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GRILLZEIT 2021 1 - Grillen, BBQ & Outdoor-Lifestyle

Das große Foodmagazin zum Thema Grillen, BBQ und Outdoorküche mit vielen Rezepten, Tipps und Ideen.

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essen & trinken<br />

Der Reifungsprozess<br />

Fleischqualität besteht nicht nur in<br />

seiner sichtbaren Beschaffenheit, sie<br />

zeigt sich vor allem durch Saftigkeit,<br />

Zartheit und Aroma. Um diese Eigenschaften<br />

zu erreichen, muss Fleisch<br />

nach der Schlachtung sachgemäß gekühlt<br />

und einer Reifung unterzogen<br />

werden. Bei der Fleischreifung finden<br />

verschiedene biochemische Prozesse<br />

statt. Mit der Tötung des Tieres wird<br />

die Sauerstoffzufuhr in die Muskeln<br />

unterbunden, und das dort vorhandene<br />

Glykogen (die Energiereserven<br />

der Muskeln) zu Milchsäure abgebaut.<br />

Durch die Milchsäure sinkt der<br />

pH-Wert im Fleisch von 7 (neutral<br />

im lebenden Organismus) ins saure<br />

Milieu. Man bezeichnet diesen<br />

Prozess auch als Säuerung. Die Geschwindigkeit<br />

dieses Prozesses und<br />

der End-pH-Wert sind wichtig für<br />

die Reifung, die Lagerfähigkeit und<br />

somit die Qualität des Fleisches.<br />

Das lockert die Muskelstruktur, das<br />

Fleisch wird heller. Muskeleigene<br />

Enzyme (Fermente) spalten die Bindegewebebrücken<br />

der Fleischfasern<br />

auf und bilden Aromastoffe. Abgeschlossen<br />

ist die Fleischreifung,<br />

wenn die Totenstarre durch die Eiweißzersetzung<br />

vollständig gelöst ist.<br />

Bei Schweinefleisch ist die Reifung<br />

nach ca. drei Tagen abgeschlossen,<br />

beim Rind dauert dieser Prozess<br />

mehrere Wochen. Allerdings ist eine<br />

lange Reifezeit allein kein Garant dafür,<br />

dass ein Teilstück zart wird, was<br />

auch vom Bindegewebseiweiß-Anteil<br />

(Kollagen) abhängt.<br />

Je nach Tierart, Kühltemperatur und<br />

anderen Faktoren (Luftumwälzung<br />

etc.), dauert der Glykogenabbau zwischen<br />

einer Stunde und eineinhalb<br />

Tagen.<br />

sauer macht haltbar<br />

Beim Schwein wird der tiefste pH-<br />

Wert nach circa 45 Minuten erreicht,<br />

beim Rind – aufgrund höherer Glykogenreserven<br />

– erst nach 24 bis 36<br />

Stunden. Die Säuerung hat eine konservierende<br />

Wirkung und verändert<br />

die Proteine (Denaturierung).<br />

Stark beanspruchte Muskeln, wie der<br />

Wadschinken, haben einen hohen<br />

Kollagengehalt. Egal wie sorgfältig<br />

man ihn reifen lässt, Wadschinken<br />

eignet sich nicht zum Kurzbraten.<br />

Wet-Aging<br />

(Vakuumreifung)<br />

Nach dem Zerlegen wird das Fleisch<br />

in Plastikbeuteln vakuumiert und<br />

bei ca. 2° C gereift. Luftdicht verschweißt<br />

ist es von (aeroben) Bakterien<br />

geschützt. Der hygienische<br />

Aspekt ist ein weiterer wichtiger<br />

Punkt. Die Folie schützt vor Keimen<br />

und verlängert die Haltbarkeit.<br />

Wet-Aging, zu Deutsch Nassoder<br />

Vakuum-Reifung, ist das am<br />

meisten gebräuchliche Verfahren.<br />

Durch diese Reifemethode spart<br />

man Platzkapazitäten und Energie,<br />

da nur „reifenswerte Teilstücke“<br />

gelagert werden. Außerdem lässt<br />

sich der Reifeprozess gut steuern.<br />

Durch die luftdichte Versiegelung<br />

können aerobe Bakterien, also jene,<br />

die Sauerstoff benötigen, sich nicht<br />

vermehren. Dies hat aber nicht nur<br />

positive Seiten, denn so ist es durch<br />

die längere Haltbarkeit auch einfacher,<br />

Fleisch aus Übersee nach Europa<br />

zu exportieren. Da die anaeroben<br />

Milchsäurebakterien bei dieser Art<br />

der Reifung ideale Voraussetzungen<br />

vorfinden, wird das Fleisch zwar gut<br />

konserviert, es kann aber auch zu geschmacklichen<br />

Beeinträchtigungen<br />

kommen. Diese säuerliche Note legt<br />

sich jedoch, wenn man das Fleisch<br />

rechtzeitig vor dem Zubereiten „auslüften“<br />

lässt.<br />

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