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2012-02

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Gesundheit<br />

Der Demenzkranke kann sich<br />

über Schmerzen nicht äußern,<br />

er sagt nicht, wo und wie sehr<br />

es schmerzt. Schreien, Stöhnen,<br />

Wimmern können indirekte Hinweise<br />

auf Schmerzen sein, ebenso<br />

wie Nahrungsverweigerung<br />

Auch Demenzkranke können<br />

verschiedene andere Erkrankungen<br />

haben, z.B. Diabetes mellitus,<br />

Nierenerkrankungen. Wie<br />

steht es hier mit der Dialyse? Osteoporose?<br />

Also alles chronische<br />

Langzeitkrankheiten!<br />

Wie ist es mit Operationen?<br />

Der Leistenbruch kann sicher bleiben,<br />

aber das Hüftgelenk macht<br />

sehr starke Schmerzen, bedingt<br />

Gehunfähigkeit, wie ist es mit einer<br />

Operation bei einem Krebsleiden,<br />

z. B. Bei Brustkrebs? Wie mit<br />

einer Chemotherapie? Gewichtige<br />

ethische Fragen!<br />

Das Prinzip ist: der Demenzkranke<br />

hat ein Recht auf Operation<br />

oder Chemotherapie, wenn<br />

dadurch sein Leiden gemindert<br />

wird! Im Einzelfalle ist das immer<br />

abzuklären.<br />

Der Demenzkranke<br />

und sein Auto<br />

Natürlich sind wir alle gute<br />

Autofahrer, wir fahren sicher,<br />

haben Übersicht, erkennen gefährliche<br />

Situationen früh genug<br />

und fahren defensiv, wir passen<br />

die Fahrgeschwindigkeit der<br />

Verkehrssituation an, können die Abstände zum nächsten<br />

Verkehrsteilnehmer genau abschätzen und reagieren auf<br />

gefährliche Situationen, schnell, sicher, mit Ruhe und mit<br />

Übersicht. So beurteilt ein Demenzkranker auch seine eigene<br />

Fahrtüchtigkeit, auch wenn er Kilometermillionär ist.<br />

Unser Auto ist ein wichtiges Glied in unserem sozialen Gefüge,<br />

und wer möchte schon darauf freiwillig verzichten?<br />

Schwierig ist es, einem Demenzkranken beizubringen, er<br />

möchte doch freiwillig auf seinen Führerschein verzichten,<br />

ihn abgeben, und sein Auto seinem Enkel schenken. Logische,<br />

verstandesmäßige Argumente sind hier sinnlos, niemand<br />

wird hier einsichtig, verzichtet auf seinen Führerschein<br />

und sein Auto freiwillig, das er in den vergangenen Jahren<br />

mehr gepflegt hat als....<br />

Hier muss man jetzt mit Geschick vorgehen, Argumente<br />

der Familie sind sinnlos, eine Logik ist fehl am<br />

Platze. Wohlwollende Freunde haben nichts zu sagen, der<br />

Hausarzt hält ja sowieso zu seiner Ehefrau, die Kinder<br />

sind nur scharf auf sein Auto. Am besten arbeitet man hier<br />

mit Tricks. Polizei, Behörden oder das Gericht stecken<br />

ja sowieso mit der Familie unter einer Decke und machen<br />

Ärger.<br />

Man sollte den Kranken ablenken, dasAuto fahruntüchtig<br />

machen, vielleicht die Batterie herausnehmen, die Zündkabel<br />

durchschneiden, „es fährt einfach nicht, es springt nicht<br />

an, siehst du doch, wer weiß, wie teuer die Reparatur werden<br />

wird!“ Wenn das einige Wochen durchgestanden wird, denkt<br />

der Kranke nicht mehr an sein Auto, und wenn er das Thema<br />

dann doch noch einmal kurz aufgreift, kann er abgelenkt<br />

und zu einem anderen Gesprächsthema übergeleitet werden.<br />

Aber tragisch ist es doch.<br />

Dr. Wolfgang Bauch<br />

2/<strong>2012</strong> 25 Jahre durchblick 61

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