10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Auch das Hagentor wird nun gebaut. Aber das gehört bereits ins nächste<br />
Kapitel.<br />
V. Die Stadt<br />
Die urkundlichen Quellen für die Topographie Gandersheim fließen in<br />
dem Augenblick reicher, als der dritte Mauerring vollendet wurde. Die erste<br />
Urkunde über die Errichtung eines Stadttores ist zugleich die letzte, denn mit<br />
diesem Tor war die Stadtmauer vollendet. Sie stammt aus dem Jahre 1334 und<br />
ist ein Zeugnis für den Sieg der nun selbständigen Stadt 79).<br />
Zwischen 1206 und 1334 gelang es den Bürgern, sich aus dem Abhängigkeitsverhältnis<br />
der Äbtissin zu befreien. Aus den Hörigen des Stiftes wurden<br />
freie Bürger: Stadtluft macht frei. 1329 war der Rat stark genug, die Freilassung<br />
vieler Bürger durchzusetzen, die rechtlich noch Stiftshörige waren und<br />
ohne formelle Freilassung bereits längere Zeit in der Stadt wohnten 80). Indem<br />
der Herzog diese Urkunde beglaubigte 81), verrät er seine Mitwirkung. Das<br />
Siegel der Stadt zeigt den Helm des Herzogs und nur klein die Lilie der<br />
Äbtissin 82).<br />
Der dritte Mauerzug prägte endgültig die Gestalt Gandersheims. Er erwies<br />
sich als notwendig, weil drei neue Stadtteile einbezogen werden mußten: Neustadt.<br />
Hagen und eine Ansiedlung im Süden. Während Neustadt und Hagen<br />
durch den Bau der herzoglichen Burg entstanden, hatte die Einbeziehung des<br />
Südteils der Stadt einen anderen Grund. Mühe 83) führt aus, daß die Einwohner<br />
der Ortschaft Rickelshausen - das 1936 als Dreilinden wieder erstandinfolge<br />
der Fehden und Kriegszüge ihre Höfe verließen und sich in der Stadt<br />
ansiedelten.<br />
Von diesem Mauerzug sind noch erhebliche Teile erhalten, im Süden<br />
zwischen Moritzstraße und Bismarckstraße - mit der heutigen Straßenbezeichnung:<br />
An der Stadtmauer -, im Norden zwischen Bader- und Hennebergstraße<br />
und am Beginn der Bismarckstraße, wo neben dem Hotel Prinz Wilhe1m ein<br />
Teil des alten Marientores zu sehen ist. In dem steilen Wall, der sich von hier<br />
zur Petristraße zieht, erkennen wir den Stadtwall. Bei den Arbeiten für die<br />
Kanalisation 195'8-61 wurden die Fundamente der Stadtmauer in der Alten<br />
Gasse und auf dem Steinweg sichtbar. Zwischen Steinweg und Alte Gasse können<br />
wir noch wie einst den Wächterstieg entlanggehen.<br />
Der dritte Mauerzug war auch notwendig geworden, wenn die Sicherheit<br />
der selbständigen Stadt gewährleistet sein sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
79) Ebda. Urk Abt. 41 hinter Nr. 4.<br />
80) Ebda. Urk Abt. 41 Nr.2. s. dazu Go e t tin g. Zum Rechtsproblem der entlaufenen<br />
Liten. in: Brschw. Ib. 32 (1951) S. lOS H.<br />
81) Ebda. Urk Abt. 41 Nr. 3.<br />
82) Siegel an Urk Abt. 41 Nr.6.<br />
83) M ü h e a. a. O. S.32.<br />
90<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500