10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
waren Stiftsburg und Marktsiedlung nur zusammen zu verteidigen. Erst wenn<br />
die Stadt einen eigenen Mauerzug erhielt, war ihre Selbständigkeit - auch<br />
gegen die Äbtissin - gesichert. Erst der Bau des Marientores schuf diese Voraussetzung.<br />
Aber er ging zugleich darüber hinaus, denn nun lag der Stiftsbezirk<br />
innerhalb der Stadtmauer und war vom guten Willen der Bürger abhängig.<br />
Tatsächlich verdanken wir die Überlieferung der Urkunde von 1334 dem Vorfall,<br />
daß die Stadt im Papenkrieg 1454 Gegnern des Stiftes einen Einfall ermöglichte<br />
84). Ja, es kam soweit, daß der Äbtissin Gertrud von Regenstein (1504<br />
bis 1531) die Tore gesperrt wurden und sie nicht mehr ins Stift gelangen<br />
konnte 85).<br />
Was die Äbtissin Judith von Schwalenberg 1334 veranlaßte, die Zustimmung<br />
des Torbaues zu geben, wissen wir nicht. Wir können nur vermuten, daß<br />
sie sich bereden ließ, Geld brauchte oder daß der Herzog sie dazu bestimmte.<br />
Diesem Mauerring wurde später das Neue Dorf vorgelegt, das nach Mühes<br />
Ansicht 86) durch Zuzug der Einwohner des verlassenen Dorfes Abbatisconrod<br />
- bei Schachtenbeck gelegen - entstanden war. Schon 1273 erstmalig genannt<br />
87), blieb das Neue Dorf rechtlich außerhalb der Stadtgemeinde. 1433<br />
gestattete der Konvent des Marienklosters den Bau eines Grabens hinter dem<br />
Kloster 88). Er wird 1444 als der Neuendorfer Graben bezeichnet. Bei ihm stand<br />
auch ein Bergfried. Herzog Heinrich der Jüngere verstärkte die Befestigung an<br />
dieser Stelle. 1520 heißt es, daß "ein Teil der Marienkirche und des Klosterhofes<br />
zur Befestigung der Stadt Gandersheim genommen worden sind 89).<br />
Nachdem das Holenstratertor und das Tor neben der Burg verschwunden<br />
waren, wurde die Stadtmauer durch vier Tore unterbrochen und geschützt. 1345<br />
wird erstmalig das Hagentor genannt. Bertold de Angulo hatte ein Haus<br />
gebaut auf einer area "intra valvas indaginis Gandersem" 90). Das Tor bestand<br />
also aus zwei Toren, die die gesamte Neustadt einschlossen; allerdings zählte<br />
sie auf jeder Straßenseite nur acht Grundstücke. Das innere Tor stand unmittelbar<br />
neben der Burg (s. Merianstich), mit ihr durch eine Mauer verbunden. Noch<br />
1783 heißt es: "Von den Hagen Tbor oder Thurrn gehet eine starke Mauer bis<br />
unmittelbar an die Ecke des Amtshauses und durchschneidet den Amtsgraben"<br />
91).<br />
M) Nds. StAWb. Urk Abt. 6 Nr.467.<br />
8lI) Ha re n be rg a. a. O. S.9,O.<br />
86) M ü he a. a. O. S. 24.<br />
81) Nds. StA Wb. Urk Abt. 6 Nr. 82.<br />
118) Ebda. Urk Abt. 14 Nr. 82 und Abt. 41 Nr. 34.<br />
89) Ebda. Urk Abt. 14 Nr.191.<br />
80) Ebda. Urk Abt. H Nr.7.<br />
81) Acta iudicialia betr. die Wasserleitung aus dem in der Neustadt befindlichen<br />
Wallgraben in den Amtsgraben, im Gand. Heimatmuseum.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />
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