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2012-02

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Gesundheit<br />

Eintreten einer Demenzerkrankung nicht mehr den Willen<br />

des Autors ausdrückt.<br />

Es kann jetzt auch sein, dass man zu dem Entschluss<br />

kommt, keine Patientenverfügung zu erstellen. Da gibt es<br />

die unkomplizierte Möglichkeit einer Betreuungsverfügung<br />

oder einer Vorsorgevollmacht. Ein Betreuer vertritt dann<br />

die Interessen seines Klienten in Übereinstimmung mit den<br />

Familienangehörigen oder das Vormundschaftsgericht entscheidet.<br />

Empfehlungen zum Umgang mit Schuldgefühlen<br />

von Angehörigen bei der Betreuung und Pflege<br />

Oft genug müssen Angehörige 24 Stunden am Tage für<br />

die Kranken bereitstehen und ihre eigenen Bedürfnisse<br />

zurückstellen. Das können je nach Fall ungeheuere Belastungen<br />

sein, bei denen die Pflegenden nicht selten einfach<br />

überfordert sind und in einer Weise reagieren, wie sie es<br />

eigentlich so nicht wollten. Gerade das kann zu Schuldgefühlen<br />

führen, die sogar in Schuldzuweisungen enden.<br />

Jetzt wäre zu unterscheiden zwischen subjektiver und objektiver<br />

Schuld. Bei der objektiven Schuld handelt es sich<br />

um eine Nachlässigkeit, einen Fehler in der Betreuung und<br />

Pflege, vielleicht um ein wirkliches Ausrasten oder eine<br />

Tätlichkeit, weil in diesem Moment die Beherrschung verlorengegangen<br />

ist. Bei einer subjektiven Schuld ist es nur<br />

ein Schuldgefühl, irgendetwas getan oder gesagt zu haben,<br />

was vielleicht nicht gerade passend war, oder etwas nicht<br />

gesagt oder getan zu haben, was man eigentlich von der<br />

pflegenden Person erwartet hätte<br />

Es ist als Außenstehender nicht zu beurteilen, welche<br />

körperliche oder psychische Belastung mancher Pflegende<br />

auszuhalten hat. Die Forderungen in der Pflege<br />

stehen dann den Ansprüchen in der eigenen Familie entgegen,<br />

und letztlich kann man dann beiden Anforderungen<br />

nicht mehr genügen. Dieser Zwiespalt kann sich so hochschrauben,<br />

dass sich Fehler einstellen, dass Dinge nicht<br />

erledigt werden, leichtfertig etwas zerstört wird oder<br />

handgreifliche Aggressionen sich entladen. Bei den subjektiven<br />

Schuldgefühlen handelt es sich meist um lange<br />

unterdrückte und nicht ausgelebte Bedürfnisse. Es wäre<br />

hier nach den Motiven für die Übernahme der Pflege zu<br />

fragen. War es eine Wiedergutmachung? Eine Handlung<br />

aus Dankbarkeit? „Meine Mutter war immer für mich da,<br />

hat mir immer bei meinen Schwierigkeiten und Problemen<br />

geholfen.“ Oder bestand ein Druck von außen? Z.B.<br />

von den Geschwistern? „Du kannst es von uns allen am<br />

ehesten finanziell leisten, du bist gut versorgt.“ Hier ist es<br />

jetzt wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, ob tatsächlich<br />

die eigenen Bedürfnisse gerechtfertigt sind. Auch<br />

wenn die Pflege schwierig wird, darf es nicht sein, dass<br />

für einzelne Pflegepersonen die Selbstaufgabe die Konsequenz<br />

ist. Es ist immer wichtig, dass sich Pflegende zur<br />

eigenen Unterstützung Hilfe von außen holen, dauerhaft.<br />

Wenn man seine Schuldgefühle nicht bewältigen kann, ist<br />

es möglich, dass die Pflege überfürsorglich noch gesteigert<br />

und intensiviert wird oder dass man sich wünscht, der<br />

oder die Kranke möge doch endlich von seinem oder von<br />

ihrem Leiden erlöst werden . Um gut für den Kranken da<br />

sein zu können, muss der/die Pflegende auch Zeit für sich<br />

selber haben, seine eigenen Bedürfnisse befriedigen. Das<br />

ist auf jeden Fall legitim. Das Gespräch mit einer Selbsthilfegruppe,<br />

mit dem Hausarzt oder einer Beratungsstelle<br />

wäre hier wichtig. Die Ursachen der Schuldgefühle sollten<br />

wegen der prinzipiellen Bedeutung für die weitere Lebensplanung<br />

herausgearbeitet werden. Ehrliche, hingebungsvolle<br />

Pflege kann eine erhebliche Belastung sein,<br />

bis zur persönlichen Katastrophe führen, kann aber auch<br />

eine unendliche Beglückung und ein Geschenk sein.<br />

Empfehlungen zum Umgang mit medizinischer<br />

Behandlung bei Demenz<br />

Die technischen und praktischen Möglichkeiten der modernen<br />

Medizin sind so immens gewachsen, dass man sich<br />

als Fachmann kaum noch darin zurechtfindet. Vor diesem Dilemma<br />

stehen auch die pflegenden Angehörigen. Sie erleben<br />

dann dieAussage: „Sie wollen das doch wohl nicht ihrem demenzkranken<br />

Vater zumuten?“ Oder man wundert sich über<br />

die gegenteilige Verfahrensweise, dass für den Kranken ohne<br />

Bedenken die Hochleistungsmedizin in Gang gesetzt wird.<br />

Es muss also wieder eine Entscheidung getroffen werden.<br />

Was ist jetzt gut für meinen Vater?<br />

Auch ein weites Dilemma macht Probleme: der Kranke<br />

kann sich nicht über die Intensität der Schmerzen äußern,<br />

auch will er prinzipiell keinen Arzt konsultieren, weil er die<br />

Notwendigkeit einer Behandlung nicht einsieht. Was ist zu<br />

tun?<br />

Vor dem Grundgesetz sind alle Menschen gleich. Die körperliche<br />

Unversehrtheit jedes Menschen ist festgeschrieben,<br />

jedem steht die gleiche medizinische Basisversorgung zu,<br />

niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.<br />

Das bedeutet: Jede Behandlung, die man einem Nicht-<br />

Demenzkranken anbietet, oder die ihm zusteht, muss man<br />

auch einem Demenzkranken anbieten oder allenfalls eine<br />

gleichwertige andere Therapie. Alle krankheits- und lebensgeschichtlich<br />

bedingtenVeränderungen , die nicht demenziell<br />

Erkrankte betreffen können, sind auch bei Demenzkranken<br />

möglich und bedürfen gegebenenfalls das Gesamtspektrum<br />

geeigneter Hilfen und Maßnahmen.<br />

In dieser Situation des richtige Maß, die richtige Entscheidung<br />

zu treffen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe.<br />

Aber verschiedene Dinge sind unstrittig, obwohl man daran<br />

nicht so gleich denkt:<br />

Zahnbehandlung, sitzt die Prothese richtig und ist sie<br />

gut gepflegt?<br />

Ist augenärztliche, ohrenärztliche, urologische oder gynäkologische<br />

Behandlung notwendig?<br />

Frage der Grippeschutzimpfung: Eine Lungenentzündung<br />

im Zusammenhang mit einer Grippe kann tödlich sein!<br />

60 25 Jahre durchblick 2/<strong>2012</strong>

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