BS 08-2018
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wasserstraßen | Häfen<br />
freue mich, dass Sie die Initiative zur<br />
Stärkung des Hafenlogistikstandorts<br />
am Niederrhein vorantreiben. Wir<br />
unterstützen die Belange der Binnenschifffahrt<br />
gerne«, sagte Wüst und verwies<br />
auf die Anstrengungen, die das<br />
Land NRW unternimmt. »Wir werden<br />
die Infrastruktur sanieren, modernisieren<br />
und bedarfsgerecht ausbauen«, versprach<br />
er den versammelten Logistik-<br />
Fachleuten. Dabei seien nicht fehlende<br />
Mittel das Problem, vielmehr gebe es aktuell<br />
Schwierigkeiten, die zur Verfügung<br />
stehenden Gelder vollständig verbaut zu<br />
bekommen, weil Planer- und Ingenieursstellen<br />
in den Verwaltungen fehlten.<br />
Rhein soll vertieft werden<br />
Hendrik Wüst, Verkehrsminister NRW,<br />
war Schirmherr des Hafentags<br />
Dennoch könne man heute »Dinge machen,<br />
von denen Verkehrspolitiker früher<br />
geträumt haben«, so Wüst. Das gelte<br />
auch für die Binnenschifffahrt und die<br />
Binnenhäfen, die ihre Chancen und Potenziale<br />
nutzen müssten. Seitens der Politik<br />
in NRW sei man mit Planungen für<br />
eine Rhein-Vertiefung aktiv und in Gesprächen<br />
mit niederländischen Kollegen.<br />
Auch der besondere Schutz der Häfen sei<br />
als Thema auf dem Tisch. »Wir arbeiten<br />
gerne Hand in Hand mit Ihnen zusammen,<br />
nehmen Sie mich in Anspruch,<br />
wenn es um die Beschleunigung von Plänen<br />
geht«, so der Verkehrsminister.<br />
»Wir sind prädestiniert, die Straßen<br />
und die Umwelt zu entlasten«, bekannte<br />
auch Sanne Maris vom Port of Rotterdam,<br />
die das Zusammenspiel zwischen<br />
den Binnenhäfen entlang der Rheinschiene<br />
und dem Hafen Rotterdam beschrieb.<br />
Dieter Lindenblatt, Repräsentant des<br />
Port of Antwerp für Deutschland, bestätigte,<br />
dass sowohl Antwerpen als<br />
auch Rotterdam sich mit enormen Gütermengen<br />
konfrontiert sähen, die zum<br />
Teil nicht immer zeitnah umgeschlagen<br />
werden könnten. »Wir benötigen Hinterland-Hubs<br />
– wie die Niederrheinhäfen.<br />
Durch unsere Zusammenarbeit können<br />
wir den Gütertransport optimieren und<br />
die Straßen entlasten.«<br />
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion,<br />
an der auch die Bundestagsabgeordneten<br />
aus der Region Niederrhein<br />
teilnahmen, standen die politischen Rahmenbedingungen<br />
im Mittelpunkt. »Es<br />
liegt nicht am Geld, das ist da. Es liegt<br />
an der Umsetzung«, stellte auch Stefan<br />
Rouenhoff, MdB aus Wesel, fest. »Als ich<br />
Mitte der 1990er-Jahre in die Politik gegangen<br />
bin, haben wir schon über die Betuwe-Linie<br />
gesprochen, heute reden wir<br />
immer noch darüber. Ich hoffe, dass das<br />
geplante Planungsbeschleunigungsgesetz<br />
hier Abhilfe schaffen wird.«<br />
Sein Kollege Bernd Reuther setzt große<br />
Hoffnungen in den »Masterplan Binnenschifffahrt«,<br />
der derzeit vom Bundesverkehrsministerium<br />
erarbeitet wird. »Wir<br />
müssen an allen Verkehrsträgern arbeiten<br />
– aber an der Binnenschifffahrt im<br />
Besonderen. Ihr ist in der Vergangenheit<br />
seitens der Politik zu wenig Bedeutung<br />
beigemessen worden«, so Reuther.<br />
Die vielfältigen Vorteile des multimodalen<br />
Verkehrs als Lösungsansatz<br />
des Verkehrsinfarktes beleuchtete<br />
Jürgen Albersmann, Geschäftsführer<br />
der Contargo, als Betreiberin von<br />
24 Terminals entlang der Rheinschiene.<br />
Darüber hinaus gebe es, so Albersmann,<br />
auch handfeste Umweltvorteile.<br />
An einem Praxisbeispiel verdeutlichte<br />
er, wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) sich<br />
beim Gütertransport mit einem Binnenschiff<br />
einsparen lässt. »Beim Gütertransport<br />
von unserem Terminal in Karlsruhe<br />
nach Rotterdam fallen per Lkw 505 kg<br />
CO2 an. Legt man nur die 60 km vom<br />
Kunden bis zum Terminal per Lkw zurück<br />
und steigt dann auf das Binnenschiff<br />
um, spart man 334 kg CO2.«<br />
Udo Jessner, Geschäftsführer von Port<br />
Emmerich, lenkte noch einmal den Blick<br />
auf eine mögliche Kontinuität eines Hafentags<br />
am Niederrhein. »Mit dem Hafentag,<br />
der jedes Jahr oder alle zwei Jahre<br />
stattfinden soll, wollen wir Themen ansprechen,<br />
die unsere Häfen stärker ins<br />
Bewusstsein bringen«, so Jessner. Man<br />
wolle damit zeigen, dass auch nördlich<br />
von Duisburg sehr interessante Hafenstandorte<br />
bestünden, die wichtige Funktionen<br />
für die Logistikwirtschaft erfüllten.<br />
Insbesondere stellte Jessner die<br />
Geschichte und die Potenziale des Port<br />
Emmerich vor. Schon 1904 sei dort ein<br />
Industriehafen entstanden. Inzwischen<br />
habe sich die Containerverladung als<br />
Schwerpunkt herausgebildet. Aktuell<br />
sei eine weitere, dritte Containerbrücke<br />
in Planung.<br />
Jessner machte auch deutlich, dass man<br />
von den zu erwartenden Steigerungen im<br />
Containerumschlag in der Region gern einen<br />
Anteil in Emmerich sehen würde. n<br />
Der Hafen Emmelsum: links die Umschlageinrichtungen<br />
von Jerich, Sappi und Trimet,<br />
rechts die neue Anlage von Contargo<br />
Fotos: Garrelmann<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 8 59