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phantast14

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PHANTAST: Würdest Du sagen,<br />

dass Kurzgeschichten zu schreiben<br />

mehr Kreativität und Phantasie<br />

erfordert, weil der Autor<br />

von Kurzgeschichten sich ständig<br />

einen neuen Plot, ein anderes<br />

Szenario einfallen lassen muss,<br />

während der Roman-Autor eine<br />

Weile an einer Idee festhalten<br />

kann.<br />

Frank Hebben: Vor allem mehr<br />

Können. Kurzgeschichten, die<br />

eine Resonanz, einen Nachhall<br />

im Kopf erzeugen, sind selten –<br />

und schwer zu schreiben. Man<br />

kann es nicht erzwingen. Anders<br />

als bei einem Roman, bei dem<br />

man Plotstrukturen wie die Heldenreise<br />

oder den Drei- oder<br />

Fünfakter schamlos anwenden<br />

kann und bei denen auf den ersten<br />

dreißig, vierzig Seiten erst<br />

mal gar nicht viel passieren<br />

muss, leben (!) Kurzgeschichten<br />

von guten Protagonisten, die<br />

sofort fesseln, von einer genialen<br />

Idee – oder eben vom guten<br />

Schreibstil. Ich bastle derzeit an<br />

einer neuen Erzählung, die in der<br />

freien Natur spielt, genauer: Eine<br />

Frau stapft seitenlang durch den<br />

Wald. Interessant? Kommt drauf<br />

an! Das kann man eben mit gutem<br />

Stil hinkriegen, so eine Hintergrundspannung,<br />

eine ‚Tension‘<br />

mitaufbauen, die zwischen<br />

den Zeilen schwebt. Form<br />

follows function. Thematisch<br />

jetzt mehr so: Stalker, Picknick<br />

am Wegesrand. Alles noch recht<br />

wacklig, aber ich glaube, ich<br />

krieg’s hin.<br />

PHANTAST: Hast Du Schreibrituale?<br />

So etwas wie zu einer bestimmten<br />

Tages- oder Nachtzeit<br />

zu schreiben, eine passende Musik<br />

zur Szene zu hören. Oder<br />

schreibst Du ablenkungsfrei in<br />

vollkommener Klausur, allein,<br />

nur Du, Dein Schreibwerkzeug<br />

und die Story?<br />

Frank Hebben: Anders als meine<br />

Kollegen komponiere ich meine<br />

Texte: Ich nehme Beschreibungen,<br />

die Dialoge, die ich schon<br />

vorher aufgeschrieben habe, und<br />

niete sie zusammen. Ich führe<br />

immer ein Notizbuch mit mir, in<br />

das ich jeden Tag neue (Halb-)<br />

Sätze reinschreibe – an der Bushaltestelle,<br />

im Supermarkt.<br />

Überall. Und dann ins Dokument<br />

abtippe, das nach Szenen<br />

geordnet ist. Dafür brauche ich<br />

keine Extra-Software: Die losen<br />

Überschriften, die Suchfunktion<br />

reichen mir.<br />

PHANTAST: Das Vorwort zu<br />

Maschinenkinder hat Myra Ҫakan<br />

geschrieben und erwähnt, dass<br />

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