phantast14
phantast14
phantast14
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
_______________________________________________________________________________________________<br />
PHANTAST: Würdest Du sagen,<br />
dass Kurzgeschichten zu schreiben<br />
mehr Kreativität und Phantasie<br />
erfordert, weil der Autor<br />
von Kurzgeschichten sich ständig<br />
einen neuen Plot, ein anderes<br />
Szenario einfallen lassen muss,<br />
während der Roman-Autor eine<br />
Weile an einer Idee festhalten<br />
kann.<br />
Frank Hebben: Vor allem mehr<br />
Können. Kurzgeschichten, die<br />
eine Resonanz, einen Nachhall<br />
im Kopf erzeugen, sind selten –<br />
und schwer zu schreiben. Man<br />
kann es nicht erzwingen. Anders<br />
als bei einem Roman, bei dem<br />
man Plotstrukturen wie die Heldenreise<br />
oder den Drei- oder<br />
Fünfakter schamlos anwenden<br />
kann und bei denen auf den ersten<br />
dreißig, vierzig Seiten erst<br />
mal gar nicht viel passieren<br />
muss, leben (!) Kurzgeschichten<br />
von guten Protagonisten, die<br />
sofort fesseln, von einer genialen<br />
Idee – oder eben vom guten<br />
Schreibstil. Ich bastle derzeit an<br />
einer neuen Erzählung, die in der<br />
freien Natur spielt, genauer: Eine<br />
Frau stapft seitenlang durch den<br />
Wald. Interessant? Kommt drauf<br />
an! Das kann man eben mit gutem<br />
Stil hinkriegen, so eine Hintergrundspannung,<br />
eine ‚Tension‘<br />
mitaufbauen, die zwischen<br />
den Zeilen schwebt. Form<br />
follows function. Thematisch<br />
jetzt mehr so: Stalker, Picknick<br />
am Wegesrand. Alles noch recht<br />
wacklig, aber ich glaube, ich<br />
krieg’s hin.<br />
PHANTAST: Hast Du Schreibrituale?<br />
So etwas wie zu einer bestimmten<br />
Tages- oder Nachtzeit<br />
zu schreiben, eine passende Musik<br />
zur Szene zu hören. Oder<br />
schreibst Du ablenkungsfrei in<br />
vollkommener Klausur, allein,<br />
nur Du, Dein Schreibwerkzeug<br />
und die Story?<br />
Frank Hebben: Anders als meine<br />
Kollegen komponiere ich meine<br />
Texte: Ich nehme Beschreibungen,<br />
die Dialoge, die ich schon<br />
vorher aufgeschrieben habe, und<br />
niete sie zusammen. Ich führe<br />
immer ein Notizbuch mit mir, in<br />
das ich jeden Tag neue (Halb-)<br />
Sätze reinschreibe – an der Bushaltestelle,<br />
im Supermarkt.<br />
Überall. Und dann ins Dokument<br />
abtippe, das nach Szenen<br />
geordnet ist. Dafür brauche ich<br />
keine Extra-Software: Die losen<br />
Überschriften, die Suchfunktion<br />
reichen mir.<br />
PHANTAST: Das Vorwort zu<br />
Maschinenkinder hat Myra Ҫakan<br />
geschrieben und erwähnt, dass<br />
_______________________________________________________________________________________________<br />
52