phantast14
phantast14
phantast14
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
_______________________________________________________________________________________________<br />
suchst?“, fragte der andere ruhig.<br />
Cross nickte bestätigend.<br />
„Sie muss sicherlich eine schöne<br />
Frau sein, wenn du eine so weite<br />
Reise wegen ihr gemacht hast.“<br />
Woher wusste der Typ, woher<br />
Cross kam? Aber nein. Er vermutete<br />
nur, dass Cross ein Fremder<br />
war. Es war ja auch nicht schwer,<br />
auf diese Schlussfolgerung zu<br />
kommen, schließlich war er kein<br />
Japaner. Und waren nicht alle<br />
irgendwie fremd in der Wahrnehmung<br />
des jeweils anderen?<br />
Cross schüttelte den Kopf.<br />
Zu viel Wirklichkeit ist benebelnd,<br />
schien es ihm, aber er<br />
wusste nicht, warum er daran<br />
dachte.<br />
„Also. Wenn du sie finden möchtest,<br />
dann müssen wir los“, sagte<br />
Musashi und schritt wieder zu<br />
seinem Motorrad. „Hast du denn<br />
einen Anhaltspunkt, dem wir<br />
folgen können?“ Cross dachte<br />
nach, während er sich ebenfalls<br />
wieder auf das Motorrad setzte.<br />
Als er Musashi allerdings nicht<br />
antwortete, startete dieser, ohne<br />
etwas Weiteres zu sagen, den<br />
Motor und fuhr mit Cross auf<br />
der Maschine in die Dunkelheit<br />
davon.<br />
Du musst dich erinnern, Cross.<br />
Wenn du sie finden willst, dann<br />
brauchst du deine Erinnerungen.<br />
Der Fahrtwind trieb ihm Tränen<br />
in die Augen. Langsam rannen<br />
sie sein kaltes Gesicht entlang,<br />
dehnten sich zu einem kleinen,<br />
filigranen Rinnsal aus und verschwanden<br />
schließlich in der<br />
grauen Röhre des Tunnels, durch<br />
den sie hindurchrauschten. Genauso<br />
wie seine Erinnerungen.<br />
Sie perlen davon, werden eingesogen<br />
in den düsteren Schlund der Vergessenheit.<br />
Und wenn sie alle fort<br />
sind, dann werde ich sie niemals<br />
wiederfinden. Mich selbst finden.<br />
Erinnere dich, Cross.<br />
Stacy hatte SimStim geliebt. Sie<br />
hatte davon geträumt, ein Sim-<br />
Stim-Star zu werden, so wie es<br />
wohl jedes Mädchen mindestens<br />
einmal im ihrem Leben träumte.<br />
Aber wenn man aus einer trostlosen<br />
Asphaltwüste kam, in den<br />
Tag hinein lebte, von einem Bild<br />
ins nächste, aneinandergereihte,<br />
einsame Momente, ohne Sinn<br />
und Verstand, dann blieb es<br />
meist ein Traum. Aber war dieser<br />
Traum denn weniger wirklich<br />
als das Dasein selbst, das<br />
man tagtäglich über sich ergehen<br />
ließ?<br />
Mit einem Schulterklopfen machte<br />
Cross sich bei dem Japaner<br />
bemerkbar. Langsam drosselte<br />
dieser die Geschwindigkeit, und<br />
sie kamen zwischen den hoch<br />
aufragenden Schatten gleichförmiger<br />
Wohnblocks, die aus der<br />
Luft vom sprawlweiten Drohnennetzwerk<br />
versorgt wurden,<br />
zum Stehen. Irgendwo über<br />
ihnen zog ein Zeppelin lautlos<br />
seine Bahnen, und sein leuchtender<br />
Reklameschirm sah aus wie<br />
ein Gemälde, das einsam über<br />
den Himmel zog.<br />
„SimStim. Stacy kannte diesen<br />
Typen, einen Japaner. Er hat sie<br />
mit nach Neo Tokyo genommen.<br />
Er stellt SimStims her. Hat da so<br />
einen Laden in Shinjuku, in der<br />
Nähe des alten Bahnhofs. Glaube<br />
ich zumindest. Es muss einfach<br />
stimmen ...“<br />
_______________________________________________________________________________________________<br />
151