Fachtagung 2010 - BQM
Fachtagung 2010 - BQM
Fachtagung 2010 - BQM
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Fachtagung</strong>sdokumentation <strong>2010</strong><br />
schon fast der Integrationsverweigerung<br />
verdächtig. In anderen Ländern ist es voll-<br />
kommen unüblich, solche Dinge, die<br />
eigentlich mit der Bewerbung nichts direkt<br />
zu tun haben, überhaupt im Lebenslauf zu<br />
erwähnen. Das ist sehr stark kulturell ver-<br />
bunden und da brauchen wir gar nicht so<br />
weit zu gehen. Selbst in der Schweiz oder<br />
in Frankreich, zwei Länder, die ich jetzt<br />
relativ gut kenne, selbst da merken sie<br />
riesen Unterschiede, in der Art und Weise<br />
wie eine Bewerbung verfasst wird. Und<br />
wenn sie dann von noch wesentlich<br />
weiteren Hintergründen kommen und<br />
auch vielleicht die Eltern ihnen dieses<br />
Wissen nicht zur Verfügung stellen<br />
können, haben sie natürlich ganz, ganz<br />
große Schwierigkeiten, hier sich richtig zu<br />
verkaufen. Weil das Wissen um das, was<br />
es für eine erfolgreiche Bewerbung<br />
braucht, wird eben sehr, sehr stark auch<br />
über das Elternhaus vermittelt. Hier also<br />
wiederum ein struktureller Nachteil.<br />
Hier sind also die Schulen in Zusammen-<br />
arbeit mit den Arbeitsämtern gefragt, das<br />
systematisch als zentralen Bestandteil des<br />
Lehrplans zu vermitteln. Das wird ja zum<br />
Teil auch bereits gemacht.<br />
Und natürlich können auch hier die<br />
Mentoren wiederum sehr, sehr viel leisten,<br />
weil sie dieses Wissen letztendlich auch<br />
den Jugendlichen vermitteln können.<br />
Der dritte Faktor – auch heute bereits<br />
schon mehrfach angesprochen worden,<br />
von Ihnen Frau Bürgermeisterin beispiels-<br />
weise – ist die Diskriminierung. Und das<br />
ist der Bereich, der mich persönlich in den<br />
letzten vier Jahren am stärksten über-<br />
rascht hat. Als wir unsere Länderstudie<br />
vor fünf Jahren zu Deutschland zum ersten<br />
Mal durchgeführt haben, da hieß es immer<br />
Bildung, Bildung, Bildung. Und Dis-<br />
kriminierung wurde auch nicht so als<br />
Problem wahrgenommen. Im Übrigen<br />
noch nicht mal von den Zuwanderern<br />
damals in den Gesprächen, die wir geführt<br />
hatten mit den Zuwanderern selbst und<br />
den verschiedenen Assoziationen, die hier<br />
tätig sind. Ich habe das dann auch so in<br />
den Bericht übernommen: Ja, also Dis-<br />
kriminierung wird nicht so als Problem<br />
wahrgenommen. Es gibt auch keine Studie<br />
dazu. Im Übrigen ist hier nach wie vor<br />
eine große Forschungslücke hier in<br />
Deutschland. Die Studie aus Konstanz<br />
zeigt eigentlich eher auf, unter welchen<br />
Voraussetzung keine Diskriminierung be-<br />
steht als unter welchen Voraussetzungen<br />
Diskriminierung besteht.<br />
21