23.12.2012 Aufrufe

Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>von</strong> Komplikationen. Der Mageninhalt sollte radiometrisch untersucht werden, um die<br />

Größenordnung der im Körper verbleibenden Aktivität abzuschätzen. In einer Studie<br />

an freiwilligen Versuchspersonen war die Gabe <strong>von</strong> Emetika nach oraler Verabreichung<br />

<strong>von</strong> 99m Tc im Mittel effektiver als die Anwendung <strong>von</strong> Magenspülungen [155].<br />

Antazida können helfen, die gastrointestinale Absorption zu vermindern, dabei ist<br />

z. B. Aluminiumphosphat besonders effektiv bei Strontiumkontamination [85]<br />

(s. Kap. 2.1.9 und Kap. 2.2.2).<br />

Die Effektivität <strong>von</strong> Aktivkohle bei Ingestion <strong>von</strong> Radionukliden ist kaum untersucht.<br />

In-vitro-Versuche deuten auf eine Wirksamkeit bei I und Co hin, nicht jedoch bei Cs<br />

[64].<br />

Die Gabe <strong>von</strong> Laxanzien (z. B. Magnesium- oder Natriumsulfat) vermindert die Verweildauer<br />

im Gastrointestinaltrakt (besonders effektiv bei unlöslichen radioaktiven<br />

Substanzen). Alternativ kann auch eine Darmspülung oder eine Spülung des gesamten<br />

Gastrointestinaltrakts („whole bowel irrigation“, siehe Kap. 1.5.2) angebracht sein<br />

[64], insbesondere bei Gefahr einer besonderen Schädigung der Darmoberfläche<br />

durch hohe Aktivitäten <strong>von</strong> α- oder β-Strahlern.<br />

Bei hoher Kontamination der Lunge kann eine Lungenspülung (Kap. 1.5.3) sinnvoll<br />

sein.<br />

Alle oben angegebenen Dekontaminationsmaßnahmen müssen <strong>von</strong> medizinischem<br />

Fachpersonal durchgeführt werden.<br />

1.5.2. Spülung des Gastrointestinaltrakts<br />

Eine Spülung des gesamten Gastrointestinaltrakts kann auch noch später als 2 Stunden<br />

nach Ingestion eine wirksame Dekontaminationsmaßnahme darstellen, wenn das<br />

aufgenommene Nuklid nicht in einer schnell resorbierbaren Form vorliegt. Diese Methode<br />

ist aggressiver als die Verabreichung <strong>von</strong> Laxanzien, greift aber wenig in den<br />

Elektrolythaushalt ein.<br />

Die Spülung geschieht i. A. über eine nasopharyngeale Sonde mit Hilfe einer Polyethylenglykol-Elektrolytlösung<br />

(„Macrogol“, z.B. Oralav ® der Firma B.Braun GmbH).<br />

Die empfohlene Dosierung ist [7]:<br />

• 500 ml/h bei 9 Monate alten bis 6jährigen Kindern<br />

• 1000 ml/h bei 6 bis 12jährigen Kindern<br />

• 1500 – 2000 ml/h bei Jugendlichen und Erwachsenen<br />

Auch die orale Anwendung ist möglich. Die beschleunigte Ausscheidung beginnt<br />

nach 1 – 4 Stunden [133]. Die Behandlung wird fortgeführt, bis die das Rektum verlassende<br />

Flüssigkeit klar ist bzw. die darin nachgewiesene Aktivität auf eine zu vernachlässigende<br />

Kontamination des Gastrointestinaltrakts hinweist. Dies kann mehrere<br />

Stunden (u. U. einige Tage) dauern.<br />

In Studien an Freiwilligen konnte diese Behandlung die Absorption verschiedener<br />

Medikamente um bis zu 73 % vermindern [64].<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!