11.04.2024 Aufrufe

2012-02

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unterhaltung<br />

BEWEGUNGSDRANG<br />

Der gute alte Turnvater<br />

Jahn würde sich<br />

entzückt die Augen<br />

reiben, dürfte er es noch erleben!<br />

Was hat sich auf dem<br />

Gebiete seiner einstigen<br />

Ideen getan. Vor 200 Jahren<br />

schuf er den ersten Turnplatz<br />

auf der Berliner Hasenheide<br />

und demonstrierte mit seinen<br />

Mitstreitern seine Vorstellungen<br />

einer „Deutschen<br />

Turnkunst“. Jahn schuf zum<br />

großen Teil die Grundlagen<br />

Foto: wikipedia.de für einen bis heute gültigen<br />

Sportbetrieb.<br />

Zu unserer Schulzeit gehörte einmal in der Woche das<br />

Fach „Turnen“ mit zum Lehrplan und wurde als Leibeserziehung<br />

im Zeugnis aufgeführt. Sportarten wie Aerobic,<br />

Jogging, Squash, Stretching, Walking, Thai-Chi und Chi-<br />

Gong usw. kannten wir nicht. Ebenso Namen, die uns für eine<br />

vermeintlich optimale Bekleidung angepriesen werden,<br />

wie:Adidas, Nike, Puma, O`Neill, Reebok und wie sie auch<br />

immer heißen, die wir mit Sportlichkeit verbinden sollen.<br />

Bei uns taten es ein paar leichte Leinenschuhe, ein einfaches<br />

Oberteil und eine Turnhose. Sie sahen für die Mädels und<br />

Jungen gleich aus. Die Übungen hießen Laufen, Springen,<br />

Werfen. Wettläufe über eine Strecke von 50 Metern, mal<br />

mit Staffetten, mal mit Abklatschen oder einfach nur, um<br />

die Laufgeschwindigkeit zu messen. Beim Springen wurde<br />

der Weitsprung gewertet. Eine ausgehobene flache Grube<br />

mit Sand aufgefüllt war das Ziel. Ebenso wurde auch das<br />

Werfen bewertet, bei dem es auf die erzielte Weite ankam.<br />

Für beides musste ein Anlauf bis zu einer<br />

Startlinie genommen werden.<br />

Einmal in jedem Schuljahr fanden auf<br />

dem gewöhnlich außerhalb gelegenen<br />

Sportplatz die Bundes-Jugendspiele statt.<br />

Wir nannten es Sportfest. Der eine mochte<br />

es mehr, der andere weniger. Ich gehörte zur<br />

letzteren Spezies. Sport war überhaupt nicht<br />

mein Ding! Nun ja, schon damals gehörte es<br />

zum pädagogischen Pflicht- und Schulprogramm.<br />

Und wer mochte sich für die Dinge<br />

begeistern, die nur eine unliebsame Pflicht<br />

für uns darstellte. Doch seit einigen Jahren<br />

hat sich eine regelrechte Liebe zur „Ertüchtigung<br />

des Körpers“, wie es sich Turnvater<br />

Jahn wohl erträumte, entwickelt.<br />

Beginnend mit dem Bau von Hallenbädern<br />

konnte man sich, auch in kalten Jahreszeiten,<br />

im erwärmten Wasser entspannen und die Gelenke<br />

trainieren. In jedem Falle bietet schwimmen bis heute zu<br />

jeder Jahreszeit einen erfrischenden, belebenden Effekt.<br />

Außerdem lässt sich ein Wasserbecken nicht nur in waagerechter<br />

Brust- oder Rückenschwimmhaltung nutzen, nein,<br />

es ermöglicht beimAqua-Jogging dem Körper in aufrechter<br />

Haltung federleichte Bewegungsabläufe. Wohltuend wirkt<br />

sich oftmals ein mitangebotener Besuch in einem Dampfbad<br />

oder einer Sauna aus.<br />

Wer erinnert sich nicht an die anfänglichen Trimm-dich-<br />

Pfade, die zum fröhlichen Trimm-Trab animierten und begeisterten:Allerorts<br />

entstanden nach sportlichen Maßstäben<br />

entwickelte Parcoure in den Wäldern. Teilweise wurden sie<br />

bis in alle Ewigkeit an Wegrändern regelrecht zementiert.<br />

Dort galt es sich an Balken mit langausgestreckten Armen<br />

entlangzuhangeln, auf glitschigen Baumstämmen balancierend<br />

das Gleichgewicht auszutesten, um zu guter Letzt die<br />

Muskeln und Gelenke an irgendwelchen Vorrichtungen zu<br />

straffen, dehnen, entspannt zu schütteln, um sich nach aller<br />

Anstrengung wohlig-durchtrainiert zufrieden zu fühlen.<br />

Abgelöst wurden sie später von zahlreichen Fitnessunternehmungen.<br />

Der Volksmund nennt sie „Muckibuden“, die<br />

sich überall in Stadt und Land niederließen. Die Werbung<br />

versprach für die Kasteiung eines Körpers enorme und<br />

wahre Glücksgefühle. Fitness wurde überhaupt zum Nonplusultra,<br />

zu einem wahren Zauberwort, das sich generationsübergreifend<br />

über unsere Gesellschaft legte. Mit Fitness<br />

und Wellness sollen Körper, Geist und Seele in Einklang<br />

gebracht werden. Manch ein modern denkender und aufgeklärter<br />

Zeitgenosse erwarb sich mit der Mitgliedschaft<br />

in einem derartigen Tempel einen bisher nicht gekannten<br />

„Kick“. Und nach einem wandernden Bundespräsidenten,<br />

der in seiner Freizeit auf Schusters Rappen unterwegs war,<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

44 25 Jahre durchblick 2/<strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!