SPORTaktiv Bikeguide 2022
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Passend machen<br />
Ein Bike kann nur so gut sein, wie es mit der Anatomie von Biker und<br />
Bikerin harmoniert. Weil ein Bike von der Stange kommt, wir alle aber<br />
Individuen sind, ist es zu empfehlen, sich mit den Kontaktpunkten<br />
zwischen Bike und Körper ein wenig zu beschäftigen. von Christof Domenig<br />
V<br />
on Kindheit an sind<br />
wir gewohnt, uns<br />
ans Rad anzupassen<br />
– und nicht das<br />
Rad an uns“, vermutet<br />
Daniel Herrmann<br />
von SQlab als Hintergrund,<br />
warum viele Biker eine relativ große<br />
– und vor allem unnötige – Leidensfähigkeit<br />
entwickelt haben.<br />
Schätzungen gehen davon aus, dass<br />
drei Viertel der Biker ihr Hobby<br />
nicht beschwerdefrei genießen können,<br />
entweder Sitzprobleme oder<br />
mit kribbelnden oder einschlafenden<br />
Armen, Händen und Fingern zu<br />
kämpfen haben. Wobei man unterscheiden<br />
muss, ob es sich um temporäre<br />
Probleme nach einer ungewöhnlich<br />
hohen Belastung – etwa<br />
der ersten langen Ausfahrt nach<br />
der Winterpause – handelt, die danach<br />
wieder weg sind; oder solchen,<br />
die permanent bestehen. Erstere<br />
sind normal, der Körper stellt sich<br />
einfach darauf ein. Von Zweiteren<br />
reden wir hier.<br />
Oft fehlt es auch am Problembewusstsein.<br />
Wenn es in der Hand<br />
kribbelt, Finger beim Abfahren<br />
taub werden oder sich der Sitzbereich<br />
betäubt anfühlt, dann wird<br />
das oft achselzuckend zur Kenntnis<br />
genommen: Ist beim Biken eben so.<br />
Ist es eben nicht. „Mit den Händen<br />
stützt man das Gewicht ab, bremst,<br />
lenkt, schaltet. Wenn die Hände<br />
nicht funktionieren, macht das Rad-<br />
Auf den Sitzbeinhöckern – siehe rote Linien<br />
– soll beim Biken der Hauptteil des Körpergewichts<br />
ruhen. Je nach Vorneigung der<br />
Sitzposition etwas weiter außen oder innen,<br />
was die richtige Sattelbreite ergibt.<br />
fahren nicht nur keinen Spaß, es ist<br />
gefährlich“, plädiert Marcus Chiba<br />
vom Handschuhhersteller Chiba dafür,<br />
Probleme ernst zu nehmen.<br />
Auch aus gesundheitlichen Gründen<br />
ist das anzuraten: Gerade im<br />
mit sehr vielen Nerven durchzogenen<br />
Sitzbereich können im Extremfall<br />
sogar bleibende Schäden enstehen,<br />
wenn man immer mit falschem<br />
oder falsch eingestelltem Sattel unterwegs<br />
ist, weiß Daniel Herrmann.<br />
Die Einstellung<br />
Ein wichtiger Teil der Lösung solcher<br />
Probleme sind ergonomische<br />
Bikeparts wie Sattel, Griffe oder<br />
auch ergonomische Handschuhe.<br />
Allerdings sind sie nur ein Teil des<br />
Lösungspakets, denn das beste Ausrüstungsteil<br />
nutzt nur bedingt,<br />
wenn die Sitzposition nicht stimmt.<br />
FOTO: SQlab<br />
Schritt eins in der Problembekämpfung<br />
ist daher immer die Einstellung<br />
des Bikes. Hier gibt es ein<br />
paar bekannte Faustregeln: Die<br />
Sitzhöhe passt Daumen mal Pi,<br />
wenn man die Ferse bei annähernd<br />
gestrecktem Knie noch aufs Pedal<br />
bekommt, wenn sich dieses ganz<br />
unten befindet. Lenker und Bremshebel<br />
wiederum sollen so eingestellt<br />
werden, dass kein Knick im<br />
Handgelenk besteht und die Arme<br />
von den Schultern bis zu den Fingerspitzen<br />
eine gerade Linie bilden.<br />
Am besten lässt man jedoch ein<br />
Bikefitting vornehmen, wie es viele<br />
gute Sport- und Radhändler heute<br />
anbieten. Die Experten vermessen<br />
nicht nur Mensch und Bike mit allerlei<br />
Hilfsmitteln millimetergenau,<br />
um Sattel und Lenkerposition optimal<br />
einzustellen, sondern können<br />
gleich passende ergonomische Zubehörteile<br />
dazu empfehlen.<br />
Der Sattel<br />
Ein großer Teil des Körpergewichts<br />
soll beim Biken auf den Sitzbeinhöckern<br />
ruhen, deren Abstand von<br />
Mensch zu Mensch verschieden ist.<br />
Daher kommt es beim Sattel zunächst<br />
auf die richtige Breite an.<br />
Aus dem Sitzknochenabstand und<br />
der Vorneigung der Sitzposition<br />
lässt sich die individuell optimale<br />
Breite ermitteln. Also: sportlichere<br />
Sitzposition, schmälerer Sattel –<br />
aufrechte Position, mehr Breite.<br />
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