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10 - Digitale Bibliothek Braunschweig

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Grabungen erbrachten hier eine Wehranlage. d.ie im <strong>10</strong>. Jh. im Anschluß an einen<br />

älteren Ringwall zum Schutze der Pfalz Pöhlde errichtet sein dürfte.<br />

Auf der weiteren Fahrt durch das Eichsfeld machte Dr. Müll e r auf die Oberflächengestaltung<br />

und die von der Realteilung bestimmte Agrarnutzung aufmerksam.<br />

Nach dem trefflichen Mittagsmahl in Duderstadt besichtigten wir die Stadt. die Hauptstadt<br />

der "Goldenen Mark". die als ursprüngliches Reichsgut von Kaiser Otto 11.<br />

an das Reichsstift Quedlinburg geschenkt wurde. d.:nn im 13. Jahrhundert an die<br />

Welfen und im 14. Jahrhundert an da; Erzbistum Mainz als Lehen kam. bei dem es<br />

bis zur Säkularisation 1803 verblieb. Die Stadt entstand sdlon früh an der Kreuzung<br />

mittelalterlicher Handelsstraßen; sie war mit <strong>Braunschweig</strong>er Stadtrecht ausgestattet.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung Duderstadts im ausgehenden Mittelalter spiegelt sich<br />

im wohl erhaltenen Stadtbild: dem eigenartigen Rathaus. den beiden mächtigen gotischen<br />

Hallenkirchen. den langen Zeilen buntbemalter Fachwerkhäuser. Ein Gang<br />

über den erhaltenen Stadtwail des 16. Jahrhunderts bot immer wieder überraschende<br />

Ausblicke auf das Häuser- und Dächergewirr der Altstadt. Den Abschluß dieser<br />

besonders abwechslungsreichen Fahrt bildete ein Besuch der Ru i n e S c h a r z fe I s<br />

am südlichen Harzrand. Nach recht mühsamem Aufstieg zu der auf steilem Fels<br />

thronenden Burg berichtete Dr. Go e t tin g anschaulich. von alten Plänen unterstützt.<br />

über die reiche und wechselvolle Geschichte dieser als uneinnehmbar geltenden<br />

Reichsburg. die im 14. Jahrhundert an die Grafen von Hohnstein und nach deren Aussterben<br />

1>93 in den Besitz des Welfenhauses gelangte. In der im 17. Jahrhundert als<br />

Staatsgefängnis benutzten Burg wurde auch die Vertraute der Kurfürstin Sophie Dorothea<br />

von Hannover. Eleonore v. d. Knesebeck. bis zu ihrer abenteuerlichen Flucht im<br />

November 1697 in Haft gehalten. Erst im 7jährigen Krieg wurde die Burg Scharzfels<br />

1761 von französischen Truppen zerstört. Doch geben noch d.ie Trümmer ein deutliches<br />

Bild dieser mächtigen Bergfeste.<br />

Die dritte Studienfahrt führte an einem sonnendurchleuchteten Herbsttag am<br />

Sonnabend. dem 16. September 1961. nach Alt e nc e 11 e. Auf dem hohen Wall der<br />

Nienburg. der den Blick in das breite Allertal freigibt. sprach Dr. Th. Müll e r über<br />

die Geschichte dieser längst verschwundenen Stadt. die ihre Entstehung und Entwicklung<br />

der im frühen Mittelalter so außerordentlich bedeutsamen Handelsschiffahrt auf<br />

Oker. Aller und Weser verdankte. Die auf einer einst von der Aller umflossenen<br />

Geestnase liegende Nienburg war möglicherweise ein fränkischer Königshof. Der 500 m<br />

nördlich von ihr unmittelbar am steilen Geestrand gelegene Rundwall stammt den<br />

Scherbenfunden nach aus dem <strong>10</strong>. Jahrhundert. In ihm errichtete der Brunone Bruno VI.<br />

um 986 eine feste Burg. die über Lothar von Süpplingenburg an die Welfen kam.<br />

Nördlich der Burg lag am Westufer der Aller eine Handelsniederlassung. deren Lage<br />

durch die heute weit außerhalb des Dorfes befindliche Gertrudenkirche. wahrscheinlich<br />

eine Stiftung Heinrichs des Löwen. angedeutet und durch zahlreiche Flurnamen wie<br />

Wort. Meßdor. Dorenstrate oder Neumarkt bestätigt wird. Durch Burg und Handelsplatz<br />

entwickelte sich Altencelle zum Vorort der Südheide. Als <strong>Braunschweig</strong> um d.ie<br />

Mitte des 12. Jahrhunderts das Recht der freien Schiffahrt zur Nordsee erhielt. wurde<br />

Celle als einziger Stapelplatz. Umschlag- und Zollstätte bestimmt. Damals besaß<br />

Celle auch das Münzrecht und damit wohl auch das Marktprivileg: Stadtrecht erhielt<br />

es vor 1249. Rücksichten auf die Schiffahrt waren es auch. die den Herzog Otto den<br />

Strengen bewogen. 1292 Burg und Stadt weiter flußabwärts nach dem heutigen Celle<br />

ZU verlegen und die Bürger aufzufordern. in die neue Stadt umzusiedeln. Als Residenz<br />

des Fürstentums Lüneburg wurde der neuen Stadt eine schnelle Entwicklung beschert.<br />

Wir unternahmen einen Rundgang durch die Altstadt. deren geschlossenes spätmittelalterliches<br />

Bild den empfänglichen Beschauer immer wieder auf das tiefste beeindruckt.<br />

Besonders erfreulich war die Feststellung. daß die Celler Stadtverwaltung einsichtsvoll<br />

und tatkräftig für die Erhaltung dieses in seiner Art einmaligen Stadtbildes eintritt<br />

und bisher erfolgreich störende Neubauten verhindern konnte.<br />

202<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

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