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Materialsammlung zur internen Radiodekontamination von Personen

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2.1.7. Polonium ( 210 Po)<br />

Polonium ist ein niedrigschmelzendes (Smp. 254 °C, Sdp. 962 °C), leicht flüchtiges<br />

Metall (Evaporation 50 % nach 45 h bei 55 °C). Seine chemischen Eigenschaften<br />

gleichen denen des Bismut und des Tellur. Es ist leicht löslich in Säuren und reagiert<br />

bei Raumtemperatur langsam mit Sauerstoff. Es haftet stark an Glasoberflächen, sodass<br />

es <strong>von</strong> diesen nur schwer wieder entfernt werden kann. Po ist ein Zwischenprodukt<br />

der Uran-Radium-Zerfallsreihe und kann künstlich durch Neutronenaktivierung<br />

<strong>von</strong> 209 210<br />

Bi hergestellt werden.<br />

In der Industrie wird es in Ionisatoren oder <strong>zur</strong> Verhinderung <strong>von</strong> statischen Aufladungen<br />

verwendet. Im Gemisch mit Beryllium wird es als Neutronenquelle benutzt.<br />

Die Radiotoxizität <strong>von</strong> Polonium ist sehr hoch, die orale Einnahme <strong>von</strong> 10 Nanogramm<br />

(1.7 MBq) führt bereits zu einer effektiven Dosis <strong>von</strong> 2 Sv.<br />

Physikalische Eigenschaften<br />

Zerfallsart HWZ E [keV] γ - Linie [keV] Spez. Aktivität [GBq/mg]<br />

α 138 d 5304,33 (100 %) 803,1 (0,0012 %) 167<br />

Tabelle 2-34 Physikalische Eigenschaften <strong>von</strong> 210 Po<br />

E ist die mittlere Energie der α-Strahlung. Der Werte in Klammern sind die jeweili-<br />

206<br />

gen Linienintensitäten. Das (stabile) Endprodukt des α -Zerfalls ist Pb. Die Reichweite<br />

der α - Strahlung beträgt 40 – 50 µm.<br />

Nachweis<br />

Die γ - Linie ist sehr schwach und kann nur bei sehr hohen Konzentrationen gemessen<br />

werden. Die Messgrenze für eine in vivo-Messung mit einem Standard-Germaniumdetektor<br />

liegt bei etwa 1,9 MBq bei 30 Minuten Messzeit [126]. Ansonsten ist nur ein<br />

α-spektroskopischer Nachweis möglich. Vor einer Messung muss die (Urin- oder<br />

209<br />

Stuhl-) Probe nass verascht und mit einem Tracer ( Po) versehen werden, trockene<br />

Veraschung kommt aufgrund der Flüchtigkeit des Poloniums nicht in Frage. Danach<br />

erfolgt eine Anreicherung bzw. Extraktion mit abschließender Deposition des Po auf<br />

einer Silber- oder Nickelscheibe [98]. Diese Methode ist recht zeitaufwändig (etwa 5-<br />

6 h für die Deposition). Anschließend wird die Probe mit einem α-Festkörperspektrometer<br />

oder einem Proportionalzähler gemessen. Die britische Health Protection<br />

Agency hat eine Kurzbeschreibung der analytischen Prozedur veröffentlicht,<br />

die <strong>zur</strong> Poloniumbestimmung im Urin im Fall Litvinenko angewendet wurde [58].<br />

In frühen Studien ist der Po-Gehalt im Urin wahrscheinlich häufig unterschätzt worden,<br />

weil die Proben oft nicht verascht wurden [90].<br />

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