SPORTaktiv Bikeguide 2022
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PRODUKT E-MTB Enduro<br />
Die Dampfhämmer<br />
Martialisch im Auftritt, unterstrichen durch massig<br />
Federweg und robuste Anbauteilen gieren E-Enduros<br />
nach der nächsten Abfahrt.<br />
von Lukas Schnitzer<br />
FOTO: Trek<br />
„Mullet“ oder „Mixed-Wheel“ genannt)<br />
ihr Gewicht auf magische<br />
Weise vom Leib zu zaubern. Und<br />
über wirklich ruppiges Geläuf, da<br />
sorgt der Mix aus breiten Reifen<br />
samt tief im Rahmen zentrierter<br />
Masse (Mittelmotor und Akku im<br />
Unterrohr) tatsächlich für ein Plus<br />
an Fahrsicherheit und spürbar<br />
mehr Stabilität.<br />
Dennoch zeichnet sich eine gewisse<br />
Differenzierung im Markt<br />
ab, wie Florian Zeitler von Conway<br />
erkennt: Zum oben genannten Nutzer<br />
auf der Suche nach maximaler<br />
Power bergauf gesellt sich zunehmend<br />
eine jüngere Generation auf<br />
der Suche nach verspielteren, wendigeren<br />
Bikes. In der Luft und bei<br />
der Agilität machen sich die 25 Kilogramm<br />
und mehr dann auch im<br />
besten Konzept bemerkbar. Hierfür<br />
steigt die Nachfrage nach leichten<br />
E-Enduros mit kleineren Akkus<br />
und minimaler Unterstützung.<br />
S<br />
chöne neue Zeit: Bis an<br />
die Zähne der Kettenblätter<br />
„bewaffnet“ – ja,<br />
selbst dort sorgen oft Kettenführungen<br />
für ein kleines Sicherheitsplus<br />
am Trail – und unverschämt<br />
kompromisslos auf die Abfahrt<br />
getrimmt, schert sich so manches<br />
E-Enduro keinen Deut um den<br />
kleinen roten Zeiger auf der Waage.<br />
Rahmenentwickler geben der<br />
Langlebigkeit Vorrang, schwere<br />
Reifen sorgen für Pannensicherheit<br />
und Traktion, massive Federelemente,<br />
stabile Laufräder mit<br />
breiten Felgen und große Akkus<br />
gehören zum guten Ton. Wo sich da<br />
jetzt die schöne neue Zeit versteckt?<br />
Die schwer auf Abfahrt getrimmten<br />
Boliden drängen dank<br />
moderner Mittelmotorkonzepte<br />
bergwärts, als hätten sie 15 Kilogramm<br />
weniger auf den Rippen.<br />
Damit machen einfache Trails und<br />
sogenannte Uphill-Trails sogar<br />
bergauf richtig Laune.<br />
Wer leichte Räder gewohnt ist,<br />
der sollte sich bergab erst einige<br />
Tiefenmeter Zeit zur Eingewöhnung<br />
an das doch recht hohe Systemgewicht<br />
der E-Enduros schenken,<br />
ehe er es krachen lässt, rät<br />
auch Matthias Grick von KTM. Tatsächlich<br />
ist dies aber oft nur bei<br />
sehr langsamer Fahrt und vor allem<br />
auf der Bremse spürbar. Einmal<br />
auf Speed, schaffte es die Industrie<br />
über die Jahre den Bikes<br />
mit ausgeklügelten Geometrien,<br />
smarter Gewichtsverteilung oder<br />
„Tricks“ wie kleinen 27,5“-Hinterund<br />
großen 29“-Vorderrädern (auch<br />
Tipps der Profis<br />
Je nach Motorkonzept und Akkukapazität<br />
präsentieren sich E-Enduros<br />
auch gerne als Alternative zu<br />
Lift und Shuttle. Wer es noch nicht<br />
ausprobiert hat: Uphill-Flow ist<br />
kein Marketing-Geschwätz. Auf<br />
ausgewiesenen Uphill-Trails avanciert<br />
die Auffahrt tatsächlich zum<br />
elektrisch unterstützten Mundwinkel-Lifting.<br />
Neben genügend Federweg<br />
rät Grick am E-Enduro aber<br />
auch unbedingt zu ordentlicher<br />
Bremskraft. Käufern empfiehlt er,<br />
unbedingt auf große Bremsscheiben<br />
(mindestens 203 mm Durchmesser)<br />
und standfeste 4-Kolben-<br />
Bremsen zu achten. Außerdem, wie<br />
eigentlich an jedem Bike: unbedingt<br />
das Fahrwerk einstellen (lassen)<br />
und den Luftdruck an Systemgewicht<br />
und Trail anpassen!<br />
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