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10 - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

widmen, war für einen Maler eine ungewöhnliche Aufgabe. Die mittelalterliche<br />

Bildformel einer Dreivereins in Menschengestalt kam für evangelisches Empfinden<br />

so wenig in Betracht wie der "Gnadenstuhl", das Motiv, das noch Dürer<br />

und Cranach gepflegt hatten. Man mußte schon ein Thema wählen, das allein<br />

Christus in voller Leibhaftigkeit zeigte, den Vater und den Geist nur in symbolischen<br />

Zusätzen sichtbar machte. Das ist hier geschehen. Der Altar ist vom<br />

Herzog Julius für St. Trinitatis bestellt worden.<br />

Nun wird das weitere Schicksal des Kunstwerks verständlich. Herzog Julius<br />

starb am 3. Mai 1589. Unter seinem Sohn und Nachfolger gab es alsbald viele<br />

Neuerungen. Für den alten Herrn war die kleine Marktsiedlung vor dem Kaisertor<br />

die Verwirklichung wenigstens eines kleinen Teiles eines großen Vorhabens<br />

gewesen: der Gründung einer mächtigen Großstadt "Gotteslager" . Sein Erbe<br />

sah in dem Torso nur eine Gefahr für die Festung WoUenbüttel und gedachte<br />

alles wieder abzureißen. 1590 war vorübergehend auch die eben vollendete<br />

Trinitatiskirche zum Abbruch bestimmt 8). Der Gemeinde in diesem Zeitpunkt<br />

nach dem Willen des verewigten Herzogs noch einen prächtigen Altar zu stiften,<br />

war also sinnlos geworden.<br />

Als man sich darüber klar wurde, hatte Vredeman offenbar noch ein anderes<br />

Werk in Arbeit: ein Denkmal des verstorbenen Landesherrn. Es muß als Triptychon<br />

mit einer biblischen Szene in einem Innenraum geplant gewesen sein.<br />

dessen Architektur sich auf den Flügeln fortsetzte. Der Auftrag ist wohl von<br />

der Herzoginwitwe Hedwig ausgegangen. Anzunehmen ist, daß nur erst die<br />

Seitenteile angefangen waren. Ihre Maße 9) paßten gut zu dem noch unvollendeten<br />

Bild für St. Trinitatis.<br />

Ein Kompromiß lag auf der Hand. Das für den ersten Zweck unnütz gewordene<br />

Gemälde und die Epitaph-Hügel wurden kombiniert. Man sah darüber<br />

hinweg, daß die Kreuzigung in freier Landschaft nicht ganz zu den Säulenhallen<br />

auf den Flügeln stimmte. Der niederländische Maler war damals im Aufbruch<br />

von Wolfenbüttel. konnte aber die Fertigstellung der Gemälde von <strong>Braunschweig</strong><br />

aus besorgen, wohin er für den Rest des Jahres verzog. In seiner<br />

Lebensgeschichte <strong>10</strong>) wird berichtet, er habe in <strong>Braunschweig</strong> eine Tafel zu<br />

einem Begräbnis gemacht; das kann also das Juliusepitaph gewesen sein. Aufgestellt<br />

worden ist es sicher in der Kapelle, die der Vater des Herzogs Julius<br />

über dem Erbbegräbnis seines Hauses bei St. Marien in WoIfenbüttel errichtet<br />

hatte. Sie ist nach wenigen Jahrzehnten beim Neubau der Marienkirche verschwunden;<br />

in der großen neuen Kirche hat das Epitaph als Ganzes keinen Platz<br />

mehr gefunden.<br />

Übrig blieb 1590 vom alten Plan des Trinitatisaltars die Umrahmung. Aber<br />

auch für sie hat sich sehr schnell eine neue Verwendung ergeben. Die Herzogin-<br />

8) Ebda .• Anm. 311.<br />

9) Im Rahmen je 145 x 60 cm.<br />

<strong>10</strong>) KareI va n Man der, Schilderboek. HaarIem 1604. BI. 206 v.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />

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