2012-02
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Eine „ver-rückte“ Welt zeigt Gottfried Klör auf seinem Foto. Die eigentlich klaren Strukturen einer Küche sind hier<br />
verwirrend anders. Der Betrachter sieht nicht in einen Kühlschrank, sondern aus ihm heraus. Was macht dieArmbanduhr<br />
neben dem Joghurtbecher im Kühlfach? Zeit, Raum und Verstand scheinen hier anderen Gesetzen zu folgen. Ist<br />
die Person rechts im Bild gespiegelt? Sehen wir durch eine Glasscheibe? Sie steht irgendwie „neben“ sich. Kopflos scheint<br />
sie ins Leere zu greifen. Surreal, traumhaft und unwirklich mutet das Foto an, das man erst auf den dritten Blick enträtseln<br />
kann. Und doch könnte nach unseren Vorstellungen diese andere Welt für Demenzkranke Realität sein. Tessie Reeh<br />
DEMENZ<br />
Pflegeanforderungen und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
Der Arzt, der seinem Patienten mitteilt, er habe eine<br />
Demenz vom Alzheimer-Typ, lädt sich eine große<br />
Verantwortung auf, weil er mit dieser Diagnose das<br />
ganze Leben seines Patienten grundlegend verändert und in<br />
eine Richtung lenkt, die sich als Einbahnstraße erweist.Wenn<br />
er als Hausarzt den Menschen kennt, der ihm gerade gegenübersitzt,<br />
ist es um so schwerer, als wenn er als Facharzt<br />
durch verschiedene Tests die Richtigkeit seiner Diagnose<br />
beweist und damit seinen Auftrag erfüllt zu haben glaubt.<br />
Also kommt auf den Hausarzt die schwere Aufgabe zu, seinen<br />
Patienten auf dem weiteren Weg zu begleiten. Man weiß<br />
inzwischen, es gibt verschiedene Formen von Demenz, die<br />
nicht immer unbedingt mit dem Alter zu tun haben müssen,<br />
die ganz unterschiedlich zu behandeln sind und auch eine<br />
unterschiedliche Prognose haben. Die Demenz vom Alzheimer-Typ<br />
ist eine Krankheit desAlters und je älter ein Mensch<br />
wird, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er an<br />
einer solchen Demenz erkranken wird. Diese Wahrscheinlichkeit<br />
ist im 100. Lebensjahr praktisch 100%. Also: alt zu<br />
werden ist nicht immer ein Segen, es ist nicht festgelegt, bis<br />
zu welchem Alter das Alter tatsächlich ein gesegnetes ist.<br />
Nachdem die Diagnose jetzt gesichert wurde, beginnt die<br />
gewaltige ethische Herausforderung: für den betroffenen<br />
Menschen, wie er das neue Wissen um seine Zukunft mit<br />
zunehmender Hilfsbedürftigkeit verkraftet, für die Familie,<br />
die die unermessliche Verantwortung, die jetzt gleich auf sie<br />
zukommt, tragen muss, und für den mitfühlenden Hausarzt,<br />
der den Weg mit dem Kranken und seinen Angehörigen ge-<br />
54 25 Jahre durchblick 2/<strong>2012</strong>