BS 08-2018
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Seehäfen | Shortsea<br />
Frankreichs Fokus<br />
liegt auf dem Hinterland<br />
Um den Transport ins Hinterland voranzutreiben,<br />
investieren die französischen Häfen massiv in die<br />
Infrastruktur. Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Zugverbindung<br />
mit Anschlüssen an die wichtigen Hubs<br />
Der Hafen Marseille-Fos modernisiert<br />
und erweitert die Liegeplätze<br />
Foto: Port Marseille Fos<br />
Von Thomas Wägener<br />
In der Nordrange nimmt Le Havre<br />
bisher eher eine untergeordnete<br />
Rolle ein, wenngleich dort im<br />
vergangenen Jahr fast 400.000 Container<br />
mehr umgeschlagen wurden<br />
als 2016. Insgesamt gingen knapp<br />
2,9 Mio. TEU über die Kaikanten,<br />
und somit weit weniger als in<br />
den meisten Nordrange-Häfen wie<br />
Rotterdam (13,6 Mio. TEU), Antwerpen<br />
(10,5 Mio. TEU), Hamburg<br />
(8,8 Mio. TEU) und den bremischen<br />
Häfen (5,5 Mio. TEU). Einzig Zeebrügge<br />
(1,5 Mio. TEU) und Wilhelmshaven<br />
(0,5 Mio. TEU) wurden<br />
hier übertroffen.<br />
Um Le Havre künftig besser zu<br />
positionieren und um für das prognostizierte<br />
Wachstum im Containerumschlag<br />
gerüstet zu sein, hat<br />
der Aufsichtsrat des Hafens jetzt<br />
ein mehrjähriges Investitionsprogramm<br />
in Höhe von 500 Mio. €<br />
beschlossen. Zu den wichtigsten<br />
Maßnahmen gehört der Bau zweier<br />
neuer Liegeplätze (LP11/12),<br />
über die der Seine-Korridor versorgt<br />
werden soll. Gerade für diese<br />
Gebiete sei eine Zunahme des Seeverkehrs<br />
festzustellen, heißt es. Im<br />
Prinzip könne der Bau sofort beginnen,<br />
die Auswahl der Bewerber für<br />
die neuen Liegemöglichkeiten sei bereits<br />
eingeleitet worden, heißt es. Realistisch<br />
betrachtet könne die Grundsteinlegung<br />
für das Projekt, das Teil des sogenannten<br />
»Port 2000« ist, dann im Juli 2019 erfolgen.<br />
Darüber hinaus soll durch eine neue<br />
Zugbrücke der Zugang zum Binnenwasserstraßennetz<br />
hergestellt und so<br />
der Transport über die Wasserstraße gestärkt<br />
werden, vor allem zu den Absatzmärkten<br />
Rouen und Paris. Mehr als die<br />
Hälfte der Summe wird für diese beiden<br />
Projekte veranschlagt. Der Bau der beiden<br />
Liegeplätze soll 150 Mio. € kosten,<br />
die Errichtung der Zugbrücke schlägt<br />
mit 125 Mio. € zu Buche.<br />
Die restliche Summe der 500 Mio. € soll<br />
in die Fertigstellung bestehender Containerhafenanlagen<br />
fließen – von den Franzosen<br />
als »Atlantic Project« bezeichnet<br />
– (85 Mio. €), in die Entwicklung des<br />
Windenergiesektors (57 Mio. €) sowie in<br />
die Sicherung von Straßen und Schienen<br />
(35 Mio. €), womit in erster Linie die<br />
Sanierung einer Straßenverbindung gemeint<br />
ist, die eine Bahnstrecke kreuzt sowie<br />
die Sanierung eines Autobahnkreuzes<br />
der Autobahn A29. 33 Mio. € sind<br />
zudem für den Ausbau des RoRo-Terminals<br />
vorgesehen, ein Geschäftsfeld, das<br />
als Wachstumstreiber gesehen wird. MSC<br />
hatte Ende Februar dieses Jahres den<br />
nordfranzösischen Hafen in seinen neuen<br />
RoRo-Dienst nach Westafrika integriert,<br />
der von zwei 199 m langen Frachtern mit<br />
Kapazitäten für je 6.700 Fahrzeugen bedient<br />
wird. Jüngst bedient auch die Saudi<br />
Arabian National Line den Hafen mit einem<br />
neuen RoRo-Service für Container,<br />
der sechs 225 m lange Einheiten umfasst.<br />
Weitere 15 Mio. € werden für die Errichtung<br />
von Logistikflächen vorgehalten.<br />
Hier steht der Bau eines neuen Kühlzentrums<br />
ganz oben auf der Liste.<br />
Nicht in den 500 Mio. € enthalten sind<br />
weitere 110 Mio. € an Investitionsmitteln,<br />
mit denen in den kommenden fünf Jah-<br />
56 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 8