BS 08-2018
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Wasserstraßen | Häfen<br />
Neues Schiffshebewerk besteht Stresstest<br />
Das neue Bauwerk in Niederfinow ist erstmals einem Stresstest unterzogen worden.<br />
Der mit Wasser gefüllte rund 10.000 t wiegende Trog musste dabei genau so schwer<br />
sein wie sein Gegengewicht<br />
Von Christian Knoll<br />
Bei dem Hebewerksneubau handele<br />
es sich um eine planmäßige, altersbedingte<br />
Ersatzinvestition für die<br />
seit 1934 betriebene alte Anlage, die zukunftssicher<br />
auf die Abmessungen der<br />
Wasserstraßenklasse Va ausgelegt werde,<br />
erläutert, Rolf Dietrich, Leiter des<br />
Wasserstraßen-Neubauamtes (WNA)<br />
Berlin.<br />
Da die alte Anlage immer noch in Betrieb<br />
sei, könne die Havel-Oder-Wasserstraße<br />
mit den derzeit verkehrenden<br />
Fahrzeugen uneingeschränkt genutzt<br />
werden. Der Fokus des Bundes bei diesem<br />
(Ersatz-)Neubauvorhaben liege daher<br />
auf der Durchsetzung einer hohen<br />
Ausführungsqualität und der Einhaltung<br />
des zuletzt zur Auftragsvergabe vor zehn<br />
Jahren angepassten Budgets in Höhe von<br />
insgesamt 300 Mio. €, so Dietrich.<br />
Auch die Risiken für die Inbetriebnahme<br />
seien überschaubar. Neben einer<br />
dem Sonderbauvorhaben angemessenen<br />
Planungstiefe des Verwaltungsentwurfes<br />
unterstütze eine eigene Fachbauoberleitung<br />
den Generalauftragnehmer bei<br />
der Gewährleistung einer hohen Ausführungsqualität.<br />
Weiter setze man ein<br />
digitales Simulationsmodell für eine<br />
virtuelle Inbetriebnahme der Anlagentechnik<br />
ein, so dass Inbetriebnahmerisiken<br />
im Zusammenspiel zwischen einzelnen<br />
Anlagenkomponenten und der<br />
Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik<br />
bereits erkannt und minimiert würden,<br />
bevor die Montage der Bauteile auf<br />
der Baustelle beginne. Erste Erfahrungen<br />
mit Werksabnahmen und Teilinbetriebsetzungen<br />
einzelner bereits ausgeführter<br />
Anlagenkomponenten bestätigten diese<br />
Erwartungshaltung.<br />
Besucherplattform in 50 m Höhe<br />
Die künftige Besucherplattform, die anders<br />
als am alten Hebewerk nicht außen<br />
sondern innen um das neue Hebewerk<br />
verläuft, befindet sich in einer Höhe von<br />
etwa 50 m. Klaus Winter, Leiter des Baubüros<br />
des neuen Schiffshebewerks Niederfinow,<br />
erläutert, dass die Gegengewichte<br />
des Troges das gleiche Gewicht<br />
haben müssen, wie der mit Wasser gefüllte<br />
Trog von jeweils rund 10.000 t.<br />
Zum Einbau der 220 Gegengewichte im<br />
Jahre 2015 wurden 4.300 Sandsäcke (sogenannte<br />
Big Bags) in den Trog abgesenkt.<br />
Die Big Bags simulieren praktisch die<br />
Wassermenge von rund 6.500 t, die später<br />
beim Betrieb im Trog sein werden. Seitdem<br />
wurden mit voll belasteter Rahmenkonstruktion<br />
alle Maschinen und Maschinenteile<br />
am Rahmen eingebaut.<br />
Veränderte Architektur<br />
Aufgrund der Architektur ist die Rahmenkonstruktion<br />
des neuen Schiffshebewerkes<br />
nicht wie beim alten geschlossen.<br />
Die beiden Haupttragachsen sind nicht<br />
unmittelbar miteinander verbunden und<br />
können sich durch jahreszeitliche Temperaturschwanken<br />
leicht bewegen. Der<br />
Blick vom Westufer des unteren Vorhafens<br />
auf das neue und das alte Schiffshebewerk<br />
Fotos: Knoll<br />
64 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2018</strong> – Nr. 8