10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
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dessem Direktor, Herrn Dr. Kleinau, ich ebenso verbunden bin wie seinem<br />
Mitarbeiter, Herrn Dr. Goetting.<br />
*<br />
Leonhard von Bonhorst, der vom August 1869 bis zum Juli 1870 als erster<br />
hauptamtlicher Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in <strong>Braunschweig</strong><br />
tätig war, entstammte einer in Nassau beheimateten Adelsfamilie.<br />
Sein Vater, ein ehemaliger Offizier, lebte in den für seinen Sohn entscheidenden<br />
Jugendjahren als Rechnungsrat der nassauischen Finanzverwaltung und später<br />
als Pensionär in Wiesbaden. Leonhard von Bonhorst wurde am 20. Juni 1840<br />
in Caub am Rhein geboren, wo er katholisch getauft und gefirmt wurde. Nach<br />
seiner Zeugenaussage im Leipziger Hochverratsprozeß bekannte er sich später<br />
zur deutschkatholischen Bewegung, die manche Berührungspunkte zur sozialen<br />
Demokratie aufzuweisen hatte 23). Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr im<br />
Elternhaus erzogen, besuchte er von 1858 bis 1860 das Realgymnasium zu<br />
Wiesbaden, um danach zwei Jahre am Polytechnikum, der heutigen Technischen<br />
Hochschule, in KarIsruhe zu studieren. Die Jahre 1862 bis 186, verbrachte er<br />
erneut im Kreise seiner Familie in Wiesbaden, wo er im Frühjahr 186, eine<br />
Maschinenagentur eröffnete. Wie aus dem Aufdruck seiner Briefbogen hervorgeht,<br />
handelte Bonhorst vor allem mit Nähmaschinen, daneben aber auch mit<br />
Graphit-Schmelztiegeln, Pottasche, Steingutröhren und Federmatratzen. Im<br />
Dezember 1868 mußte er sein Geschäft liquidieren, da ihn sein Eintreten für<br />
die Arbeiterbewegung, vor allem aber eine Bürgschaft für eine Arbeitergenossenschaft,<br />
an den Rand des finanziellen Ruins gebracht hatten 24). Nach einem<br />
weiteren Jahr, das er bei seinen Eltern verbrachte, rief ihn der Eisenacher Kongreß<br />
.an seine neue Wirkungsstätte in <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel.<br />
Bonhorst hat sich nach seiner eigenen Aussage vor dem <strong>Braunschweig</strong>er<br />
Untersuchungsrichter bereits mit 2'i Jahren den Problemen der Arbeiterbewegung<br />
zugewandt. Nach der Lektüre verschiedener "Gelegenheitsschriften"<br />
von Schulze-Delitzsch, Max Wirth u. a. bewegte ihn die Frage, wie man die<br />
"wirtschaftliche Lage des Arbeiterstandes" verbessern könne. "In Folge dessen",<br />
erklärte er .am gleichen Ort, "errichtete ich im Herbst 6, in Wiesbaden<br />
einen Consumverein und betheiligte mich an dem wenige Monate später von<br />
dortigen Arbeitern errichteten Arbeiter-Bildungs-Verein. In ersterm hatte ich<br />
die Buchführung, in dem letztem ertheilte ich unentgeltlichen Unterricht, hielt<br />
Vorträge über wissenschaftliche Gegenstände pp. Das Jahr 1866 brachte jedoch<br />
in dem Verlauf seiner Ereignisse und der Nachwirkungen eine Spaltung in den<br />
Elementen des Arbeiter-Bildungs-Vereins hervor." Diese Aussage scheint für<br />
den Charakter und die Ideale des jungen Bonhorst kennzeichnend: sie offen-<br />
23) Hochverratsprozeß S. 528.<br />
24) S. die Aussagen vor dem Untersuchungsrichter. Niedersächs. Staats archiv Wolfenbüttel.<br />
L Neu Abt. 38 A. Fb. 2 Nr. 36 VII; Bonhorst