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phantast14

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teren Gassen zwischen den hoch<br />

aufragenden Lagerhäusern und<br />

folgte dem bunten Licht, das ihm<br />

entgegenfloss. Langsam fing er<br />

an, sich darüber Gedanken zu<br />

machen, was er hier eigentlich<br />

tat. Bisher hatte er nämlich nicht<br />

den geringsten Schimmer, wie er<br />

die Sache angehen konnte. Oder<br />

sollte er sich einfach nur treiben<br />

lassen? So, wie er es in den letzten<br />

beiden Tagen getan hatte, als<br />

er beschlossen hatte, auf dem<br />

chinesischen Frachter anzuheuern.<br />

Der Kapitän des Schiffes, ein<br />

hagerer Asiat mit grellrotem<br />

Haar, hatte sich als alter Hase im<br />

Schmuggelgeschäft herausgestellt.<br />

Natürlich ging es um Drogen.<br />

Die Yakuza, hatte er Cross<br />

erklärt. Wenn du im Sprawl etwas<br />

erreichen möchtest, dann musst du<br />

dich mit den Yaks organisieren.<br />

Und so lief auch das Geschäft.<br />

Gehüllt in ihre teuren, schnittigen<br />

schwarzen Anzüge, tauchten<br />

die Yaks auf, waren Geschäftsleute<br />

und Kriminelle in einem<br />

und sorgten dafür, dass ganze<br />

Schiffsladungen an Porno-Stims,<br />

psychotropen Softs und<br />

Headburnern ihren Weg auf den<br />

Schwarzmarkt oder die Chefetagen<br />

der Konglomerate fanden.<br />

Die Yakuza. Aber wie sollte<br />

Cross an diese verschwiegenen,<br />

traditionsgeilen Geschäftsleute<br />

herankommen? Er hatte den<br />

Chinesen zwar dafür bezahlen<br />

können, seine ID im japanischen<br />

Verwaltungssystem für registriert<br />

erklären zu lassen, aber für<br />

einen Kontrakt mit den Yaks war<br />

sein Stick dann doch nicht prall<br />

genug gefüllt gewesen.<br />

Ich werde sie schon noch finden,<br />

redete er sich ein. Ich muss einfach<br />

nur in den heißesten,<br />

schmutzigsten und aufregendsten<br />

Club im Sprawl gelangen,<br />

dann wird sich das eine schon<br />

aus dem anderen ergeben.<br />

Endlich hatte er den Hafen hinter<br />

sich. In der Grauzone vermischte<br />

sich der eigenartige Geruch aus<br />

Metall und Meer, der ihm am<br />

Hafen allgegenwärtig erschienen<br />

war, mit dem Regen der Straße.<br />

Ein elektrischer Wald breitete<br />

sich nun um ihn herum aus und<br />

brannte sich förmlich als Abbild<br />

auf seiner Retina ein. Geblendet<br />

vom künstlichen Licht, rauschte<br />

er durch die Straßen, ließ sich<br />

vom Strom tragen. Die Menschen<br />

waren überall und schienen doch<br />

nirgendwo. Ihre Körper wogten<br />

unentwegt, aber ihre Geister<br />

blieben ihm verschlossen. Er kam<br />

an endlosen Galeriefassaden<br />

vorbei, in denen jede nur erdenkliche<br />

Ware angepriesen wurde,<br />

zuzüglich zu einigen Dingen, die<br />

er in seinem Leben noch nie zuvor<br />

gesehen hatte.<br />

Auf den Straßen mühte sich ein<br />

Strom chromblitzender Fahrzeuge<br />

damit ab, endlich vorwärtszukommen,<br />

während an jeder<br />

Straßenecke zahlreiche Drohnen<br />

den Verkehr zu regeln versuchten<br />

oder mit großflächigen Videoschirmen,<br />

auf denen Nachrichten<br />

und Werbespots flimmerten,<br />

die Menge beschallten.<br />

Cross taumelte orientierungslos<br />

umher, marschierte einige Blocks<br />

weit und warf dabei immer wieder<br />

einen Blick zu den pulsie-<br />

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