10 - Digitale Bibliothek Braunschweig
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
Die erste Studienfahrt führte am Sonnabend. dem 27. Mai 1961. nach B run shau<br />
sen bei Gandersheim zur Besichtigung der unter Leitung von Dr. Goetting und<br />
Dr. Niquet auf dem früheren Klostergelände durchgeführten Grabungen. die wertvolle<br />
Aufschlüsse für die Frühgeschichte unserer Heimat erhoffen lassen. Dr. Go e t tin g<br />
erläuterte zunächst die Lage der Grahungsstelle auf dem das Durchbruchstal der<br />
Gande einengenden Sporn. auf dessen Westseite in früher Zeit die wichtige Straße von<br />
Frankfurt nach Hildesheim zog. die in ihrem weiteren Verlauf das alte Kloster Lamspringe<br />
und Salzdetfurth berührt. Auf diesem Talspom. der den Paß zwischen der<br />
Heberbörde im Norden. dem frühesten Sitz der Familie der Liudolfinger. und der Harzbörde<br />
im Süden beherrscht. stand die älteste klösterliche Niederlassung im südlichen<br />
Niedersachsen. Schon vor 785 stellten die Liudolfinger der Reichsabtei Fulda einen hier<br />
zu vermutenden Herrenhof zur Errichtung eines Missionsklosters zur Verfügung. Als<br />
dann der der gleichen Familie angehörende spätere Sachsenherzog Liudolf vor 850 das<br />
Familienstift und spätere Reichsstift Gandersheim gründete. fanden die Kanonissen<br />
hier bei dem älteren Fuldaer Missionskloster St. Bonifatii von 852 bis 881 eine vorläufige<br />
Unterkunft. Das im <strong>10</strong> Jh. an Gandersheim übergegangene Benediktinerkloster<br />
Brunshausen wurde um 1200 in ein Benediktiner-Nonnenkloster umgewandelt; die mit<br />
Benutzung älterer Anlagen in der Mitte deo 15. Jahrhunderts erbaute gotische Klosterkirche<br />
ist leider heute dem Verfall nahe.<br />
Die Ausgrabungen. die sich über mehrere Jahre erstrecken werden. wurden in der<br />
Nordwestecke des ehemaligen Klostergeländes im sogenannten .Großen Garten" angesetzt.<br />
Hier stieß Dr. N i q u e t auf die mörtellosen Grundmauern eines größeren. aus<br />
drei Räumen bestehenden Bauwerkes. dessen Zweck bestimmung noch nicht geklärt<br />
werden konnte. das aber sicher nicht kirchlichen Zwecken gedient hat. Wertvoll waren<br />
die hier und in mehreren ausgegrabenen Hütten und Abfallgruben gefundenen Scherben<br />
des 8. Jahrhunderts. einer in Niedersachsen bisher unbekannten Drehscheibenware.<br />
wie sie auch in den ältesten Horizonten der Fuldaer Grabungen und auf dem Büraberg<br />
vorkommt. Nach der Kaffeetafel am schön gelegenen Osterbergsee führten Pastor Dr.<br />
Kronenberg und Dr. Goetting die Teilnehmer durch die Gandersheimer Stiftskirche.<br />
wobei ersterer besonders auf die Zusammenhänge zwischen der Baugestaltung und der<br />
Ordnung des mittelalterlichen Gottesdienstes aufmerksam machte.<br />
Die zweite Studienfahrt am Sonntag. dem 20. August 1961. machte uns bei schönstem<br />
Sonnenschein mit dem Eie h s f eId bekannt. Schon die Anfahrt durch den Harz<br />
bot zwischen Langelsheim und Osterode eindrucksvolle Landschaftsbilder. nicht minder<br />
dann die R h u m e quelle. wo Dr. Th. M ü I I e r die Entstehung dieser größten deutschen<br />
Quelle aus der geologischen Gestaltung des westlichen Harzrandes erklärte.<br />
Zunächst aber wurde P ö h I d e erreicht. Auf dem Kirchplatz berichtete Dr. Go e t -<br />
tin g über die bewegte Geschichte der Kaiserpfalz. die hier einst stand. von der aber keine<br />
Baureste auf uns kamen. wenngleich auch hier die geplanten Grabungen sehr wahrscheinlich<br />
wertvolle Ergebnisse bringen werden. Als liudolfingischer Besitz wurde<br />
Pöhlde Reichsgut. Seit König Heinrich I. weilten viele deutsche Kaiser in dieser Pfalz.<br />
oft zur Feier des Weihnacht.festes. allein für Heinrich 11. ist neunmaliger Aufenthalt<br />
bezeugt. Dr. Goetting konnte auf eine ganze Reihe großer Ereignisse der Reichsgeschichte<br />
hinweisen. die sich in Pöhlde 3bgespielt haben. bis das Pöhlder Reichsgut am<br />
westlichen Harzrand in der bekannten Tauschaktion Friedrich Barbarossas 1154 an<br />
Heinrich den Löwen überging. Im Pfalzbezirk lag das von Heinrichs 1. Gemahlin Mathilde<br />
im <strong>10</strong>. Jahrhundert gegründete Benediktinerkloster Pöhlde. das mit großen Stiftungen<br />
ausgestattet wurde. Das spätere Prämonstratenserstift. das in den Bauernkriegen<br />
und nochmals im 30jährigen Krieg zerstört wurde. kam mit seinen Besitzungen<br />
ebenfalls in die Hände der Welfen. Eine Wanderung durch den hohen Buchenwald<br />
führte uns dann zu der auf der Höhe des Rotenbergs an einer früh geschichtlichen Straße<br />
gelegenen Burgstätte nKönig Heinrichs Vogelherd". Die von Dr. CI aus durchgeführten<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042500<br />
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