2012-02
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Aus dem Siegerland<br />
SEINE FRAU WOLLTE EINE ALTE PUPPE<br />
„Leidender“ Notarzt gründete Antquitätensammlung<br />
Foto: Dr. Horst Bach<br />
Stolze Sammler: Reinhild Schmitt mit einer Uralt-Lupe aus der<br />
Buchener Dorfschule, Eberhard Schmitt mit einem vorsintflutlichen<br />
Dia-Projektor, der noch mit Kerzenlicht bedient wurde.<br />
Buchen. In der Garageneinfahrt des schmucken Einfamilienhauses<br />
Pappelweg 9 im Siegener Stadtteil<br />
Buchen parkt wieder einmal ein Notarztwagen. Es<br />
handelt sich jedoch nicht um einen Notfall. Vielmehr hat<br />
der Notarzt gerade Ruhe. Denn hier sind Dr.med. Eberhard<br />
Schmitt und seine Gattin Reinhild zu Hause bzw. in ihrem<br />
Museum. Der 68-Jährige ist immer noch als Leitender Notarzt<br />
des Kreises Siegen-Wittgenstein im Einsatz.Außerdem<br />
fungiert Dr. Schmitt seit vielen Jahren als Feuerwehrarzt<br />
der Stadt Kreuztal.<br />
Schon beim Eintritt in den Flur fällt dem Besucher sofort<br />
eine Schulbank von „anno toback“ nebst Schreibuntensilien<br />
und einer alten Lesefibel auf. Spielzeug aus längst vergangenen<br />
Epochen ziert die Wände, ein uralter Holzschlitten wartet<br />
offensichtlich auf die Ausfahrt. Gebrauchsgegenstände<br />
aus Omas und Uromas Kinderzeiten verleihen der Diele ein<br />
musealesAmbiente. Man ist geneigt Umschau zu halten nach<br />
einem Kassenhäuschen, wo man sein Eintrittsgeld entrichten<br />
kann. Doch dem ist nicht so. Eberhard und Reinhild Schmitt<br />
sind nämlich „Jäger und Sammler“ aus Leidenschaft, immer<br />
auf der Suche nach Schnäppchen aus alten Zeiten. Keinen<br />
Bauernmarkt lassen sie aus, kein Trödelmarkt bleibt bei ihnen<br />
auf der Strecke. Der Leitende Notarzt erzählt, wie sich<br />
der Sammelvirus in seinem Haus plötzlich ausgebreitet hat.<br />
Angesteckt hat den „Leitenden“ gleichsam sein Frau: „Die<br />
lag mir vor dreißig Jahren immer mit dem Wunsch nach einer<br />
alten Puppe in den Ohren.“ Aus dem „Leitenden Notarzt“<br />
wurde da ein „leidender“, konnte der Medizinmann doch das<br />
gewünschte Exemplar nirgends auftreiben. Endlich wurde<br />
das Ehepaar bei einem Urlaub in Süddeutschland fündig.<br />
Das Puppensammeln entwickelte sich fortan zum großen<br />
Hobby von Reinhild Schmitt. Puppe und Co. folgten im<br />
Laufe der Jahre etliche Antiqitäten wie ein schmucker Kaufladen,<br />
ein alter Kochherd sowie Möbelstücke aus der Zeit der<br />
vorletzten Jahrhundertwende. Eberhard Schmitt spezialisierte<br />
sich derweil auf altes Blechspielzeug undAutos. Sein ganzer<br />
Stolz ist eine Märklin-Eisenbahn aus der Nachkriegszeit.<br />
Als die inzwischen verstorbene Lehrerin und Heimatfreundin<br />
Inge Jungclaußen ihren ganzen Schulnachlass an Eberhard<br />
Schmitt übergab, organisierte der stellv. Vorsitzende des Heimatvereins<br />
Sohlbach-Buchen damit anlässlich des 550-Jahre-<br />
Dorfjubiläums im vergangenen Sommer eine sehenswerte<br />
Ausstellung im Heimathaus. Damit wird auch gleichzeitig ein<br />
Problem der „Schmitt´schen Sammlungen“ deutlich: Was den<br />
Raumbedarf für die immer größer werdende Zahl an Museumsstücken<br />
betrifft, ist im Hause Schmitt Not(-arzt) am Mann.<br />
Alle Zimmer präsentieren sich bereits als themenbezogene<br />
Ausstellungsräume. Der Keller ist voll. Einige Gegenstände<br />
lagern auf dem „Ollern“, wie die Siegerländer ihre Speicher<br />
nennen. Auch das Heimathaus zieren inzwischen zahlreiche<br />
Leihgaben. Da ist wirklich der Notarzt gefragt. Dr.Horst Bach<br />
Ihr Partner fürs<br />
Wohnen und Bauen<br />
2/<strong>2012</strong> 25 Jahre durchblick 35