich der Folgedosis.<br />

Eine Alternative zu Iodiden sind Iodate in vergleichbarer Dosierung [85].<br />

Bei <strong>Personen</strong> mit Iodallergie bzw. Überempfindlichkeitsreaktionen wird die Behand-<br />

−<br />

lung mit Perchloraten (ClO 4 ) empfohlen [ 85, 136], ansonsten sollte wegen kürzerer<br />

Wirkungsdauer und höherer Toxizität der Perchlorate die Blockierung mit Iodiden<br />

vorgezogen werden [117].<br />

Stand der Forschung<br />

Kürzlich wurde als Alternative zu Kaliumiodid und –iodat das Calciumiodat<br />

( Ca(IO3)<br />

2 ) aufgrund seiner größeren Haltbarkeit und geringeren Reaktionsfähigkeit<br />

vorgeschlagen [120]. In einem Versuch an Ratten erwies es sich als ebenso effektiv.<br />

Sind nach der Exposition mehr als 12 Stunden vergangen, kommt auch noch die Gabe<br />

<strong>von</strong> Thyreostatika wie z.B. Methimazol (Thiamazol) oder Propylthiouracil in Betracht<br />

[55, 103], was allerdings ein wesentlich höheres Risiko <strong>von</strong> (dosisabhängigen und<br />

zumeist reversiblen) Nebenwirkungen mit sich bringt (u. a. Exantheme, Leberschäden<br />

und in einigen Fällen Agranulozytose) [43].<br />

Thyreostatika erniedrigen die Bildungsrate der Schilddrüsenhormone und beschleunigen<br />

die Exkretion <strong>von</strong> Iod aus der Schilddrüse. Im Falle <strong>von</strong> Propylthiouracil wird allerdings<br />

auch die Ausscheidung des Iod über den Urin um etwa 30 – 40 % verringert,<br />

wobei sich das Radionuklid in der Leber anreichert [103]. Die Gabe <strong>von</strong> 40 mg<br />

Methimazol täglich konnte nach einigen Tagen die effektive HWZ <strong>von</strong> 131 I noch um<br />

25 % verringern, die Effektivität der Dosisreduktion ist dann allerdings nur gering<br />

[55].<br />

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