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10 - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

Bracke, Ehlers, Kirchner und Spier zu tausend <strong>Braunschweig</strong>er Arbeitern, die<br />

Schweitzer die Gefolgschaft aufgekündigt hatten. "Am Schluß der Versammlung",<br />

hieß es im Demokratischen Wochenblatt, "brachte Herr von Bonhorst<br />

ein dreifaches Hoch auf die Ronsdorfer Arbeiter, Lassalle's alte Garde, unter<br />

begeisterter Zustimmung der Versammlung aus; auch das vorher von demselben<br />

angestimmte Hoch auf den Congreß riß die Versammlung zu jubelnder Begeisterung<br />

hin" 37).<br />

Nach Eisenach wählte der Ausschuß Bonhorst zum Schriftführer und ersten<br />

hauptamtlichen Sekretär. Er übersiedelte kurz darauf nach <strong>Braunschweig</strong>, wo<br />

er in seiner Privatwohnung, Wendenstraße 30, auch das Parteibüro betrieb.<br />

Sein Gehalt betrug zunächst 35 Reichstaler im Monat, mußte aber später<br />

angesichts der ständigen Finanzmisere noch gesenkt werden. Als die Parteiarbeit<br />

kurz nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges mehr und mehr<br />

zum Erliegen kam, trat Bonhorst in das Privatgeschäft von Bracke ein 38), in<br />

dem er bis zur Verhaftung des Ausschusses am 9. September 1870 tätig war.<br />

Mit Bonhorst gewann die <strong>Braunschweig</strong>er Sozialdemokratie einen ebenso<br />

idealistischen und opferbereiten wie phantasiebegabten und dank seines Tätigkeitsdranges<br />

schwierigen und eigenwilligen Parteigenossen. "Bonhorst" , schrieb<br />

BIos in seinen Erinnerungen 39), "war eine blonde Hünengestalt mit energischen<br />

Zügen und mächtiger Stimme; er erinnerte an die alten Germanen. Ein geistvoller,<br />

hinreißender Redner, hat er der Sozialdemokratie viele Anhänger zugeführt.<br />

Sein feuriges Wesen stand ihm sehr gut."<br />

Bonhorst war kaum in <strong>Braunschweig</strong> eingetroffen, als das Ringen der<br />

beiden deutschen Fraktionen um die Internationale in ein neues Stadium trat.<br />

Anfang September hatte sich der Baseler Kongreß der I. A. A., auf dem der<br />

<strong>Braunschweig</strong>er Ausschuß durch Samuel Spier vertreten war, nach heftiger Diskussion<br />

für den Gemeinbesitz an Grund und Boden ausgesprochen. Bebel und<br />

Liebknecht waren über diesen Ausgang wenig glücklich, mußte er doch den<br />

offenen Bruch zwischen der Sozialdemokratie und der demokratischen Volkspartei,<br />

die endgültige Trennung von proletarischer und bürgerlicher Demokratie<br />

zur Folge haben. "Ich selbst bin Kommunist", verteidigte Liebknecht seine<br />

Bedenken gegenüber Bracke, "also prinzipiell mit dem Beschlusse einverstanden,<br />

bedaure aber aus praktischen Gründen, daß er in dieser Form gefaßt<br />

zu einer Zitadelle der Bebel-Liebknechtsdlen Richtung." S. ferner die Reiseabredmung<br />

in DW vorn 14. 8. 1869. Bonhorst erhielt danadl für die Zeit vorn 4. Juli bis zum<br />

<strong>10</strong>. August rund 41 Taler sowie 1 1 /2 Taler Zehrgeld pro Tag.<br />

37) DW vorn 24. 7. 1869.<br />

88) S. die Aussage vor dem Untersuchungsrichter. Nieders. Staats archiv WoIfenbüttel,<br />

L Neu Abt. 38 A. Fb. 2. Nr. 36 VII.<br />

89) Wilhelm BIo 5, Denkwürdigkeiten eines Sozialdemokraten. 1. Bd. S. 129. Nach<br />

dem "Signalement" in den Geridttsakten war Bonhorst ,,72 1 /, ZoU" groß, seine Stirne<br />

»hoch", die Haare, Augenbrauen und der VoIIbart nlichtblond".<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />

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