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10 - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

H. Der Wik<br />

Als die Stiftskirche und die Stiftsgebäude im Tal der Gande gebaut wurden,<br />

war der Ort keineswegs so einsam und unwirtlich, wie es uns die Gründungslegende<br />

glauben machen will. Schon die Hügelgräber auf den Höhen rundum<br />

Gandersheim berichten von einer vorgeschichtlichen Besiedlung 83).<br />

Roswitha selbst gibt uns zwei Hinweise: Einmal erzählt sie bei der Lichtervision<br />

von den Hirten, sie hätten in einer "parvula villa" gewohnt und sodann<br />

von Herzog Ludolf, daß er eine kleine Kirche in der Nähe besaß, womit sie die<br />

Klosterkirche von Brunshausen meinte 34).<br />

Das dritte Zeugnis verschwieg sie, bewußt oder unbewußt - den Wik von<br />

Gandersheim. Seine Bedeutung für die Frühgeschichte Gandersheims, seine<br />

Gründung und Entwicklung ist von Hans Goetting entdeckt, klar und überzeugend<br />

dargestellt worden 35). Die Ausführungen Goettings können hier nur<br />

dankbar übernommen und eingebaut werden, hinzuzufügen ist ihnen nichts.<br />

Ohne die Wikforschung ist die Gestalt der Stadt Gandersheim nicht zu verstehen.<br />

Die Lage der einzigen Pfarrkirche der mittelalterlichen Stadt<br />

- St. Georg - außerhalb der Stadtmauern muß unverständlich bleiben und zu<br />

seltsamen Deutungen Anlaß geben, wenn man die Ergebnisse der Wikforschung<br />

nicht kennt.<br />

Herzog Ludolf hatte mannigfache Gründe, das Familienstift an die heutige<br />

Stelle zu bauen. Er hatte in der Nähe einen Edelhof. Südludolfshausen, das wir<br />

nordwestlich der Georgskirche vermuten können. Wichtiger war der Handelsplatz,<br />

an dem reisende Kaufleute zusammenkamen, um Waren zu verkaufen<br />

oder zu tauschen. Hier im Tal der Gande trafen sich die großen Fernstraßen<br />

Vom Rhein zur EIbe - Westostrichtung - und von Frankfurt-Fulda nach Hildesheim<br />

- Südnordrichtung. Schließlich war hier der Ort eines aus heidnischer<br />

Zeit stammenden Heiligtums. Darauf deutet die Lage und Gestalt des Hügels,<br />

auf dem die St.-Georgs-Kirche liegt und noch heute schön und eindrucksvoll ein<br />

Blickfang ist; darauf die Nähe einer Salzquelle und schließlich die Reste eines<br />

Urnenfeldes, die man 1 S 62 unterhalb des Hügels beim Bau der St.-Georgs­<br />

Straße fand 36).<br />

Die St.-Georgs-Kirche bestand bereits in der Frühzeit des Stiftes und wird<br />

in ausgesprochenem Gegensatz zur Stiftskirche in der Zeit Kaiser Ottos II.<br />

33) F. Ni q u e t. Grundzüge der Vor- und Frühgeschichte des Kreises Gandersheim,<br />

in: Der Landkreis Gandersheim Bd. I, Bad Gandersheim 1958, S. 30 ff.<br />

S4) Hrotsvit, Primordia coenobii Gandeshemensis. s. Anm.4. Vers <strong>10</strong>5 (S.232)<br />

und Vers 188 (5.234).<br />

35) H. Go e t tin g. Die Anfänge der Stadt Gandersheim. s. Anm. 2. S. 39 ff,<br />

ferner ders .• Der Gandersheimer Kaufmannswik und die Entstehung der Stadt Gandersheim.<br />

in: Jubiläumsnummer des Gandersheimer Kreisblattes vom 1. 11. 1959.<br />

36) Hans P fe i f e r. Die St. Georgskirche in Gandersheim. in: Die Denkmalspflege<br />

Il. Jg. (1900) Nr. <strong>10</strong>.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />

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