10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
satz zu anderen Straßen - Fund in der alten Gasse 1958 -, wo die Platten<br />
40 cm maßen. Das aufblühende Stift ließ wohl den Kaufleuten ein näheres<br />
Heranrücken an das Stift wünschenswert erscheinen, auch fand sich hier ausreichend<br />
Raum für das Feilbieten der Waren.<br />
III. Der Markt<br />
Das Jahr 990 bringt das große Privileg Kaiser Ottos IlI.44), wonach die<br />
Äbtissin das Recht erhält "eigene und fremde Kaufleute und Käufer zum<br />
Markte zuzulassen und von ihnen den Marktzoll zu erheben". Nun tritt der<br />
Marktplatz, das forum an Stelle des bisherigen Straßenmarktes. Seine Gestalt<br />
und seine Lage wird vom Stiftsbezirk geprägt. Er wäre nichts ohne die Stiftskirche<br />
und die sie umgebenden Stiftsgebäude. Es kommt zu einem städtebaulichen<br />
Zusammenklang zwischen Marktplatz und Stiftskirche, indem der<br />
Markt an der west-östlichen Bewegungsrichtung des Kirchenschiffes teilnimmt.<br />
Wie eine breite Feststraße führt der Marktplatz auf das Domportal zu.<br />
Aber der Marktplatz schließt sich nicht einfach an die Stiftsburg an - wie<br />
der Straßenmarkt es tat. Er bricht unmittelbar in den Stiftbezirk ein. "Da<br />
reicht die Welt des Bürgers mit seinen Fachwerkgiebeln bis dicht an die monumentale<br />
Front des Domes" 45).<br />
Indem der Marktplatz sich langsam verschiebt und in den Stiftsbezirk hineinwächst,<br />
wird seine Ge!;talt bestimmt. Sie ist kein Rechteck, sondern setzt<br />
sich aus einem Quadrat im Westen und einem schmalen Rechteck im Osten<br />
zusammen. Der Marktplatz in Gandersheim entsteht auf Grund der räumlichen<br />
Bedingungen, die das Stift vorschreibt, er ist gewachsen, nicht konstruiert.<br />
Die Mauern der Stiftsburg müssen an dieser Stelle werst weichen. Äbtissin<br />
und Kapitel haben keinen Grund, sich gegen den Marktplatz abzugrenzen, denn<br />
es ist ihr Markt. Das Stift ist Gründer. Man kann sagen, der Stiftsbezirk<br />
erweitert sich um den Marktplatz. Richtiger müßte man wohl Marktsiedlung<br />
sagen, denn es geht nicht nur um einen Platz, sondern um Gebäude und Wohnungen.<br />
Eine planvolle Ordnung ist am Werk. "Der Markt war das Privileg<br />
des Grundherrn, ihm zinsten die Brot- und Fleischscharren, die Brauhäuser und<br />
Weinhäuser; sein Vogt schlichtete im Marktgericht die Händel, ordnete Maß<br />
und Gewicht. Die Gerichtslaube, die Urzelle des Rathauses, steht deshalb am<br />
Markt" 46). Noch war der Bürgerstand unfrei und dem Grundherrn hörig.<br />
Am Markt wachsen die neuen städtischen Gebäude empor: Rathaus, Marktkirche,<br />
Brot- und Aeischscharren.<br />
&4) Mon Germ. DO 1II Nr. 66 .<br />
• 5) G r u be r, Die Gestalt der deutschen Stadt, München 1952, S. 36 und S. 39.<br />
t8) Ebenda S. 34.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />
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